Mosbach

Neun Stationen beim Tag des offenen Denkmals

Mittendrin in der Vergangenheit: In Mosbach geht es am Sonntag bei neun Führungen auf Spurensuche.

05.09.2024 UPDATE: 05.09.2024 04:00 Uhr 3 Minuten, 40 Sekunden
Auch die denkmalgeschützte Deetken-Mühle in der Alten Neckarelzer Straße kann im Rahmen des Tages des offenen Denkmals am Sonntag besichtigt werden. Foto: Achim Schneider, OM

Mosbach. (stm/RNZ) Interessante Architektur, spannende und leidgeprägte Geschichten aus der Vergangenheit, mittelalterliche Wandmalereien, barocke Kirchenkunst – über all das kann man beim Tag des offenen Denkmals in Mosbach viel erfahren. Am kommenden Sonntag, 7. September, wird unter dem Jahresthema "Wahr-Zeichen – Zeitzeugen der Zeit" wieder zum Besuch zahlreicher Bauten und Denkmäler eingeladen.

Letztere sind nicht nur Zeugen vergangener Geschichten, ihrer Bewohner und Erbauer – ihre Bausubstanz steckt auch voller Beweismittel. Historische Narben, Ergänzungen und Weiterentwicklungen erzählen viel über ein Bauwerk und seine Nutzer. Im Mosbacher Stadtgebiet gibt es am Denkmaltag Führungen an neun Stationen:

Die Gutleutkapelle. Foto: Thomas Kottal

> Die Gutleutanlage, die etwas außerhalb der Altstadt liegt, ist mit dem Elendshaus, der Gutleutkapelle und dem Gutleuthaus eines der Ziele am Sonntag. Die Anlage zählt zu den besterhaltenen ihrer Art in Baden-Württemberg. Zahlreiche mittelalterliche Wandmalereien und Rötelzeichnungen, die vermutlich von Pilgern stammen, sind im Innenraum der Kapelle zu finden. Gästeführerin Christa Marx-Theodorou leitet um 15 Uhr eine Führung an. Treffpunkt ist am Kapellenweg 5.

> Am jüdischen Friedhof erzählt Gästeführer Alfred Haberstroh vom leidgeprägten Leben der jüdischen Mitbürger, über ihre Emanzipation im 19. Jahrhundert bis hin zum Synagogenbrand und zur Deportation ins Internierungslager Gurs in Südfrankreich. Männliche Besucher werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Treffpunkt ist um 13.30 Uhr am jüdischen Friedhof im Kapellenweg.

> Die Stiftskirche St. Juliana ist eine von vier erhaltenen Simultankirchen in ganz Baden-Württemberg und eine wahre Rarität. 1708 wird sie erstmals als solche erwähnt und birgt heute im Chorraum den katholischen Teil mit seiner barocken Kanzel und dem barocken Altar sowie der Grabplatte der Pfalzgräfin Johanna. Im Langhaus, dem evangelischen Teil der Kirche, zieren beeindruckende Fresken und ein Hallenlettner den Raum. Gästeführerin Christel Marmann nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise zu einem der bedeutendsten Bauwerke Mosbachs. Treffpunkt ist um 14 Uhr am Kirchplatz.

Auch interessant
Kleinstadtperle Mosbach: "Zeigmal"-App ermöglicht interaktiven Stadtrundgang
Mosbach: Maria-Zeitler-Pfad ist Gedenkstätte zu Nazi-Verbrechen
Mosbach: "Schmuckstück" Salzhaus wurde vor 600 Jahren gebaut

> Die Kirche St. Cäcilia wurde 1935 geweiht und befindet sich auf einem Teilstück des ehemaligen Schlossgartens. Der Stil der neuen Sachlichkeit stammt von Architekt Hans Herkommer. Hier findet um 14 Uhr eine Führung mit Anita Schneider statt. Treffpunkt ist vor der Kirche am Franz-Roser-Platz.

Am Tag des offenen Denkmals werden in Mosbach an neun Stationen Führungen angeboten, darunter die Kirche St. Paulus in Lohrbach. Foto: stm

> Rund um das Lohrbacher Pfarrhaus stehen stolze Fachwerkhäuser und kunstvolle Steinmetzarbeiten. Sie kennzeichnen die Kurfürstenstraße, die einst die Verbindung zwischen Schloss und Kirche herstellte. Auf das kurpfälzische Försterhaus von 1760 geht das vornehme evangelische Pfarrhaus zurück. Zu dieser repräsentativen Anlage gehörten auch Wirtschaftsgebäude, von denen das Wasch- und Gesindehaus noch erhalten ist.

