Feuerwehr feiert ihren "125er" mit Blaulichtmeile
Der Wormser Löschriese bereichert das Jubiläum.

Von Felix Hüll
Hirschhorn. Mit einer Jubiläumsparty samt DJ und Barbetrieb, mit Ansprachen, Schauübung, Blaulichtmeile und einem vergrößerten Vereinsfest begeht die Hirschhorner Feuerwehr nun ihr 125-jähriges Bestehen. Gleichzeitig feiert die Wehr die 50-jährige Existenz ihrer Jugendfeuerwehr. Wenn auch der geplante Sternmarsch der befreundeten Wehren der Umgebung nicht zustande kommt, so findet das von 2021 auf das bevorstehende (Bürgermeisterwahl-)Wochenende verschobene Jubiläumsfest nun wirklich statt.
"Wir haben’s geplant und doch selbst nicht geglaubt, bis jetzt die ersten Veranstaltungen alle stattfanden und uns klar wurde, jetzt müssen wir einen Knopf dran machen," erklärt Matthias Krusch.
Der Vorsitzende des Feuerwehrvereins gehört zum Organisationsteam und stellt mit Wehrführer Daniel Pfisterer das Jubiläumsprogramm vor, das die aktuell 53 aktive Mitglieder umfassende Einsatzabteilung und die 200 Mitglieder des (Förder-)Vereins mittels ihres Orga-Teams ausrichten.
Bis März 2021 hatten die Hirschhorner Feuerwehrleute eigentlich geplant, ihr Jubiläum im korrekten Jahr zwischen 25. und 27. Juni 2021 abzuhalten. Aber wie so vielen anderen auch machte Corona die lange im voraus begonnen Planungen endgültig zunichte. 2022 nun kann das Ereignis wirklich stattfinden. Los geht’s morgen, am Samstag, 2. Juli, ab 20 Uhr mit der "Jubiläumsparty für Junge und jung Gebliebene" im vom Château-Landon-Platz aus zugänglichen unteren Trakt des Bürgerhauses.
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DJ Mirko sorgt dort für Musik und Stimmung, es gibt Barbetrieb. Am eigentlichen Festsonntag, 3. Juli, begleitet die Katholische Kirchenmusik Hirschhorn Feuerwehr und Besucher ab elf Uhr in den Tag hinein. Für zwölf Uhr ist ein offizieller Part mit Ansprachen der Feuerwehrverantwortlichen vorgesehen, ab 14 Uhr steuert die Jugendfeuerwehr um Stadtjugendwartin Lara Ginthum zum Gedenken an ihre Gründung 1971 eine "heißen" Schauübung bei, bei der sich das hessische Neckartal begegnet.
Das Sandhäuser Band-Duo "Kraft und Kraftin" unterhält die Besucher, bis um 18 Uhr die Wahllokale schließen und die Auszählung der Stimmen zur Hirschhorner Bürgermeisterwahl im Bürger-(Rat-)haus beginnt. Das Feuerwehrjubiläum findet auf und beim Château-Landon-Platz statt und nicht beim Gerätehaus an der Hainbrunner Straße 22. Auf dem Château-Landon-Platz finden sich auch die (Groß-)Fahrzeuge jener "Blaulichtmeile". Besucher können neben Einsatzfahrzeugen von (Werks-)Feuerwehr, Rotem Kreuz, DLRG und Polizei u.a. auch den "Turbolöscher" der Werksfeuerwehr der Firma Röhm aus Worms besichtigen. "Dieses Großfahrzeug ist sonst eigentlich nicht und nur schwer mal zu Gesicht zu kriegen", erläutert Wehrführer Pfisterer.
Die Hirschhorner Kameraden rechnen neben den Besuchern aus Stadt und Ortsteilen auch mit Gästen der befreundeten Nachbarschaftswehren.
Vor dem eigentlichen Jubiläumsdatum 2021 war auch ein Sternmarsch der Blaulichtmeilen-Beteiligten sowie der benachbarten Wehren angedacht gewesen. Aber weil das alles wegen Corona so unsicher war und weil noch dazu kam, dass im Frühjahr völlig unklar war, wie das mit der Sperrung der Wehrbrücke sein wird, mussten wir den auch abblasen, weil man nichts sicher planen konnte," schildert Vereinschef Krusch.
Fest steht, dass es eine 40 bis 50 Seiten starke Jubiläumsfestschrift bis zum Jahresende zum "Festkommers" geben wird. Der Termin für diesen Festakt zum Jubiläumsanlass mit den offiziellen Vertreten des Kreises Bergstraße und der Stadt Hirschhorn steht allerdings noch nicht fest, und es würde bei den Wehrleuten niemand wundern, wenn die Coronaentwicklung bis dahin auch hier ein Verschieben ins nächste Jahr mit sich bringen könnte.
"Im Herbst 1896 war Hirschhorns Wehr einsatzbereit"
125 Jahre nach Hirschhorns Feuerwehrgründung 1896 führen datumstechnisch ins Jahr 2021; aus bekannten Gründen klappte es nicht, das Jubiläum Chronikbezogen zu feiern. Eberbachs Stadtarchivar Dr. Marius Golgath hat im Eberbacher Verbundarchiv mehrere Dokumente vorrätig, die sogar noch weiter zurückreichen.
Bereits aus der Zeit um 1800 ist eine Feuerordnung der Stadt Hirschhorn erhalten. Aber die eigentlichen Akten zur Freiwilligen Feuerwehr von Hirschhorn setzen erst ab Ende des 19. Jahrhunderts ein. Vor 1896 gab es in Hirschhorn eine Pflichtfeuerwehr. Sie ist in den Schriftstücken bereits in den 1870er-Jahren erwähnt. Die eigentliche Akte des Historischen Archivs über die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Hirschhorn umfasst hingegen den Zeitraum zwischen 1895 bis 1897.
Am 31. Juli 1895 teilte das damalige großherzogliche Kreisamt Heppenheim schriftlich mit, dass die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in Hirschhorn gelingen wird. Bis Ende 1895 handeln die Schriftstücke von deren Ausrüstung. Die Verpflichtung des ersten Wehrkommandanten wurde am 25. Januar 1896 in Aussicht gestellt, am 17. Februar 1896 folgte die Mitteilung, dass der stellvertretende Kommandant, die Führer der Freiwilligen Feuerwehr und deren Stellvertreter an diesem Tag verpflichtet wurden.
Nur den ersten Kommandanten musste man direkt durch das Kreisamt Heppenheim verpflichten lassen. Im Oktober 1896 war Hirschhorns Wehr dann vollständig ausgestattet und galt ab dem Herbst 1896 als einsatzbereit. Ein weiteres Papier besagt, dass 1897 weitere "Spritzenschläuche" mit einer Länge von 20 Metern angeschafft wurden. Das Mitgliederverzeichnis der Feuerwehr, das auf Beginn des 20. Jahrhunderts datiert ist, erweist sich als weiteres interessantes Schriftstück der Wehrgeschichte: Die Einträge nennen auch Feuerwehrleute der vormaligen Pflichtfeuerwehr (1895), die 1896 in die Freiwillige Feuerwehr übernommen wurden.
Der erste Kommandant war der Steinbruchbesitzer und Wirt Karl Körber. Der zweite Kommandant war der Müller Ferdinand II. Zipp. Er wurde 1899 durch den Bierbrauer Philipp II. Zipp abgelöst. Die anderen Mitglieder waren größtenteils Handwerker und Arbeiter.