Klinge baut neuen Wohnraum für 5,3 Millionen
Im Kinder- und Jugenddorf entstehen vier neue Holzhäuser als Ersatzbau - Neue Gebäude sollen Gefühl von Heimat vermitteln

Weil die bestehenden Häuser aus den 1950er Jahren (Foto) deutlich in die Jahre gekommen sind, möchte die Klinge in den nächsten Jahren zehn neue Wohnhäuser errichten.
Seckach. (joc) Schon seit einigen Monaten treibt das Kinder- und Jugenddorf Klinge ein ebenso aufwendiges wie notwendiges Projekt voran, nämlich die Ersatzbauten für die in die Jahre gekommenen Wohnhäuser, die zum überwiegenden Teil noch aus den 50er Jahren stammen. Die Planungen sind jetzt - in Zusammenarbeit mit dem Buchener Büro Ecker-Architekten - schon weit vorangeschritten. Konzept und Finanzierung stehen. Der Bauantrag für den ersten Bauabschnitt wurde bei der letzten Sitzung des Klinge-Vorstands Anfang August beschlossen. Er ist zwischenzeitlich auf den Weg gebracht, und die entscheidenden Gremien haben bereits grünes Licht für den Neubau signalisiert. Realisiert werden sollen in mehreren Bauabschnitten in den nächsten Jahren insgesamt zehn neue Wohnhäuser. Im ersten Bauabschnitt werden im Schwimmbadweg, auf der Fläche des ehemaligen Klinge-Schwimmbads, vier neue Wohneinheiten für 5,3 Millionen Euro gebaut, wie Dieter Gronbach (Geschäftsführer Verwaltung) von der Klinge-Dorfleitung jetzt auf Anfrage der Rhein-Neckar-Zeitung bestätigte.
41 Gebäude befinden sich derzeit auf dem weitläufigen Gelände des Kinder- und Jugenddorfs Klinge. 17 davon sind reine Wohnhäuser, in denen Kinder und Hausleitung nach dem Kinderdorfkonzept zusammen wirken und leben. Diese 17 Häuser entlang der Kinderdorfstraße wurden zum größten Teil in den 1950er Jahren errichtet. Dies bedeutet, dass diese Häuser mittlerweile sowohl baulich, als auch vom pädagogisch notwendigen Wohnraumkonzept her, nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen.
In diesem Zusammenhang unterstrich Dieter Gronbach die Dringlichkeit des Neubaus: "Die Altbauten können nicht mehr in sinnvoller und pädagogisch notwendigem Maße saniert werden. Die Bausubstanz der Kinderdorfhäuser reicht bei weitem nicht mehr aus, um die dringend notwendigen Sanierungen sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar durchzuführen. Raumangebot und Aufteilung der Räume entsprechen längst nicht mehr heutigen Anforderungen, und es lässt sich nicht auf künftige Herausforderungen modernisieren.Von daher ist der Neubau der Wohnhäuser elementar wichtig - zum einen für den Fortbestand unseres Jugenddorfs, aber natürlich auch für die Entwicklung der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen. Wir sind mit der Umsetzung schon recht weit und gehen mit viel Vertrauen und Zuversicht in die erste Bauphase dieses umfassenden Projektes, welches die Zukunft des Kinder- und Jugenddorfes nachhaltig sichern wird!"
Der Bedarf betreffe den Wohn- und Lebensraum für die Kinder und in gleichem Maße auch den Wohnraum der Hausleitungen. Schon bei Alleinbelegung stoße das private Raumangebot an Grenzen, bei Paaren sowieso. Kommen noch eigene Kinder hinzu, dann seien die Einschränkungen durch den deutlich begrenzten Wohnraum kaum mehr zu kompensieren. Um auch in Zukunft Menschen für die Aufgabe der Hausleitung zu gewinnen, erachtet es die Dorfleitung als absolut notwendig, den Wohnraum zeitgemäßer und attraktiver zu gestalten, um auch die familiäre Struktur der Bewohner zu unterstützen. Dies ist quasi unerlässlicher Bestandteil des pädagogischen Konzepts der Jugenddorfs Klinge, denn nur Erwachsene mit großer Professionalität, die sich selbst im Familienverbund wohlfühlen, können wichtige Werte, wie soziale Bindungen glaubhaft und überzeugend an junge Menschen weiter vermitteln.
