Allfeld: Minister Peter Hauk verspricht schnelle Hilfe für Hochwassergeschädigte

Dutzende Autos stehen unter Wasser – Viele Häuser sind ohne Heizung – Die Brücke ist derzeit noch nicht wieder freigegeben

02.06.2016 UPDATE: 03.06.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden

Ohnmacht, Ärger und Wut offenbarten sich beim Minister-Rundgang durch das vom Hochwasser beschädigte Allfeld. Minister Peter Hauk, Bürgermeister Reinhold Berberich und Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr versuchten zu schlichten. Foto: Peter Lahr

Allfeld. (lah) Wo am Montag noch Sturzbäche durch den Ort rauschten, reiht sich nun eine Armada weißer Sandsäcke im XL-Format. Mit schwerem Gerät haben bis zu 200 Helfer von Feuerwehr, THW und DRK die Gerölllawinen von den Straßen geschafft. Seit Montag sind auch die vom Hochwasser geschädigten Bewohner im kräftezehrenden Dauereinsatz, um zu retten, was noch zu retten ist. Dutzende Autos sind "abgesoffen". Viele Häuser sind ohne Heizung, Teile der Stromversorgung lahmgelegt. Das einzig Positive: Menschen wurden keine verletzt oder gar getötet. Auch wenn es manche dramatische Situation gab. Um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen, besichtigte Peter Hauk am Mittwoch Allfeld. Dort versprach der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz den Betroffenen schnelle Hilfe. Doch in den Dank der Bewohner an die engagierten Helfer mischten sich auch kritische Stimmen.

"Die Böden waren voll und dann regnete es bis zu 150 Liter pro Quadratmeter", beschreibt Kreisbrandmeister Jörg Kirschenlohr die Ausgangssituation für die Flutkatastrophe. In der Folge stieg die Schefflenz bis zu drei Meter über ihren normalen Pegelstand. "Die Brücke muss sich bewegt haben", erklärt Matthias Erdmann, Einsatzleiter der Allfelder Feuerwehr, am zentralen Verbindungspunkt des Dorfes. Am Montag hätten bereits erste Fachleute das Bauwerk begutachtet, ergänzt Bürgermeister Reinhold Berberich. Für Einsatzfahrzeuge und den innerörtlichen Verkehr sei sie passierbar. Aber eine endgültige Freigabe müsse durch einen Experten des Regierungspräsidiums erfolgen.

Den Schlossberg stürzte das Wasser ebenfalls hinunter und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Aus dem Straßenbelag wurde eine Kraterlandschaft. Rohre sind freigespült, der Stromkreislauf noch unterbrochen. "Auf dem Gehweg bleiben", lautet der Rat. "Wir haben Seile gespannt, um zu sichern. Aber ein Feuerwehrmann wurde weggerissen. Wir haben ihn zum Glück gerade noch erwischt", erinnert sich ein Kamerad an die Horrornacht. "In der Neudenauer Straße waren die Autos komplett unter Wasser. Da war kein Dach mehr zu sehen", ergänzt Matthias Erdmann. Momentan seien die Energieversorger dran, den Stromkreislauf wiederherzustellen, weiß Gesamtkommandant Dirk Kochendörfer. Für ihn hat sich Allfeld zum größten Einsatz seines Lebens entwickelt. "Ich bin am Montag 22 Kilometer gelaufen, am Dienstag 13 und heute acht", skizziert Feuerwehrmann Nico Mayerhöfer mit Blick auf seinen Schrittzähler nur einen kleinen Teil des Geleisteten.

"Es war hier eine Wahnsinnsmenge Wasser, das hat in die Garage eingeschlagen", erzählt Gemeinderat Martin Förch vor seinem Haus in der Bachstraße. "Ohne Feuerwehr wäre der Dreck jetzt noch bis zur Garage hoch", bedankt er sich. Der Schreck über das Erlebte ist ihm noch anzusehen.

"Die Straße ist vom Hochwasserschutz als Wanne ausgebaut. Aber die Pumpsysteme haben wegen des Stromausfalls nicht funktioniert. Auch das Notstromaggregat ließ sich zunächst nicht installieren. Die Elektrik der Hochwasserschutzmaßnahme ist komplett zerstört", berichtet Einsatzleiter Erdmann. "Das Ingenieurbüro hatte mir damals zugesagt, dass die Pumpen auch bei Stromausfall funktionieren", hält Anwohnerin Heike Fischer empört dagegen. "Es sind hier Millionen für den Hochwasserschutz ausgegeben worden und nichts hat gegriffen", ärgert sich auch Peter Kappes. Bereits seit fünf Jahren moniere er regelmäßig, dass die Schutzmauer aus locker aufeinander gesetzten Steinblöcken zerbrösele und große Löcher darin das Wasser eindringen ließen. "Die Sperrriegel mussten wir selber einfügen. Ohne das geeignete Werkzeug dichteten sie aber nicht ab." Ishad Bacic wertet die Aussage, dass auch die Privatleute die Dammbalken nicht gesetzt hätten, als Schlag ins Gesicht: "Wir haben genutzt, was wir zur Verfügung hatten." Er sieht als Hauptproblem, dass sich die Brücken und Stege zu "Nadelöhren" entwickelten, durch die sich das Wasser zurückgestaut habe. "Eine Unwetterwarnung der ARD am Sonntag, hat keiner ernst genommen. Die Alarmwarnung kam erst gegen 1.30 Uhr am Montag früh, obwohl die Schefflenz längst angestiegen war", macht Bacic seinem Ärger Luft.

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"Jetzt nicht streiten, sondern die Ursachen klären", versucht Hauk die Wogen des Unmuts zu besänftigen. Wobei er die Themen "Mauer und Pumpe" explizit überprüfen will. Der betroffenen Gemeinde, aber auch den Bürgern, sagt Hauk schnellstmögliche Hilfen zu. "Wenn alles gut geht, wird schon nächste Woche eine Soforthilfe beschlossen." Wichtig sei, dass die Bürger ihre Schäden dokumentieren und der Gemeinde melden.

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