Diese Gefahren gehen vom Rauchen aus
Diese Aha-Effekte sollen heilsam sein: In der Innenstadt kann man sich derzeit auf Informationsjagd rund um das Thema "Rauchen" begeben.

Von Stephanie Kern
Mosbach. Schockbilder braucht es hier nicht, denn der Schock steckt in den Informationen. Ein Shisha-Zug ist so schädlich wie zehn Zigaretten. Eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe reicht aus, um 1000 Liter Grundwasser zu verseuchen. Eine Zigarette zu rauchen, sorgt dafür, dass sich der Pulsschlag um 20 Schläge pro Minute erhöht. Raucht ein Mann über zehn Zigaretten pro Tag, so verliert er ganze 9,4 Jahre an Lebenserwartung. Welche Gefahren vom Rauchen ausgehen, das ist Inhalt einer Rallye durch Mosbachs Innenstadt, die sich Jennifer Amend überlegt hat.
Die Rallye führt an fünf Stationen, mitmachen kann jeder: Schulklassen, aber auch Privatleute sind angesprochen. Amend ist die Gesundheitsmanagerin für die städtischen Schulen in Mosbach. "Und zu meinem Job gehört eben auch Aufklärung", erzählt sie beim etwas verkürzten Rallye-Rundgang mit der RNZ.
Während des Gesprächs betätigt sie einen Handzähler, immer dann, wenn eine Zigarette auf dem Boden zu sehen ist. So viel vorweg: Selbst auf einer verkürzten Route sind es in einer knappen halben Stunde 200 Stück – obwohl kurz vorher das Reinigungsfahrzeug unterwegs war.
Die kreative Auseinandersetzung mit dem Thema habe ihr Spaß bereitet, erzählt Amend. Schade sei, dass die Nachfrage noch etwas verhalten sei. Drei Schulklassen waren schon unterwegs, ein paar Anfragen stehen noch aus. "Eingeladen sind auch ganz explizit Schulen aus umliegenden Gemeinden", betont Amend. Denn beim Rauchen gelte: Ausstieg fördern, Einstieg verhindern – über die Stadtgrenzen hinaus.
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Die Schülerinnen und Schüler, die die Rallye schon abgelaufen sind, hatten einige Aha-Effekte. "Wie schnell es schaden kann", habe sich da ein Schüler notiert. Aber auch: "Dass es ein Bußgeld gibt, wenn man eine Kippe auf den Boden wirft." Amend: "Schön ist ja auch, was dann aus so etwas entsteht." Denn im Nachgang der Rallye bespricht sie das Gesehene und Erlebte mit den Schülern. Angedacht ist schon eine Müllsammelaktion rund um eine Schule.
Ohne die Partner, die die Stationen stellen, wäre die Rallye aber natürlich keine Rallye. "Viele haben gesagt, dass sie es super finden, dass wir so etwas machen." Neben der Suchtberatung in der Mosbacher Ölgasse ist auch die Praxis für Pneumologie (Eisenbahnstraße), das TriaMedica (Eisenbahnstraße, letztes Fenster), die Ideenwerkstatt (Elzpark) und die Tourist Info beteiligt. Auf den Plakaten finden die Mitmacher alle Informationen, um den 15 Seiten starken Fragebogen auszufüllen.
Das Engagement der Gesundheitsmanagerin hat schon Früchte getragen: Für das Projekt gab es bereits eine Auszeichnung verbunden mit einem Preisgeld. "Dadurch haben wir natürlich die Möglichkeit, noch andere Dinge umzusetzen", erzählt Amend. Zudem habe sie einen Anruf von der Deutschen Krebshilfe-Stiftung erhalten, das Mosbacher Konzept wollen sie größer aufgreifen und auch anderen zugänglich machen.
Während es im Fenster der Lungenarztpraxis vor allem Informationen gibt, muss man bei TriaMedica aktiv werden und einfache Turnübungen ausführen – mit Strohhalm im Mund. Das ist gar nicht so einfach und soll zeigen, was Rauchen im Körper anrichtet. "Hieraus ist zum Beispiel auch ein Infoflyer für Vereine entstanden", erzählt die Gesundheitsmanagerin.
An der Tourist Info geht es um den wirtschaftlichen Aspekt der Tabakindustrie. Und wieder so ein Aha-Effekt: Die Tabakindustrie bedingt Kinderarbeit. Und während in Deutschland jährlich mehr als 14 Milliarden Euro durch die Tabaksteuer eingenommen werden, werden nur 500 Millionen Euro in die Rauch-Prävention gesteckt. "Eine enorme Diskrepanz", wie Amend findet.
Noch bis 31. Mai kann man die Rallye in Mosbach ablaufen. "Ich bin mir sicher: Die es gemacht haben, die hat es erreicht", rührt sie noch einmal die Werbetrommel. Vor Schockbildern muss sich niemand fürchten. Mögliche Nebenwirkungen: heilsame Aha-Effekte. Die Rallye ist für Jugendliche ab 14 Jahren, Eltern und interessierte Privatpersonen sowie insbesondere für Schulklassen der Stufen sieben bis zehn gut geeignet.
Info: Die Anmeldung der Schulen erfolgt direkt bei Jennifer Amend, Telefon 06261.82287. Nach der Anmeldung kann ein Fragebogen in der Tourist Info abgeholt werden.