Limbach/Laudenberg

Steinkette reißt aus der Eintönigkeit

Zwischen Limbach und Laudenberg läuft ein ganz eigener Wettbewerb: Wer bekommt die längste Schlange bemalter Steine zusammen.

28.04.2020 UPDATE: 29.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Zwischen Limbach und Laudenberg liegen etliche bemalte Steine am Wegesrand der Wanderbahn. Ob die Gemeinden es tatsächlich schaffen, sich auf der Hälfte der 1,9 Kilometer langen Strecke zu treffen, wird man sehen ... Foto: Jana Schnetz

Von Jana Schnetz

Limbach/Laudenberg. "Mir ist die Gemeinschaft der Kinder mit den Eltern das Wichtigste", betont Sandra Schiffmann, als man sie zu den zahlreich bemalten Steinen auf der Wanderbahn befragt. Die Erzieherin hat sich von anderen Steinketten aus dem Umkreis inspirieren lassen und mit ihrer Eigeninitiative in Limbach eine tolle Aktion in Gang gesetzt.

Begonnen hat die Steinkettenaktion mit einem Angebot des Kindergartens: Die Kinder sollten einen Stein gestalten und irgendwo ablegen. Das "Irgendwo" gefiel Sandra Schiffmann nicht, weshalb sie eine Sammelstelle auswählte, dort ein Schild aufstellte und ihre Idee bewarb. Schnell griffen Freunde und Bekannte den Aufruf auf und teilten ihre Kunstwerke bei Instagram, per Whatsapp oder Facebook. Immer mehr Bürger, Familien und Vereine erfuhren von der Aktion und entschieden, weitere bunte Steine beizusteuern.

Das Ganze habe sich herumgesprochen, meint Schiffmann. Als eine Freundin aus Laudenberg sie ansprach, begann das Fachsimpeln, ob man es nicht schaffen könnte, sich auf der Wanderbahn zu treffen. Daraus entwickelte sich ein Duell zwischen Limbach und Laudenberg, wer die längste Schlange zusammenbekomme, so Schiffmann. "Mein Mann lachte mich zunächst aus, als ich das erzählte", sagt Schiffmann. Circa 1,9 Kilometer in Steinen gerechnet, ist dann doch eine Menge. Aber der Wettbewerbsgedanke konnte bei der Sache gar nicht ausbleiben. Die Ortschaften tragen nicht nur auf den Prunksitzungen während der Fastnachtszeit, gerne mal ein Scharmützel aus. Schon alleine deswegen und weil die Kinder ein Ziel vor Augen hätten, habe sich die Sache gelohnt.

Der Wettbewerb sollte nur ein Nebeneffekt sein. "Die Steinkette kann man nur empfehlen, wenn man sieht, was die Kinder für einen Spaß daran haben", sagt Schiffmann. Sie sind motiviert und können aus der Ferne ihre Freunde grüßen. Gerade weil der Kontakt durch das Corona-Virus eingeschränkt ist, sei die Steinkette ein Zeichen der Verbundenheit. Hierbei sei es egal, ob Kind oder Erwachsener – die Ausnahmesituation belastet alle. Da sei ein bisschen Abwechslung im Alltag doch eine schöne Sache.

Auch interessant
Limbach: "Das muss nächste Woche losgehen"
Familie Kemmerer und die Corona-Krise: Im Wir sucht das Ich nach mehr Raum
Limbach: Rinderjagd im Odenwald
Limbach: Gemeinderat Alois Johmann ist tot

Auf dem Schild, das Sandra Schiffmann und ihr Mann am Wegesrand aufgestellt haben, steht Folgendes: "Die Menschen die hier vorbeikommen, bleiben vielleicht neugierig stehen, schauen sich die Steine an und lächeln bestimmt bei dem schönen Anblick, der sich ihnen bietet." Ihre Hoffnung wurde erfüllt. Wer dieser Tage über die Wanderbahn geht, staunt über den Einfallsreichtum und das zeichnerische Talent mancher Einwohner. Man muss lachen, wenn man plötzlich erkennt, dass die Bischofsmütze im Limbacher Wappen Augen hat und einen Mundschutz trägt. Sprüche wie "Ein Lächeln ist eine Kurve, die alles geradebiegt", muntern auf. Corona wirkt auf einmal nicht mehr so bedrohlich.

Tatsächlich begrüßen die Bewohner der Gemeinde die Aktion, die auch örtliche Vereine und Gruppen mobilisiert hat. Es finden sich Steine der Karnevalsgesellschaft "Wulle-Wack", des Tischtennisclubs, des Fußballvereins Laudenberg, der Freiwilligen Feuerwehr Laudenberg, der Jugendfeuerwehr oder der DLRG. Wer hat denn nun die schöneren Steine gebracht? Das kann man am besten beurteilen, wenn man selbst auf der Wanderbahn spaziert und die bunten Werke auf sich wirken lässt. Die Steine wurden mit Servietten beklebt, mit Wolle umwickelt oder mit Glitzer bestreut. Von akkurat bemalt bis drauf los gepinselt – alles ist geboten.

Die Steinkette wächst weiter, mittlerweile schon seit Ostern. Die Initiatoren sind dankbar für alle, die mitmachen. Rund 140 Meter auf beiden Seiten haben sich schon angesammelt. "Wunder gibt es immer wieder", lautet der Spruch einer Steinreihe, die ebenfalls auf der Wanderbahn ihren Platz gefunden hat. Ein Wunder bräuchten die Ortschaften tatsächlich noch, um sich zu treffen.

Ein Fernsehteam des SWR war gestern vor Ort, um zu nachzuprüfen, ob die Lücke geschlossen ist. Die Auflösung wird in den nächsten Tagen in der Landesschau Baden-Württemberg gesendet.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.