Mosbach-Nüstenbach: Eine intakte Landschaft gibt es nicht umsonst
Der Verein "Natur- und Landschaftsschutz Nüstenbachtal" pflegt die gewachsene Kulturlandschaft - Einst betrieb das ganze Dorf Landschaftspflege

Die Talflanken wurden sowohl als Obstbaumwiesen als auch als Mähwiesen genutzt. Letzteres bedeutete eine zweimalige Mahd im Jahr: die eigentliche Heuernte im Frühsommer und das sogenannte "Öhmd", der zweite Schnitt, im Spätsommer. Diese Nutzung führte letztendlich zu den für das Tal typischen "Magerrasen" mit vielen Pflanzen und Tieren, auch von solchen, die anderen Orts nicht mehr vorkommen.
Bis vor etwa 50 Jahren war Landschaftspflege sozusagen ein Nebenprodukt der Landwirtschaft. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Nüstenbach noch etwa zwei Dutzend landwirtschaftliche Betriebe, einige davon noch im Vollerwerb, die anderen im Nebenerwerb, geführt von den "Feierabendbauern".
"Wir hatten damals bis zu 28 Milchanlieferer", erinnern sich Gertrud und Fritz Jung, die damals das Milchhäuschen betrieben. Diese Zahl verdeutlicht, dass eigentlich das ganze Dorf in der Landschaftspflege tätig war und lässt erahnen, welcher gewaltige Aufwand heute notwendig ist, diesen Zustand zu erhalten. Denn der durchgreifende Strukturwandel in der Landwirtschaft hat auch vor dem Nüstenbachtal nicht Halt gemacht und bedingte eine Konzentration der landwirtschaftlichen Tätigkeit auf die Ackerflächen der Höhenlagen. Viele Flächen in den Hanglagen werden nicht mehr bewirtschaftet mit der Folge, dass ehemalige Obst- und Mähwiesen zunehmend verbuschen. Dieser Aufwuchs verdrängt die geschützten Magerrasengesellschaften, und die Flächen verlieren ihre große ökologische Bedeutung. Ebenso wichtig ist es, die Hecken an den Wegrändern regelmäßig auf den Stock zu setzen, also zu schneiden, um die dort vorhandene Artenvielfalt zu erhalten.
Glücklicherweise ist die Situation im Nüstenbachtal noch verhältnismäßig günstig: Viele Grundstücksbesitzer pflegen ihre Grundstücke noch selbst, ohne einen direkten Nutzen daraus zu ziehen. Ein im Dorf noch existierender Landwirt nutzt große Flächen zur Heugewinnung und hat sich mit seinem Maschinenpark auf die Hanglagen eingestellt. Zusätzlich beweidet er schwierig zu bewirtschaftende Flächen mit Fleischrindern (Deutsche Angus), was aber auch eine intensive und fachgerechte Nachpflege erfordert. Ebenso nutzt ein im Ort ansässiger Pferdehof Wiesen zur Heuproduktion und als Weide für schottische Hochlandrinder.
Der Verein Natur- und Landschaftsschutz Nüstenbachtal trägt mit seinen Aktivitäten ebenso dazu bei, die traditionelle Kulturlandschaft des Tales zu erhalten. In den letzten Monaten konnte mit tatkräftiger Unterstützung durch die Digeno des Neckar-Odenwald-Kreises und finanzieller Zuwendung durch den Naturpark Neckartal-Odenwald auf einer zusammenhängenden Fläche im Gewann "Sohlberg" die Verbuschung beseitigt werden. Diese dringend notwendigen Arbeiten erschienen zunächst dem einen oder anderen als unzulässiger Eingriff in das gewohnte Landschaftsbild.
Um dieser Einschätzung entgegenzuwirken, will der Verein Natur- und Landschaftsschutz Nüstenbachtal Verständnis für die Pflegemaßnahmen wecken mit dem Hinweis, dass es sich beim Nüstenbachtal um eine gewachsene Kulturlandschaft handelt. Der Verein dankt allen, die mit ihrem Engagement dazu beigetragen haben, diese zu erhalten. Er bittet gleichzeitig um weitere Unterstützung, denn intakte Landschaft gibt es nicht umsonst!