Hirschhorn

Wehrbrücke bleibt wohl bis Ende Dezember gesperrt

Der erhöhte Sanierungsbedarf statisch relevanter Bauteile verlängert den Bauablauf und sorgt für eine Verlängerung der Vollsperrung.

11.08.2023 UPDATE: 11.08.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden
Es hat sich herausgestellt, dass die Schäden am Brückenlager schwerwiegender sind, als angenommen. Zudem gibt es Lieferprobleme bei den entsprechenden Schrauben. Foto: Moritz Bayer

Von Carmen Oesterreich

Hirschhorn. Jochen Vogel, Sachgebietsleiter in der Öffentlichkeitsarbeit Südhessen für das Straßen- und Verkehrsmanagement von Hessen Mobil, ist nicht zu beneiden. Denn er muss – mal wieder – eine schlechte Nachricht überbringen: Die notwendigen Sanierungsarbeiten an der Wehrbrücke in Hirschhorn verlängern sich erneut.

Die Brücke wird deshalb voraussichtlich bis Ende Dezember dieses Jahres voll gesperrt bleiben. Anschließend, so hofft er, könne sie zumindest "über die Winterzeit, in der witterungsbedingt nur eingeschränkt gearbeitet werden kann, halbseitig für den Verkehr freigegeben werden".

Damit ist klar, dass auch das zuletzt vorgesehene Datum für das Bauende im April 2024 nicht eingehalten werden kann. Bereits mehrfach musste es seit dem Beginn dieser Baumaßnahme "K38: Grundhafte Instandsetzung der Wehrbrücke über den Neckar in Hirschhorn" im Oktober 2020 verschoben werden. Zuletzt hieß es, dass die Vollsperrung in diesem September aufgehoben werde. Nun dauert es weitere drei Monate länger.

Vor fast genau einem Jahr, am 25. Juli 2022, ist die Wehrbrücke voll gesperrt worden, weil die Sanierung an statisch relevanten Bauteilen der Brückenkonstruktion nur unter einer Vollsperrung möglich ist. "Die Wehrbrücke weist sichtbare Korrosionsschäden an der Überbaukonstruktion und insbesondere eine Spaltkorrosion an den Verstärkungsblechen der Längsträgeruntergurte auf. Hier wölben sich die Stahllaschen infolge der Volumenvergrößerung des rostenden Stahls auf", beschreibt Vogel den Schaden.

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"Da die Spaltkorrosion weiter fortschreitet und sich der Druck auf die Verstärkungsbleche weiter erhöht, besteht für die Instandsetzung der Längsträgeruntergurte der Brücke ein dringender Handlungsbedarf."

Die Stahlkonstruktion wird für den Austausch der verschiedenen Teile auseinander genommen und die Brücke solange durch eine Hilfskonstruktion gestützt. Die Wehr- und Schleusenbrücke muss dabei jedoch immer funktionsfähig sein, weil eine ihrer Aufgaben ist, den Wasserstand zu regulieren. Deshalb kann jeweils nur in einem Feld der Brücke, die sich "aus zwei Teilbrücken, der zweifeldrigen Schleusenbrücke auf der Ersheimer Seite und der namensgebenden dreifeldrigen Wehrbrücke auf der Hirschhorner Seite" zusammensetzt, gearbeitet werden. Die Baustelle wandert also, das Hilfsgerüst muss aufwändig um- und aufgebaut werden.

"Die Schadensbehebung an der Brücke ist deutlich komplexer als anfangs angenommen", rechtfertigt Vogel die nun verlängerte Vollsperrung. "Vergleichen Sie es mit einem alten Haus. Da zeigen sich viele Schäden auch erst im Laufe der Sanierung", sagt Vogel.

Bei der Wehrbrücke ist es noch komplizierter, weil das in den Jahren 1931 bis 1935 als genietete Stahlkonstruktion errichtete Bauwerk unter Denkmalschutz steht. Neben dem nun festgestelltem "erhöhtem Sanierungsbedarf" müssen bestimmte "Sonderbauteile" extra für diese Brücke geplant und angefertigt werden. Das bedeutet, dass eine Firma gefunden werden muss, die beispielsweise die Schraubverbindungen passgerecht nachbauen kann. Zudem gebe es beim Stahl – auch aufgrund des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine – Lieferschwierigkeiten.

Durch all dies, den erhöhten Sanierungsbedarf an den statisch relevanten Bauteilen der Brücke und dem Herstellen und Beschaffen der Sonderbauteile verzögert sich nun der Bauablauf. Jochen Vogel kann den Ärger der Anwohner, Unternehmer und Lieferanten gut verstehen. Wie es weitergehen wird, werde gerade geprüft: "Im September werden wir bei einem Pressetermin direkt an der Wehrbrücke den neu geplanten Bauablauf bekannt geben", verspricht Vogel.

Bis dahin gehe Behördenarbeit vor Pressearbeit. Dieser "weitere Bauablauf im Jahr 2024 bis zur Fertigstellung der Gesamtmaßnahme wird derzeit durch Hessen Mobil mit unserem Auftraggeber, dem Landkreis Bergstraße und der ausführenden Baufirma abgestimmt."

Auch Bürgermeister Martin Hölz sei in alle Prozesse von Hessen Mobil mit eingebunden. Die Herausforderungen der vielen Baumaßnahmen müssten ihm schon "längere Zeit" bekannt sein.

Gefragt nach der Abstimmung zu den verschiedenen, gerade laufenden Maßnahmen von Hessen Mobil, Deutscher Bahn und Stadt Hirschhorn, versichert Vogel, dass sich alle Beteiligten, also die Deutsche Bahn, Verkehrsrettungsdienste, Kommunen und auf Wunsch auch die Bürger über Baumaßnahmen von Hessen Mobil austauschen könnten. "Wir machen nichts, ohne die Kommune im Vorfeld zu informieren – bei der Bestandsaufnahme, dem Gutachten, dem Bauplan." Zum weiteren Sanierungsablauf der Wehrbrücke habe er Hölz bereits einen Bürgerinformationsabend angeboten.

Ort des Geschehens

Bis dahin gilt weiterhin die beschilderte Umleitung des Verkehrs zwischen Hirschhorn und Ersheim über Schönbrunn-Moosbrunn und Eberbach. Der Fuß- und Radverkehr kann die Brücke weiterhin nutzen. Nur für den Anliegerverkehr wurde eine beschränkte Behelfszufahrt über die Brentanostraße und die Rettungszufahrt am Tunnel Hirschhorn zur B 37 eingerichtet. Der Verkehr an der Einmündung dieser Behelfszufahrt auf die B 37 wird durch eine Ampel geregelt.

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