Der Bedarf an psychiatrischer Behandlung wird zunehmen
50 Jahre Neuropsychiatrische Klinik der Johannes-Diakonie gefeiert - Neuer Chefarzt Dr. Charalabos Salabasidis vorgestellt

Den Festvortrag anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Neuropsychiatrischen Klinik der Johannes-Diakonie hielt der ärztliche Direktor der Diakonie-Klinik Mosbach, Dr. Karsten Rudolf. Foto: Frank Heuß
Von Frank Heuß
Mosbach. An das einstige Spannungsverhältnis zwischen "Heil und Heilung" erinnerte Pfarrer Richard Lallathin am Freitagvormittag im Foyer der Diakonie-Klinik bei seiner Andacht. Gefeiert wurde dort das 50-jährige Bestehen der Neuropsychiatrischen Klinik an der Johannes-Diakonie. Lallathin bezog in seine geislichen Worte auch bereits einen Teil der Entstehungsgeschichte des Fachdienstes der einstigen "Anstalten" zwischen Kirche und Medizin mit ein.
Gestartet wurde das Projekt von dem Neurologen Dr. Hansjürgen Engler im Jahr 1967 und damit von dem ersten fest angestellten Arzt an der Johannes-Diakonie überhaupt. Die heutige Diakonieklinik gab es da noch lange nicht, so dass die Räumlichkeiten im "Haus Fuchs" unweit der heutigen Johanneskirche untergebracht waren. Von 1973 an war die Klinik unter Leitung von Dr. Jürgen Kunath kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt worden, bevor sie vor wenigen Jahren in der neu errichteten Diakonie-Klinik ihren Platz fand.
"Psychiatrie rückt gesellschaftlich immer mehr in den Fokus" stellte der Leiter des Diakonie-Geschäftsbereichs Gesundheit, Alexander Straus, fest. Seelische Gesundheit zu fördern, sei heute eine "gesamtgesellschaftliche Aufgabe", der man sich hier schon vor 50 Jahren noch unter "ganz anderen Bedingungen" gestellt habe. Und Landrat Dr. Achim Brötel stellte den "Mehrwert für die ganze Region" heraus, der durch eine neuropsychiatrische Klinik entstehe und den es ohne die Johannes-Diakonie hier gar nicht gäbe. Bürgermeister Michael Keilbach unterstrich diese Bedeutung ebenfalls und hob den städtischen Akionsplan Inklusion hervor. "50 Jahre muss man einfach feiern", meinte Diakonie-Vorstand Dr. Hanns-Lothar Förschler, der von einem "großartigen Meilenstein" sprach. "Der Bedarf wird zunehmen" nahm er die Zukunftsperspektive mit in den Blick - schließlich gäbe es nur wenige Einrichtungen dieser Art im Land, die besonders auf Menschen mit geistigen Behinderungen spezialisiert sind.
Im Festvortrag unternahm der ärztliche Direktor der Diakonie-Klinik, Dr. Karsten Rudolf, eine "Zeitreise" von den Entstehungsjahren bis heute. Dabei zeigte er die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf, unter denen "teilweise rasante Entwicklungen" auf dem Feld der Neuropsychiatrie stattfanden. "Die Verwahrpsychiatrie sollte ein Ende haben", beschrieb er die Zielrichtung schon in den Anfängen Ende der 60er-Jahre. Bessere Medikamente in den 70ern, Klassifizierungssysteme sowie vereinheitlichter Sprachgebrauch in den 80ern, die "Investitionszeit" mit vielen neuen technischen Geräten in den 90ern bis hin zur Jahrtausendwende hätten den Berufsstand und auch die Kliniken ständig verändert. Heute gehe es nicht zuletzt darum, Angebote "niedrig-schwellig" auszugestalten und Stigmatisierung abzubauen.
Vorgestellt wurde mit Dr. Charalabos Salabasidis bei der festlichen Gelegenheit auch gleich der neue Chefarzt der Klinik, der erst kürzlich auf die freigewordene Stelle berufen wurde. Der Grieche, der zuvor fünf Jahre als Chefarzt eines psychosomatischen Klinikums in Bad Rappenau tätig war, stellte sich selbst und seinen Werdegang in kurzweiliger Art vor. "Ich baue hier auf einem festen Fundament" auf, hob Salabasidis heraus, gute Voraussetzungen vorgefunden zu haben. Neben vielen Ideen für Verbesserungen im Detail setze er zunächst darauf "das Team zu stärken und zu stabilisieren".
Im Anschluss wurde zu einem Stehempfang eingeladen und für die Gäste die Möglichkeit eröffnet, in Kleingruppen durch das Haus geführt zu werden.
Musikalisch umrahmt wurde der Festakt durch Christian Roos am Keyboard sowie mit Operngesang und eindrucksvoll hohen Tönen durch Bettina von Hindte.