"StadtLandFluss-Geschichten"

"Wir wollen klar machen, wo man sich eigentlich befindet"

Dokumentarfilm-Projekt der Dualen Hochschule feiert Premiere. Synthese aus Web und Film mit Portraits von Menschen der Region soll überzeugen.

06.07.2012 UPDATE: 06.07.2012 09:48 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden
'Wir wollen klar machen, wo man sich eigentlich befindet'

Von Ursula Brinkmann

Mosbach. Stadt, Land, Fluss - wer kennt es nicht, das fixe Wissensquiz für Schnellschreiber? Die Bekanntheit des Worttrios macht sich nun der Studiengang "Onlinemedien" der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach zunutze und hat seit Dienstagabend eine Website freigeschaltet, die sich daran anlehnt: StadtLandFluss-Geschichten heißt das Projekt, das zehn Studierende im sechsten Semester ausgearbeitet haben und im Zusammenhang der Homepage-Präsentation auch die dort zu sehenden Filme, deren Protagonisten, die Dozenten und die dahinter stehende Idee einem rund 50-köpfigen Publikum vorführten.

Und das geschah stilecht: mit Eintrittskarte und Empfang, mit Sekt und - natürlich - Popcorn. So stilecht, dass es am Premierenabend zu einer kleinen Vorführpanne kam. Kein Filmriss, die Zeiten sind passé, heute schlägt die Technik andere Schnippchen. Was die Studenten jedoch keineswegs aus der Ruhe brachte. So schien es.

Einer der Filmemacher, Christian Albert, erzählte, dass man an der Fertigstellung der Website bis unmittelbar vor Premierenbeginn gebastelt habe. Albert, aus München nach Mosbach gekommen, hatte zunächst gedacht, dass er hier in der Pampa versauern würde, hat aber nun die Erfahrung gemacht: "Eine Stadt ist immer so interessant wie ihre Menschen."

Dieser Leitgedanke ist es, der zur Online-Dokumentarfilmsammlung führte, die Prof. Dr. Thomas Wirth ins Leben gerufen hatte. Im Trailer, einer Art "Making-of", wird das so beschrieben: "Die Filme zeichnen ein authentisches Portrait der regionalen Lebenswelt im Neckar-Odenwald-Kreis und beziehen damit Position gegen eine sich überall ausbreitende ,Entlokalisierung', Verflachung und Standardisierung von Kultur, die wir allenthalben - letztlich als Folge der Globalisierung - beobachten können." Dieser Globaliserung wolle StadtLandFluss etwas entgegensetzen, so Wirth. "Wir wollen klar machen, wo man sich eigentlich befindet."

So sei eine Synthese aus Web und Film entstanden, beschreibt Alexander Kleider die Arbeit der Studenten. Kleider ist Dokumentarfilmer und bietet an der DHBW zusammen mit Daniela Michel Doku-Filmseminare an. Sie haben das SLF-Projekt begleitet und waren bei der Premiere dabei. Die StadtLandFluss-Geschichten sind in Wahrheit Geschichten von Menschen aus der Region: Pizza-Bäcker Siegfried Raether etwa, die ehrenamtliche Tierheim-Helferin Brigitte Schmitt, Paragliderin Michaela Pusch, Wing Tsun-Trainer Serdar Batmaz oder Motocrosser Uli Körber. Weitere Protagonisten, die sich die Premiere am Campus nicht entgehen ließen: Baron Dajo von Gemmingen-Hornberg und Verkehrspolizist Werner Simon.

Zurzeit sind sieben Filmpor-träts auf der Internetseite eingestellt. Doch die Sammlung soll wachsen, will Gesichter aus der Region zeigen und Geschichten filmisch erzählen. "Nicht voyeuristisch, sondern wertschätzend", wie Thomas Wirth erklärte. Auf der nagelneuen Homepage, die sich als Plattform versteht, können die Besucher abstimmen, welche der vorgeschlagenen Geschichten sie gern verfilmt sähen und selber Vorschläge machen, eine Fortsetzungsgeschichte, an der nun andere Studenten-Jahrgänge weiterarbeiten. Als Fernziel schwebt Projektleiter Christoph Muhr eine Übertragung des Konzepts auf andere Regionen vor.

"Alles, was wir in sechs Semestern gelernt und vermittelt haben, kommt auf dieser Website zum Tragen", fasste Prof. Wirth das auf Wachstum angelegte Online-Filmwerk zusammen, "das ist ein Zukunftsprojekt unseres Studiengangs, bei dem wir experimentieren und die Region zum Mitmachen anregen können." Da kann man nur ermuntern: "Film ab!"

Info: www.stadtlandfluss-geschichten.de

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