Erhalt der Rettungsleitstelle steht auf der Kippe
Kreistag stimmte am gestrigen Mittwoch über eine Resolution zum Erhalt der Rettungsleitstelle Mosbach ab, DRK-Kreisverband tagt am Freitag dazu

Wolfgang Weber bleibt ruhig: Selbst wenn viele Notrufe in der Integrierten Rettungsleitstelle in Mosbach eingehen, bewahrt er Ruhe. Ortskenntnis sei entscheidend, sagt er. Deshalb will man sich im Kreis für den Erhalt der Leitstelle einsetzen. Foto: Stephanie Kern
Von Stephanie Kern
Mosbach. Was zuerst auffällt, ist die Ruhe. Denn in der Integrierten Rettungsleitstelle des Deutschen Roten Kreuzes in Mosbach - die für den ganzen Kreis zuständig ist - ist es mucksmäuschenstill. Wenn nicht gerade jemand anruft. Ruhig und abgeklärt sind die Mitarbeiter dann - und das ist auch gut so. Unruhe gibt es derzeit eher um die Integrierten Rettungsleitstellen, denn im Landtag beschäftigt sich eine Arbeitsgruppe "ergebnisoffen" mit der aktuellen Leitstellenstruktur in Baden-Württemberg. Und die Krankenkassen (die die Kosten für die Stellen mittragen) fordern schon seit langem eine Reduzierung der Stellen.
Das war gestern für den Kreistag Grund, sich mit einer Resolution für den Erhalt der Integrierten Rettungsleitstelle in Mosbach zu beschäftigen. Die Mitglieder des DRK-Kreisverbands Mosbach sollen am Freitagabend über eine eigene Resolution abstimmen. Darin steht zum Beispiel: "Selbst wenn dieser Prozess immer wieder als ergebnisoffen dargestellt wird, nähren verschiedene Äußerungen [...] doch die Befürchtung, dass hier von interessierter Seite versucht wird, massiv in die bestehenden Strukturen einzugreifen und auch erfolgreich und effizient arbeitende Leitstellen im ländlichen Raum zu am Ende vielleicht noch einer, maximal aber 20 Großleitstellen landesweit zusammenzufassen." Deshalb fordert das DRK Mosbach die Landesregierung auf, sich klar zur Leitstelle Mosbach zu bekennen.
Hintergrund
Bei der Integrierten Rettungsleitstelle Mosbach werden Feuerwehr- und Rettungseinsätze disponiert. Sie gehört zum DRK-Rettungsdienst (Leiter: Michael Kiefner) und wird zur Hälfte vom Landkreis finanziert. Die Krankenkassen (und im Falle Mosbachs die
Bei der Integrierten Rettungsleitstelle Mosbach werden Feuerwehr- und Rettungseinsätze disponiert. Sie gehört zum DRK-Rettungsdienst (Leiter: Michael Kiefner) und wird zur Hälfte vom Landkreis finanziert. Die Krankenkassen (und im Falle Mosbachs die Kassenärztliche Vereinigung) tragen den Rest der Kosten. Eine Doppelbesetzung gibt es aktuell nur tagsüber. Nachts und am Wochenende sind die Disponenten allein. Ab 1. Juli soll die Doppelbesetzung allerdings ausgeweitet werden. Früher wurden für die Posten als Disponenten erfahrene Rettungssanitäter oder Feuerwehrmänner herangezogen, heute gibt es sogar eine eigene Ausbildung.
Denn hier werde vorgehalten, was in Großleitstellen kaum möglich ist: lokales, regionales Wissen. "Die Ortskenntnis ist sehr wichtig, weil es gerade im ländlichen Bereich Orte, Wege und Straßen gibt, die auf keiner Karte auftauchen", sagt Leitstellendisponent Wolfgang Weber. Wenn dann noch der Handyempfang abreißt, stehen die Betroffenen im Regen - und der Disponent kann nicht helfen.
1500 Feuerwehreinsätze und etwa 10.000 Rettungseinsätze werden jedes Jahr über die Leitstelle Mosbach abgewickelt. Alle Notrufe aus dem Landkreis landen hier und werden dann bearbeitet. Je nach Lage werden örtliche Feuerwehren oder Rettungsdienst losgeschickt. Nach "Borke", "Schernje", "Heescht" und "Overinge" - wer das nicht versteht, der kann auch keine Hilfe schicken. Innerhalb von zehn Minuten sollen Anrufer im Notfall Hilfe bekommen, und innerhalb einer Minute soll ein Gespräch abgewickelt sein. Wolfgang Weber ist Rettungsassistent und Feuerwehrmann. Seit 17 Jahren ist er in der Leitstelle. "Befriedigend" empfindet er seine Arbeit. "Wenn ich nicht ans Telefon gehe, steht der ganze Laden und es kommt niemand", so Weber.
Die Forderung, die Anzahl der Leitstellen im Land zu reduzieren, gebe es schon seit Jahrzehnten, sagt DRK-Mosbach-Kreisgeschäftsführer Steffen Blaschek. "Wir sind eine der kleineren Leitstellen, natürlich haben wir die Sorge, schneller geschlossen zu werden." Denn in Mosbach baue man zwar die Doppelbesetzung der Leitstelle ab 1.7. aus, aber rund um die Uhr sei sie eben immer noch nicht gewährleistet. Aber, so Blaschek: "Die Leitstelle hat bewiesen, dass sie auch große Lagen bewältigen kann, wie zum Beispiel die Unwetter im Mai und Juni im vergangenen Jahr."
Gerhard Lauth, aktuell Vizepräsident des DRK-Kreisverbands Mosbach, betont: "Ich würde Bewährtes bestehen lassen. Hier geht es um die Sicherheit der Menschen." Steffen Blaschek ergänzt: "Niemand will sich festlegen, wo Leitstellen hinkommen und wem sie weggenommen werden." Deshalb hat der DRK-Landesverband nun schon eigene Überlegungen angestellt, wenn es zu einer Reduzierung kommen sollte. In dem Fall soll es eine gemeinsame Integrierte Rettungsleitstelle für den Neckar-Odenwald-, den Main-Tauber- und den Hohenlohekreis geben. Aber auch das wäre wohl nicht ideal. "Es gibt ja auch doppelte Ortsnamen. Die Menschen orientieren sich nicht nur an Straßennamen, die orientieren sich an Gebäuden, an markanten Stellen. Das kann man in keinem System hinterlegen", meint Blaschek. Dazu brauche es Ortskenntnis.
Die Leitstelle gehört übrigens zum DRK-Rettungsdienst und wird finanziert vom Landkreis und den Krankenkassen. "Mit dem Landkreis ziehen wir an einem Strang", meint Blaschek. Deshalb stand wohl gestern auch die Resolution auf der Tagesordnung des Kreistags ...