Ein seltenes Relikt aus vorindustrieller Zeit findet sich im Garten: eine Obstdarre von 1812. Schon lange vor der Erfindung des Einkochens wurden die reichlich vorkommenden Zwetschgen und Birnen haltbar gemacht und als "Hutzeln" in teils ferne Regionen exportiert. Mehr darüber erfährt man bei einer Führung von Dr. Albrecht Ernst ab 14 Uhr, Treffpunkt ist am Leierbrunnen (Kurfürstenstraße 34).

> In der evangelischen Kirche in Lohrbach birgt der mittelalterliche Chorturm einen kostbaren Schatz: Wandmalereien aus der Zeit um 1465. Der Bilderzyklus erzählt die biblische Heilsgeschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht. Zugleich macht der Kirchenraum die Entwicklung des Dorfes erfahrbar. Der Schlussstein des 1514 eingebauten Netzgewölbes zeigt ein Modell der einstigen Kirche.

Ein Bevölkerungswachstum machte 1818 die Erweiterung des Gotteshauses im klassizistischen Stil erforderlich. Ein Juwel aus jener Zeit ist die klangvolle Overmann-Orgel. Auf dem nahe gelegenen Friedhof sind einige bemerkenswerte Grabmäler zu entdecken. Beginn einer Führung mit Dr. Albrecht Ernst ist um 14.30 Uhr vor der Kirche (Kurfürstenstraße 20).

> Die katholische Kirche St. Paulus wurde 1969 geweiht. Das weithin sichtbare Zeltdach und der himmelwärts aufragende Campanile der Kirche sind Zeugen moderner Architektur. Das markante Denkmal, das seine theologische Formensprache als einer der ersten Sakralbauten Deutschlands dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) verdankt, lädt zur Entdeckung der Kunst und der verwendeten Materialien ein – vom Sichtbeton bis zu Bergkristall und Emaille. Bestaunt werden kann auch ein "Denkmal im Denkmal": ein über 250 Jahre altes Sandsteinkreuz, das einst vor der barocken Kirche stand, wurde aufwendig renoviert und steht seit wenigen Jahren in der denkmalgeschützten Kirche.

Um 16.30 Uhr beginnt eine Führung mit Wolfgang Roth am Glockenturm vor der Kirche. Zum Abschluss der Führungen in Lohrbach findet in St. Paulus ein kleines Abschlusskonzert statt: Andreas Mayer an der Orgel begleitet die Sopranistin Dorothea Weber für etwa eine halbe Stunde. Sie stellen neu einstudierte Stücke ebenso vor wie klassisches kirchliches Liedgut. Bereits ab 15 Uhr lädt der Kirchen-, Heimat- und Kulturverein Lohrbach zu Kaffee und Kuchen in den Pfarrsaal der Kirche St. Paulus ein.

> Das Tempelhaus in der Neckarelzer Johannitergasse hat am Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Von 1300 bis 1350 war es im Besitz des Johanniterordens. Bei dem seit dem späten 16. Jahrhundert als Tempelhaus bezeichneten Gebäude handelt es sich nach der Burg Lohrbach um das zweitälteste Bauwerk in Mosbach und um die einzige in ihrer authentischen Form erhaltene Johanniterburg Baden-Württembergs. Zu den Kunstschätzen des als katholische Kirche genutzten Gebäudes zählen der Conradusstein, eine Grabplatte aus der Zeit um 1300, und viele weitere sehenswerte Objekte. Ab 13 Uhr bietet Horst Uhl insgesamt vier Führungen an, beginnend zu jeder vollen Stunde.

> Auch die Deetken-Mühle des Missionswerks "Operation Mobilisation" (OM) beteiligt sich am Tag des offenen Denkmals und öffnet von 14 bis 18 Uhr ihre Türen für Besucher. Unter dem Motto "Beständigkeit in Zeiten des Wandels" erwartet die Gäste ein vielfältiges Programm mit Führungen, einer Bilderausstellung und einem gemütlichen Mühlencafé.

Von 14 bis 17.30 Uhr findet jede halbe Stunde eine Mühlenführung statt, bei der die Reederei der internationalen OM-Schiffsarbeit, der Turbinenraum sowie ein noch original erhaltener Bereich der Mühle gezeigt werden. In der Ausstellung werden neben den Bildern auch einige historische Dokumente aus mehr als 250 Jahren Mühlengeschichte gezeigt.

Gästeführer Mark Dimon lädt zudem ab 12.30 Uhr zu einer geführten Radtour rund um Mosbachs Mühlen ein, die an der Deetken-Mühle endet. Eine Voranmeldung bei der Tourist Information ist in diesem Fall erforderlich.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.