Auf der anderen Seite muss neben/mit dem pädagogischen Ansatz natürlich auch das Raumangebot stimmen, denn das Eine ohne das Andere geht nicht. Wohnraum muss mehrere Funktionen erfüllen. Er muss ausreichend vorhanden sein, muss auf der einen Seite Zusammenleben in der Gemeinschaft mit gruppendifferenzierter Arbeit, auf der anderen aber auch Individualität und Rückzug zulassen. Dies alles gemäß dem Leitspruch der Klinge: "Ein Ort zum Leben - ein Ort der Begegnung".
Vorgesehen ist dabei zunächst - in einem ersten Bauabschnitt - der Neubau von vier Kinderdorfhäusern. Dabei rechnet man mit einem Kostenvolumen von 5,3 Millionen Euro. Die Finanzierung ist bereits sichergestellt, unterstreicht Dieter Gronbach. Weitere zwei Bauabschnitte in ähnlicher räumlicher und finanzieller Größenordnung sollen in den nächsten Jahren folgen. Dafür müssen alte Häuser weichen. Während der erste Bauabschnitt aus Eigenmitteln plus Zuschüssen des Landes finanziert wird, erhofft sich die Klinge-Verantwortlichen für die beiden weiteren Bauabschnitte Spenden aus der Bevölkerung.
Die Planung des Neubaus übernahm das renommierte Büro Ecker Architekten (Buchen/Heidelberg). Standort für die vier Neubauten im ersten Bauabschnitt wird das ehemalige Schwimmbad im Schwimmbadweg im Kinder- und Jugenddorf Klinge sein. Dort stehen in unmittelbarer Nachbarschaft bereits drei solcher Häuser. Dem Büro Ecker kommt dabei die architektonisch reizvolle Aufgabe zu, die dann insgesamt sieben Wohnhäuser in diesem Bereich zu einer harmonischen und kommunikativen Einheit zu formen.
Dea Ecker von Ecker-Architekten betonte im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung, dass die neue Architektur neue Akzente im Jugenddorf setzen soll. Wichtig ist Dea Ecker dabei, dass die neuen Häuser für die Kinder ein Gefühl von Heimat, von Wohlfühlen, vermitteln sollen. Vorgesehen sind ein Langhaus und gegenüberliegend drei in U-Form zusammengefügte Wohnhäuser, die eine optische Einheit bilden. "Die gewünschte Verknüpfung mit den bereits bestehenden angrenzenden Häusern wollen wir dabei vornehmlich über die Gestaltung der Außenanlage erreichen", formuliert Dea Ecker hier Handlungsbedarf.
Im Erdgeschoss des zweigeschossigen Hauses sollen sich die Wohnbereiche der Kinder (in den Seitenflügeln) und der Hausleitung (im Mittelteil des Gebäudes befinden. Die Gemeinschaftsräume des Hauses sind jetzt auf einer Ebene im Erdgeschoss angeordnet, dies vereinfacht die täglichen Abläufe. Als sehr wertvoll erachtet man einen zusätzlichen Raum, neben dem Wohnzimmer, der es ermöglicht, sich bei Bedarf auch einmal aus der Gruppe zurückzuziehen. Im Obergeschoss sollen die Kinderzimmer der jungen Menschen und die Schlafräume der Hausleitung sowie die sanitären Einrichtungen untergebracht werden. Im ausgebauten Dachgeschoss finden Hobby-, Lager- und Technikräume ihren Platz. Aus Kostengründen wird bei den Neubauten auf eine Unterkellerung gänzlichst verzichtet.
Der Neubau wird ein reiner Holzbau werden. Beim verwendeten Material sehen Architektin Dea Ecker und Dieter Gronbach von der Klingedorfleitung eine ganze Reihe von Vorteilen. Beide nennen hier Nachhaltigkeit, Robustheit der Gebäude und die schnelle Umsetzung, weil die Gebäude bereits im Werk vorgefertigt werden können und somit schnell am neuen Standort errichtet werden können. Holz sei zudem ein Werkstoff, der für ein gutes Raumklima sorgt, wärmedämmend sei und zudem eine vorteilhafte Ökobilanz aufweise, so Dea Ecker. Die ebenfalls vorgesehene Pelletheizung ergänzt dies um den regionalen Aspekt.
Zur zeitlichen Umsetzung meinte Architektin Dea Ecker, dass man realistisch von einem Baubeginn im Frühjahr 2018 ausgehe. Die eigentliche Bauzeit werde dann knapp ein Jahr betragen.



