Bremer Unternehmensgruppe sagt "Nein" zu Pflegezentrum
Überraschende Wende beim Wohn- und Pflegezentrum in Hüffenhardt - Vorgesehener Betreiber ist mittlerweile abgesprungen

Die Neckar-Odenwald-Kliniken erhielten eine Absage: Die Convivo Unternehmensgruppe will nicht mehr das Wohn- und Pflegezentrum Hüffenhardt betreiben. Jedoch ist "Domus Cura" eigenen Angaben zufolge daran interessiert, das Heim zu betreiben. Foto: Alexander Rechner
Von Alexander Rechner
Hüffenhardt. Das ist eine faustdicke Überraschung: Die "Convivo Unternehmensgruppe" aus Bremen ist abgesprungen und will das Wohn- und Pflegezentrum (WPZ) Hüffenhardt der Neckar-Odenwald-Kliniken künftig doch nicht betreiben. Das bestätigte am Donnerstagnachmittag das norddeutsche Unternehmen der RNZ. "Wir verfolgen das Projekt nicht weiter und haben es schon seit längerem abgesagt", teilte die Convivo Unternehmensgruppe auf Nachfrage schriftlich mit.
Gründe, die zu dieser Entscheidung geführt haben, sind dabei nicht zu erfahren, Details will man nicht nennen. Bei weiteren Fragen verweist man an den Geschäftsführer der Neckar-Odenwald-Kliniken, Frank Hehn. Eine Bestätigung kommt auch aus dem Landratsamt in Mosbach, das dazu bekannt gab, dass der vorgesehene Betreiber intensive Gespräche vor Ort aufgenommen hatte, nach einer Detailprüfung aber mitteilte, das Heim nicht betreiben zu wollen.
Droht nun der Verkauf der Einrichtung zu platzen? Dafür gibt es aktuell keine Zeichen. Denn hinsichtlich des Betreibers gibt es auch eine gute Nachricht: Ein neuer Interessent, der erwägt, das Haus zukünftig zu betreiben, steht schon bereit. Es handelt sich dabei um das Unternehmen "Domus Cura". Deren Geschäftsführer Gerhard Göttert bestätigte auf Nachfrage der RNZ "gute Gespräche", die derzeit mit der Klinikleitung geführt würden. Jedoch sei noch nichts in trockenen Tüchern.
Die Domus Cura ist in der Region kein unbekanntes Unternehmen und hat sich auf das Leben und Wohnen im Alter spezialisiert. In Neunkirchen betreibt Domus Cura den Pflegewohnpark "Glück im Winkel", der just in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert. Dass die Gespräche vielversprechend laufen, bestätigte gestern auch das Landratsamt. Allerdings ist deren Ausgang laut Pressesprecher Jan Egenberger offen, vor der Sommerpause sei nicht mit einem Ergebnis zu rechnen. Der neue Aufsichtsrat und der neue Kreistag sollen sich im Herbst erneut mit der Angelegenheit befassen. Egenberger war es zudem wichtig, zu betonen, dass die Klinikleitung direkt im Anschluss an die Absage aus Bremen Gespräche mit einem Interessenten begonnen hat, der bereits Pflegeheime in der Region betreibt. Den Namen des Interessenten wollte er aber nicht bestätigen.
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Die Frage, wie es mit Wohn- und Pflegezentrum in Hüffenhardt weitergehen wird, bewegt nicht nur die rund 100 Beschäftigten sowie die dort lebenden Bewohner, sondern auch die Bürger(innen) in der Region. Das neuerliche Hin und Her treibt nach Informationen der RNZ so mancher Mitarbeiterin und manchem Mitarbeiter (tiefe) Sorgenfalten auf die Stirn. Verständlich: Denn schließlich geht es um die berufliche Zukunft, um Existenzen. Pressesprecher Jan Egenberger unterstrich dabei, dass der Aufsichtsrat und die Mitarbeiter(innen) von der Klinikleitung über die Entwicklung informiert wurden.
Zuletzt ist das Wohn- und Pflegezentrum in Hüffenhardt in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt, denn das Landratsamt gab erst im Mai überraschend den nun auch schon wieder der Vergangenheit angehörenden Betreiberwechsel in Hüffenhardt bekannt. Das beschloss der Kreistag mit großer Mehrheit in seiner Mai-Sitzung im nichtöffentlichen Teil.
Wie die RNZ nun aus gut informierten Kreisen erfahren hat, soll ein Investor – wohl ebenfalls aus Norddeutschland – immer noch die Absicht haben, den Gebäudekomplex in Hüffenhardt zu erwerben. Die bisherige Konzeption soll offenbar vorgesehen haben, dass just dieser Investor die Immobilie erwirbt, die Convivo Unternehmensgruppe ihrerseits das Seniorenheim betreibt. Bislang waren keinerlei konkrete Zahlen in Erfahrung zu bringen, über den angedachten Verkaufspreis hüllte man sich in Schweigen. Aus dem Landratsamt in Mosbach war lediglich zu hören, dass die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart hätten.
Begründet wurde dafür, warum man der Veräußerung des Wohn- und Pflegezentrum grünes Licht erteilte. Zum einen sei der Verkauf erforderlich, weil das WPZ seit Jahren ein zuletzt wieder stark wachsendes Defizit eingefahren habe. Zum anderen sieht man darin – anders als bei der Trägerschaft für die Kliniken – keine Pflichtaufgabe des Kreises.



