Das neue Pfalzgrafenstift soll in Ruhe reifen
Erste Sitzung des "Runden Tisches Pfalzgrafenstift" in beschlossener Zusammensetzung - Viereinhalb Interessenten

Neu trifft alt - der historische Teil des Pfalzgrafenstifts (l.) steht unter Denkmalschutz. Was mit den neueren Anbauten - allesamt aus den 1980er-Jahren - passieren soll, ist noch ungewiss. Foto: Wössner
Von Brunhild Wössner
Mosbach. Im Mai diesen Jahres beschloss der Gemeinderat - als Stiftungsorgan der Stiftung Hospitalfonds - die Einrichtung eines "Runden Tisches". Oberbürgermeister Michael Jann betonte, dieses Gremium sei dazu da, "eine Beschlussempfehlung an das Stiftungsorgan Gemeinderat" bezüglich der weiteren Entwicklung des Pfalzgrafenstiftes abzugeben. Da sich das Projekt in der Phase des Interessenbekundungsverfahrens befindet, werden zu gegebener Zeit Beschlussempfehlungen erforderlich. Über die Zusammensetzung diesen Runden Tisches hatten die Räte seinerzeit abgestimmt: Es gehören dazu 13 ordentliche Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses und je zwei Mitglieder des Stadtseniorenrates, des Jugendgemeinderates und der Bürgerinitiative "Menschen helfen Menschen Mosbach".
Nun fand die erste Sitzung dieses Gremiums statt, auf der, so Jann, "erste Informationen zum Sachstand Pfalzgrafenstift" vermittelt werden sollten. Man wolle zusammengefasst berichten, "was tatsächlich gelaufen ist", wie viele Bewerber es gebe und "wer mit welchen Konzepten im Rennen" ist. Nicht alle Konzepte seien von gleicher Tiefe, manche noch grob, andere schon detailliert. Insgesamt sei das Treffen, so Jann eine "kurze Standortbestimmung".
Simone Bansbach-Edelmann, Leiterin Finanzen und Immobilien, fasste kurz die finanzielle Ausgangslage zusammen. Ursprünglich sei man davon ausgegangen, aus einem eventuellen Verkauf des Pfalzgrafenstifts erlöste Mittel für den Bau des neuen Seniorenheimes einzusetzen. Das wurde dann durch die Bereitschaft der Johannes-Diakonie, ein Seniorenzentrum in Eigenregie zu bauen, hinfällig. Jetzt sei man in "einer komfortablen Lage", weil nun kein Zwang zum schnellen Verkauf des Pfalzgrafenstiftes bestehen würde. Der Weiterbetrieb des Pfalzgrafenstifts, dessen Trägerschaft ab Januar 2019 von der Diakonischen Altenhilfe auf die Johannes-Diakonie übergeht und bis zur Fertigstellung des neuen Seniorenheims ungefähr bis 2021 läuft, ist finanziell auch ohne einen Verkauf des Stiftsgebäudes gesichert. Deshalb sei eine zeitnahe Entscheidung nicht notwendig. Entscheidungsreif sei man ohnehin noch nicht, so Bansbach-Edelmann, denn bei einigen Interessenbekundungen bestehe Nachbearbeitungsbedarf.
Von den Entwicklern wird einiges gefordert: Ein stimmiges Konzept für die Nachnutzung, eine Auflistung beteiligter Partner und Referenzen zu ähnlichen Projekten. Ferner muss belegt werden, ob Erfahrungen mit umgesetzten Sanierungsmaßnahmen an denkmalgeschützten Objekten vorhanden sind. Und zudem gilt es, belastbare Finanz- und Projektpläne vorzulegen.
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Hinsichtlich der Interessenten hielt sich Bansbach-Edelmann bedeckt. Diese würden zu gegebener Zeit ihre Konzepte selbst vorstellen, so hinreichend belastbar. Sie nannte vier Interessenbekundungen, eine fünfte habe sich zwar als Betriebsträger ins Spiel gebracht, will aber selbst nicht umbauen.
Ein Interessent hat wohl detaillierte Pläne für 48 Service-Wohnungen, sowie zwei Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz vorgelegt. Für die Tagespflege sollen zudem 26 Plätze geschaffen werden. Es gibt dafür auch schon Planskizzen und Angaben zur Wirtschaftlichkeit, auf Grundlage von Kostenschätzungen, Mietpreishöhen für die Wohnungen sowie des Kaufpreises für das Objekt. Auch ein Pflegedienstleister für den Betrieb sei schon konkret benannt. Über Referenzobjekte verfügt man offenbar reichlich, darunter auch solche mit denkmalgeschützten Anlagen. Es fehlen allerdings noch Angaben zur zeitlichen Umsetzung.
Das zweite vorgestellte Vorhaben war "sehr spät" eingegangen. Vielleicht auch deshalb gibt es bisher keine Angaben, ob ein Neubau oder eine Bestandsgebäudeentwicklung angestrebt wird. Unklar ist noch das konkrete Zielgruppenkonzept, weitere Dokumente wie Planskizzen und Kostenschätzungen fehlen ebenfalls noch. Dagegen liegen beispielsweise Angaben zur Wirtschaftskraft vor. Die Amtsleiterin charakterisierte diesen Projektentwickler aber dennoch als "einen Interessenten, der das auch kann!" Insofern knüpfe man auch einige Erwartungen an detailliertere Pläne dieses Investors.
Der dritte Interessent beschäftigt sich mit einer Konzeption für den Neubau der 1980er-Jahre-Bauwerke des Stifts und setzt dabei auf die Rechtskonstruktion des Nießbrauchs. Nach diesen Vorstellungen würde die Stiftung Hospitalfonds Eigentümer von 90 Pflegeappartements. Dabei würden 60 altengerechte Wohnungen als Sondereigentum für andere Eigentümer entwickelt. Der Stiftung werde ein Nießbrauch für 25 Jahre eingeräumt. Allerdings ist die Frage der finanziellen Absicherung der Stiftung hierbei derzeit noch offen. Bei diesem Vorhaben sollen die Baumaßnahmen Ende 2019 bzw. Anfang 2020 abgeschlossen sein.
Der vierte Interessent setzt in seinem Konzept u. a. auf das Erbbaurecht. Mit Erlöschen der Fristen wäre die Stiftung dann wieder Eigentümer der Immobilie. Das Nutzungskonzept als solches ist anscheinend noch vage, offen ist auch die Rolle von Stiftung und Stadt. Klar ist hingegen, dass dieser Interessent auf eine Neubauvariante setzt.
Diese Stoßrichtung hält auch Jann für überlegenswert, da die neueren Anbauten des Pfalzgrafenstifts bereits 34 Jahre alt und das Verhältnis von Verkehrs- zu Nutzungsfläche nicht ideal sei. Zudem lasse die energetische Effizienz zu wünschen übrig. Man solle, so Jann, der Sache nun die nötige Zeit zu geben und sich "wirklich intensiv damit beschäftigen".