Mechatronik-Studenten stellen ihre Projekte vor
Energierückgewinnung, E-Mobilität und viele kreative Ideen - wer bremst, verliert

Da fließt die Energie zurück: Eine "rekuperative Endstufe" haben Helena Bauer und Maximilian Lang entwickelt und in den Elektroroller ihres Dozenten eingebaut. Fotos: Schattauer
Von Heiko Schattauer
Mosbach. Heute schon an morgen denken - das empfehlen nicht nur besorgte Altersvorsorge-Anbieter. Daran, was morgen (oder eben vielleicht doch heute schon) gebraucht werden könnte, denken auch die Studenten des Studiengangs Mechatronik der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach. Und auf den letzten Metern ihres dualen Studiengangs präsentieren sie dann regelmäßig ein paar der Zukunftsideen. Das Audimax der Mosbacher Hochschule strotzte dieser Tage also mal wieder vor Innovationskraft; die Mechatronik-Studierenden im sechsten Semester stellten ihre Projekte und Studienarbeiten vor.
Wer bremst, verliert - hieß das Motto am Präsentationstisch von Helena Bauer und Maximilian Lang. Zumindest wenn man es aus energetischer Sicht betrachtet. "Bremsen ist eigentlich Geld, das man zum Fenster rauswirft", verdeutlicht Lang, warum man sich den Elektroroller des betreuenden Dozenten Heiko Fischer vorgenommen hat. Den hat man zu Präsentationszwecken gleich mal aufs Parkett fahren lassen, denn unter der Sitzbank des unscheinbaren Gefährts hat man die selbst entwickelte Innovation versteckt: Eine rekuperative Endstufe.
Was kompliziert klingt, folgt einem simplen Ansatz: Mit dem elektronischen Bauteil will man die Energie, die beim Bremsvorgang mit dem Zweirad eigentlich ungenutzt verpufft, sichern, umwandeln, wieder nutzen. Drei-Phasen-Wechselstrom, Batteriegleichspannung, aus Bremsenergie wird elektrische Energie - die beiden Mechatronik-Studenten mühen sich um Erläuterung der eigenen Entwicklung. Die soll am Ende vor allem eins: Energie einsparen. Zwischen sieben und neun Prozent weniger Strom soll der umgebaute Elektroroller des Dozenten im Betrieb dank der rekuperativen Endstufe verbrauchen. Bei gemäßigter Fahrweise (also geringerem Tempo) seien mit der Energiegewinnung aus dem Bremsvorgang bis zu 20 Prozent drin, meint Helena Bauer. Ihr betreuender Dozent kann es ja nun im Praxisbetrieb austesten.
Eher theoretisch ist der Ansatz von Simeon Igel, der ein paar Meter weiter ein Gerät vorstellt, das bei zu schnellem Tempo vor unangenehmen Folgen schützen könnte. Sein Blitzer-Warner funktioniert über Bluetooth, meldet die Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen unmittelbar bevor man an ihnen vorbeikommt. Tempo ist also auch bei der Reaktion auf eine Warnung gefragt. "Herausforderung war vor allem die Schaltungsentwicklung und die Programmierung", erklärt Igel am Funktionsmuster.
Interessante Muster mit praktischer, innovativer Funktion finden sich reichlich im Audimax. Vielversprechend klingt auch die Entwicklung eines Reservekanisters für Elektrofahrzeuge. Er soll das Nachladen auf offener Strecke ermöglichen - eine Art Powerbank fürs E-Auto also. Die studentische Arbeit von Jan Köhler bezog sich hier auf die Hardware, die eine Kommunikation zwischen E-Fahrzeug und einem noch zu entwickelnden Reservekanister realisieren soll. Überhaupt spielt das Thema E-Mobilität inzwischen eine dominante Rolle, zumindest im Mechatronik-Studiengang an der Dualen Hochschule.
Entwicklungspotenzial sieht man aber auch in anderen Bereichen. Im Forst zum Beispiel: Benedikt Weber hat ein Kirrungsüberwachung für den Forst- und Jagdbetrieb entwickelt. Ähnliche Produkte gebe es zwar schon zu kaufen, sein Muster könne aber durchaus mit Besonderheiten und Zusatzleistungen punkten. So hat Weber eine App entwickelt, die via Infrarotkamera und Sensoren gesammelte Daten auch gleich auswerte. Und günstiger herzustellen als bekannte Produkte sei sein Überwachungssystem überdies. Zusätzlich soll es den Anwendern am Ende helfen, Schäden im Forst zu vermeiden.
Ob aus den zahlreichen vielversprechenden Mustern der Studenten und angehenden Absolventen am Ende mehr wird, ist offen. Im Vordergrund stehen ohnehin die gute Idee und die konstruktive Auseinandersetzung damit. Theorie und Praxis im Zusammenspiel eben. So wie man es an der Dualen Hochschule ja gerne hat.



