Er zog für die Liebe von Sri Lanka nach Heidersbach
Thilanka Rubasing fängt die Eindrücke in der neuen Heimat mit der Fotokamera ein.

Von Ann-Kathrin Frei
Heidersbach. An manchen Tagen vermisst Thilanka Rubasing alles – die Kultur, das Essen und vor allem seine Katze. An den anderen Tagen aber erlebt er viel Neues, lernt unsere Region und die Menschen hier kennen. Seit einigen Wochen lebt der Singhalese nun in Heidersbach bei seiner Frau Denise Noe, die hier aufgewachsen ist. Er hat hier gemeinsam mit ihr einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden.
Was für die, die hier leben, alltäglich ist, begeistert ihn und das hält er in seinen Fotografien fest. "Ich fühle mich manchmal wie in einem Film", erzählt der 31-Jährige über seine neuen Eindrücke.

Kennengelernt haben sich die beiden bei Denise Noes Freiwilligenarbeit in Sri Lanka 2016. In einem kleinen Dorf hat er neben seinem Wirtschaftsstudium als Aushilfslehrer an einer Schule für Menschen mit Behinderungen gearbeitet. "Das Dorf war nicht größer als Heidersbach", erzählt die 31-jährige Erzieherin.
"Ich habe bei verschiedenen sozialen Projekten gearbeitet, darunter auch durch Zufall in diesem Dorf. Dass wir uns kennengelernt haben, grenzt quasi an ein Wunder." Dann haben die beiden sich über Facebook verbunden und immer mal wieder sporadisch miteinander geschrieben.
2019 war Denise Noe dann erneut auf der Insel, hat ihre dortigen Freunde angeschrieben, ob man nicht was unternehmen wollte – Thilanka Rubasing hat geantwortet. "Er zeigte mir die Universität, an der er studierte, und die Stadt. Wir haben uns direkt miteinander verbunden gefühlt, wussten, die Verbindung ist etwas Besonderes. Aber wir haben nie an Liebe gedacht", sagt Denise Noe.
"Wir waren es beide nicht gewohnt, Englisch zu sprechen", erinnert sich Thilanka Rubasing zurück. "Oft wussten wir nicht, wie man manche Wörter auf Englisch sagt, dann haben wir uns einfach nur in der Gegend umgeschaut und geschwiegen." Beide können heute ihre anfänglichen Schwierigkeiten mit Humor sehen. "Unsere Herzen wussten es eben früher, als wir es mit Worten sagen konnten", sagt die Heidersbacherin.
Für Denise Noe ging es dann wieder zurück nach Deutschland, doch sie blieben in Kontakt, schrieben sich. Bis 2023, dann flog sie wieder nach Sri Lanka und beide waren sicher, dass das mit ihnen beiden funktionieren kann. "Doch wir wussten: Wenn es klappen soll, dann müssen wir die Sprachen lernen." Also lernte Denise Singhalesisch und Thilanka Deutsch.
Ein Jahr später etwa, im August 2024, heirateten die beiden am Strand von Tangalle in Sri Lanka. "Sechs Monate hat es gedauert, bis wir das Visum bekommen haben, wir hatten Glück", erzählt die 31-jährige Erzieherin. In den meisten Fällen würde ein Visum noch länger dauern. "Nachts um 0 Uhr habe ich es geschafft, online bei den Behörden einen Termin zu reservieren."
Und dann war es so weit: Thilanka Rubasing flog nach Deutschland. "Mein erster Flug, meine erste große Reise", erzählt er. Die dann auch noch bestückt mit kleinen Pannen war: Flüge hatten Verspätung oder wurden gestrichen, eine unerwartete Nacht in Berlin folgte. "Als er endlich in Frankfurt angekommen war, waren alle fertig mit den Nerven, außer Thilanka. Er nahm es einfach hin, freute sich, hier zu sein", sagt seine Frau. Das ist es auch, was sie so sehr an ihm schätzt. "Thilanka denkt immer positiv. Ich hoffe, das wird er nie verlieren."
Die ersten Tage in Heidersbach hielten dann auch eine Überraschung bereit: Er kam in der heißen Phase der Fastnacht. "Als er das Dick-Do-Kostüm gesehen hat, fragte er mich, ob ich das wirklich anziehen wolle. Ich habe dann zu ihm gesagt, dass das ganze Dorf das tragen wird." Alle haben ihn freundlich aufgenommen, unterstreicht der 31-Jährige. Beeindruckt ist er von Denise Noes Großmutter. "Sie ist 78 Jahre alt und noch so fit und ständig unterwegs. In Sri Lanka sind ältere Menschen nicht so gesund."
Viele Ausflüge hat die Heidersbacher Familie schon mit ihm unternommen. Immer dabei war auch das Handy – schließlich will er seine neuen Eindrücke festhalten. "Durch ihn entdecken wir unsere Region auch wieder neu. Er hat einen anderen
Blickwinkel auf die Landschaft, die wir für selbstverständlich erachten", sagt Denise Noe. Verschickt werden die Bilder dann an Familie und Freunde auf der Insel. "Sie sagen alle, wie viel Glück ich habe", freut sich der 31-Jährige. Und er freut sich auch auf den Frühling: auf die Farben, die Sonne.
Doch jetzt heißt es für ihn erst einmal, einen Platz in der Sprachschule zu finden, sein Deutsch zu verbessern. "Wenn man langsam und deutlich spricht, verstehe ich viel. Aber schnell und im Dialekt gesprochen, wird es schwierig", sagt er. Wenn das geschafft ist, will er einen Job finden – und das lieber gestern als morgen. "Ich würde alles machen. Manchmal fällt mir einfach die Decke auf den Kopf."
Doch die beiden wollen es Schritt für Schritt angehen. "Wir vertrauen auf das Leben", sagt Denise Noe. Beide blicken positiv in die Zukunft, lassen sich aber überraschen, was kommt. Nur im Alter, da steht schon der Plan: zurück an den Strand. Auf diese Bilder darf sich dann wohl die Familie in Heidersbach freuen.