Mosbach

Miteinander über den Kirchturm hinaus

Die Bezirkssynode des evangelischen Kirchenbezirks Mosbach bemüht sich im Strategieprozess der Landeskirche um neue Strukturen.

19.11.2022 UPDATE: 19.11.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Ein festes Ergebnis in Form einer lebendigen Landkarte der Teilnehmenden vor der Alten Mälzerei wurde noch nicht präsentiert: Es ergaben sich für den ganzen Kirchenbezirk drei große Gesprächskreise, die ihre Grenzen nur zum Teil bereits festmachen wollten. Foto: Fritjof Ziegler

Mosbach. (zg) Die Zukunft liegt in der Gemeinschaft. Das ist eine Botschaft, die man im Zusammenhang mit dem "Strategieprozess", den offiziellen Reformbemühungen in der Badischen Landeskirche, immer wieder zu hören bekommt. Die Herbsttagung der Bezirkssynode in der Alten Mälzerei in Mosbach hatte zum Ziel, diese Gemeinschaft unter Nachbargemeinden verbindlich zu verabreden.

Mehrfach wurde bereits darauf verwiesen, dass ein Rückgang der Gemeindegliederzahlen sowie der Finanzmittel absehbar sei und darum auch die landeskirchlichen Zuschüsse für die Gebäudeunterhaltung und die Zahl der Pfarr- und Diakonenstellen reduziert werden müssten. Darüber hinaus ist wohl schon erkennbar, dass Gemeinden und ihre Gruppen bei nachlassenden Teilnehmerzahlen vor weiteren Herausforderungen stehen: So wurde das Ziel ausgerufen, Strukturen zu schaffen, die in Zukunft sowohl die Begegnung vor Ort möglich machen, als auch Kräfte für größere Projekte bündeln können. In diesem Zusammenhang wird als Beispiel genannt, dass Kirchen- oder Posaunenchöre in einzelnen Orten Partner bräuchten, um sich für eine Zukunft gemeinsam aufzustellen. Oder besondere Angebote für Kinder und Jugendliche auch die Nachbarorte erreichen sollen, in denen es solche Angebote nicht gibt.

Mitglieder der Bezirkssynode und interessierte Gemeindeglieder waren in den vergangenen Monaten bei Regionalkonferenzen mit Nachbargemeinden über solche Vorteile der Zusammenarbeit ins Gespräch gekommen. Nun sollten bei der Bezirkssynode Nägel mit Köpfen gemacht werden. Florian Hahnfeld, Mitglied des Kernteams für den Strategieprozess im Oberkirchenrat in Karlsruhe, brachte die landeskirchliche Empfehlung mit, mit zumindest drei Hauptamtlichen pro "Kooperationsraum" zu rechnen.

Das konnte einerseits als Orientierung für diejenigen aufgefasst werden, die im Namen ihrer Gemeinden bei der Synodentagung tragfähige Partnerschaften schmieden sollten; und andererseits wird es auch für den Bezirkskirchenrat eine Orientierung sein, der als Exekutivgremium im Januar entsprechende Regionen einrichten und mit den nötigen Ressourcen ausstatten will.

Dekan Folkhard Krall und Synodenvorsitzender Norbert Bienek hatten zu Beginn der Sitzung eindrücklich erklärt, dass die Bildung dieser "Kooperationsräume" Grundlage werden solle für weitere strategische Entscheidungen: Wenn es im nächsten Jahr darum gehe, zu entscheiden, wo es auch in zehn Jahren noch Pfarrstellen gebe oder Gebäude im Gemeindebesitz weiter von der Landeskirche mit unterhalten werden, brauche man Klarheit über den Zuschnitt der kooperierenden Gemeindeverbände.

Im Laufe der Tagung ergab sich eine beeindruckende Dynamik von Partnerschaftsgesprächen zwischen vielen Gemeindevertretenden, sodass die Gesprächskreise nach und nach größer wurden. Der Versuch, ein festes Ergebnis in Form einer lebendigen Landkarte der Teilnehmenden vor der Alten Mälzerei zu präsentieren, scheiterte allerdings im Detail: Es ergaben sich für den ganzen Kirchenbezirk drei große Gesprächskreise, die ihre Grenzen aber nur zum Teil bereits festmachen wollten. Während sich für den Bereich Schefflenztal-Elztal bereits klare Zugehörigkeiten ergaben, blieben Diskussionspunkte offen für den Bereich Odenwald sowie für eine Region, die von der Stiftsgemeinde Mosbach bis auf die andere Neckarseite reicht.

Nun sind also die "Kooperationen im Gespräch" aufgerufen, in weiteren kurzfristigen Sondierungen ihre Zugehörigkeit festzulegen, sowie die Leitungskreise der Kirchengemeinden aufgerufen, zu dem vorläufigen Ergebnis Stellung zu nehmen. Dekan Krall betonte mehrfach, man möge sich nach Erwägung von Chancen und Risiken durchaus vom Herzen leiten lassen und nicht nur von strategischen Überlegungen.

Während sich die Leitung des Kirchenbezirks darauf angewiesen sieht, bis Mitte Januar Klarheit über die Kooperationsräume zu haben, gelte das nicht für die rechtliche Strukturierung der neuen Gebilde. Vielmehr sollen die neuen Kooperationsräume drei weitere Jahre Zeit haben, um den künftigen Grad der Verbindlichkeit in der Kooperation festzulegen: Das reiche vom einfachen Teilen der verbleibenden Pfarrstellen untereinander bis hin zum Verschmelzen von Kirchengemeinden. Entsprechende Gespräche werden also folgen.

Der Synodenvorsitzende Norbert Bienek betonte im Anschluss, dass keine Gemeinde im Prozess allein gelassen werde. Sie alle sollten die Gelegenheit bekommen, ihr Profil zu schärfen und mit ihrer Botschaft auch missionarisch wirksam zu werden. Ermutigend für die Synodalen dürfte darüber hinaus gewesen sein, dass sich auch jenseits des Strukturprozesses Dinge in der Kirche bewegen. So wird beispielsweise die Stelle des Bezirkskantors in Mosbach mit einem erhöhten künstlerischen Profil ausgeschrieben – was Bezug nimmt auf die herausragende Arbeit des bisherigen Stelleninhabers Bernhard Monninger, der im Frühjahr in Ruhestand gehen wird. In diesem Punkt wäre der hiesige ländliche Raum also auf Augenhöhe mit Großstadtbezirken.

Eine weitere Personalie: Für die weggezogene Pfarrerin Stefanie vom Hoff wurde Pfarrerin Esther M. Fauß (Neckargerach) zur neuen Stellvertreterin des Synodenvorsitzenden gewählt und im Leitungskreis willkommen geheißen.

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