Unwetter in Billigheim: Schutzmaßnahmen "konnten nicht greifen"
In Allfeld wurden gestern noch Schäden des Unwetters beseitigt - und Vorkehrungen für den nächsten Regen getroffen

Der "Schloßberg" in Allfeld wurde beim Unwetter in der Nacht auf Montag komplett unterspült...
Von Stephanie Kern
Allfeld. "Stellen Sie sich mal zehn Putzeimer aufeinander gestapelt vor", dieses eindrucksvolle Bild benutzte gestern Billigheims Gesamtkommandant Dirk Kochendörfer, um die unglaubliche Menge Regenwasser begreiflich zu machen, die am Sonntag auf Allfeld niedergeprasselt ist. Bis zu 115 Liter pro Quadratmeter! Die Schäden sind wohl noch einige Zeit zu sehen, Feuerwehr und THW Adelsheim waren gestern noch mit Aufräumarbeiten und ersten Sicherungs- sowie Vorsichtsmaßnahmen beschäftigt.
"Das THW baut Stege, damit die Bewohner des Schloßbergs wieder in ihre Häuser kommen", berichtete Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr gestern. Die Häuser an sich sieht Billigheims Bürgermeister Reinhold Berberich "nicht gefährdet". Sicherheitshalber wurden die Bewohner eines Hauses, das direkt an der Schefflenz liegt, in einer Privatwohnung in Allfeld untergebracht. Die Ortsdurchfahrt wurde unterdessen vom letzten Schmutz befreit und ist noch nicht frei gegeben, die Kinder gingen gestern auch wieder in die Schule, der Kindergarten (in der besonders betroffenen Straße "Schloßberg" gelegen) ist auch wieder geöffnet. Der Busverkehr war gestern in Allfeld noch nicht möglich, heute soll es wieder rollen. "Wir tun, soviel wir können", sagt Jörg Kirschenlohr. Vieles sei auch schon geschafft worden. Und da will Kirschenlohr noch einmal besonders die ehrenamtlichen Helfer von THW, Feuerwehr und DRK loben. Aber auch die Nachbarschaftshilfe sei (im gesamten Landkreis) "phänomenal".
Unterdessen melden sich Billigheimer Bürger und bemängeln, dass das Hochwasserrückhaltebecken zwischen Schefflenz und Katzental nicht genutzt wurde. "Das stimmt so nicht", sagt Berberich. Denn die Technik für den Hochwasserschutz werde nur aktiviert, wenn der Pegel des Bachs von Schefflenz kommend steige. "Aber in Schefflenz hat es kaum geregnet", erklärt Berberich. Der enorme Regenguss war auf Allfeld und Billigheim konzentriert - die Schutzmaßnahmen kurz vor Katzental "konnten nicht greifen". "Vorbeugend" darf man einen Fluss nicht stauen. Und auch in Allfeld konnte man gar nicht so schnell reagieren: "Jeder wusste, dass der Regen kommt. Aber keiner dachte, dass man in Allfeld die Geländer abbauen und die Dammbalken setzen muss." Auch nicht die Privatleute. "Das war eine andere Qualität von Hochwasser", sagt Berberich noch. Dass die Menschen ihrem Ärger Luft machen wollen, versteht Berberich trotzdem. "Einige haben alle Erinnerungen verloren." Doch niemand hätte das verhindern können, ist er überzeugt.
Schlechte Nachrichten gibt es von der St.-Anna-Kapelle, die wurde über Jahre ehrenamtlich saniert, Schlepperfreunde, DRK und Pfarrer Blank sammelten Geld für die Arbeiten. Beim Hochwasser wurde sie nun ziemlich verwüstet, der Boden ist voll mit Schlamm.
Bei der Kläranlage hingegen gibt es Fortschritte zu vermelden. Die mechanische Reinigung funktionierte bereits gestern wieder, die biologische sollte auch wieder anlaufen. Problem sei, dass es wegen der Häufung der Ereignisse im Moment schwer sei, Fachfirmen zu bekommen. Im Dorf wurden währenddessen Sandsäcke "verschafft". Es waren gestern neue Regenfälle gemeldet, mit einer Sandsackbarriere von mehr als 100 Metern Länge wollte man vorbeugen, falls nochmal ein schlimmer Regenguss von oben kommt. Denn auch die Kanalisation hat Schäden davongetragen und könnte einen neuerlichen Guss wohl kaum aufnehmen.
In den Privathäusern wird gereinigt und ausgeräumt. "Wir wohnen am Wasser, wir wissen, es kann Hochwasser geben, aber so...", schildert ein Bewohner seine Gefühle. Und so werden wohl nicht nur die Schäden, sondern auch die Erlebnisse dieser Nacht den Menschen noch eine lange Zeit nachhängen.



