Neue Landesheimbauverordnung will Altenheime zukunftsfähig machen

"Der denkmalgeschützte Bereich ist eine besondere Herausforderung" - Umsetzung beim Mosbacher Pfalzgrafenstift ein langjähriger Prozess

10.11.2015 UPDATE: 11.11.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

"Bei einer so großen Maßnahme braucht man eine Vision. Wir begreifen es mittlerweile als eine Chance, um auch für die nächste Generation attraktiv zu bleiben." So äußerten sich Dekan Folkhard Krall (r.) und Helmut Gramlich zur neuen Heimbauverordnung, die das Pfalzgrafenstift in den nächsten Jahren vor einige Herausforderungen stellen wird. Mit im Bild: Pflegedienstleitung Bettina Kleinknecht (2.v. r.) und Qualitätsbeauftragte Erika Pfisterer. Foto: Peter Lahr

Von Peter Lahr

Mosbach. "Am Anfang sahen wir die Vorschriften und hatten die Sorge: Wie sollte man das umsetzen? Jetzt glauben wir, dass es uns gemeinsam mit der Stadt Mosbach gelingen kann". Verhalten optimistisch klingt Dekan Folkhard Krall - zugleich Vorstandsvorsitzender des Trägervereins des Pfalzgrafenstifts -, wenn er sich zur neuen Landesheimbauverordnung (LHV) äußert. Ziel der Gesetzesinitiative der Vorgänger-Landesregierung ist es, die Alten- und Pflegeheime im Südwesten bis 2019 zukunftsfähig zu machen. Was dies für ein Haus in denkmalgeschützten Mauern wie dem Pfalzgrafenstift bedeutet, darüber sprach die RNZ auch mit Helmut Gramlich, ehrenamtliches Vorstandsmitglied des Trägervereins "Diakonische Altenhilfe" und Mitglied des Vereins der Freunde des Pfalzgrafenstifts.

"Die Menschen sollen in der Kernstadt bleiben, das ist so wichtig", betont Gramlich. Mit dem zentralen Standort liegt man immerhin genau auf der Linie der LHV. "Das Stift ist ein Teil des sozialen Gefüges. Wir sind mitten in der Stadt und eng verbunden mit der Bürgerschaft", unterstreicht Dekan Krall. Primär gehe es bei der Umsetzung der LHV auch um die bauliche Seite.

"Es war 1981 eine einstimmige, politische Entscheidung der Stadt, das Pfalzgrafenstift als eine diakonische Einrichtung zu betreiben", erläutert Gramlich die Historie und verweist auf die Maßgabe, "viel Ökumene zu leben."

Was die HBV Neues bringt, schlüsselt Folkhard Krall in mehrere Bereiche auf.

"Neu ist der Blick auf die Privatheit. Jeder Bewohner soll entscheiden dürfen, ob er in einem Einzel- oder Doppelzimmer leben will." Wobei der künftige Standard ein Einzelzimmer sein soll. Wichtiges Ziel sei zudem die Barrierefreiheit. "Jeder soll sich ohne fremde Hilfe bewegen können." Das tägliche Zusammenleben solle in überschaubaren Größen stattfinden. Hier geht man von 12 bis 15 Bewohnern aus, die gemeinsam eine Wohngruppe bilden sollen - mit eigenem Leseraum, Spieltisch, Küche und Essbereich. "Das ist hier der größte Eingriff in die Struktur", so Folkhard Krall.

Auch wenn sich die Speiseversorgung umstrukturieren muss, hält Gramlich an der Zentralküche fest: "Das ist für uns ein Qualitätsmerkmal." Denkbar sei etwa, dass die Wohngruppen einzelne Komponenten abfragen und teilweise selber zubereiten. Was wiederum personelle Veränderungen nach sich ziehe. Momentan habe man rund 100 Mitarbeiter - in Teil- und Vollzeit.

"Es ist eine Riesenherausforderung, das Haus so zu ertüchtigen", stellt Helmut Gramlich klar. Auch wenn es bereits einen Vorentwurf gibt und eine Machbarkeitsstudie den Heimbetrieb mit 93 Pflegeplätzen positiv bewertete. Das sieht der Dekan ganz ähnlich: "Gerade der denkmalgeschützte Bereich ist eine besondere Herausforderung." Immerhin kamen von einigen Fachbetrieben schon positive Signale, was den Einbau von Nasszellen in den Fachwerk-Bereichen angehe. Laut Versorgungsvertrag verfüge das Haus derzeit über 93 Pflegeplätze, 75 Prozent davon Einzelzimmer.

Eine weitere Hürde stelle der Umbau während des laufenden Betriebs dar. "Wir können das Haus ja nicht zwei Jahre lang schließen. Wir werden es zwischen 2017 und 2018 in mehreren Abschnitten sanieren. Jeder Bewohner kann im Haus bleiben", erklärt Krall. Zu Belegungsrückgängen werde es gleichwohl kommen.

"Es ist noch nicht möglich, Summen zu nennen", betont Helmut Gramlich. Momentan liege der Investitionskostenanteil aber recht günstig, da es OB Fritz Baier seinerzeit gelungen sei, viele Fördertöpfe zu erschließen. Generell sei die "Umsetzung" eine Teamaufgabe. So stehe man in engem Kontakt zum Eigentümer, der Stiftung Hospitalfonds, vertreten durch die Stadt Mosbach. Die Kommune habe ein Planungsbüro mit ins Boot geholt. Auch mit der Heimaufsicht am Landratsamt stimme man sich ab: "Denn wir wollen möglichst gesetzeskonform und ohne Ausnahmeregelung agieren", beschreibt Helmut Gramlich eine weitere Zielsetzung des ambitionierten Projekts.

Info: Zum Thema "Landesheimbauverordnung" sollen in loser Folge auch weitere Altenpflegeeinrichtungen aus der Region zu Wort kommen.

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