Mosbacher Wirte stehen mit dem Rücken an der Wand
"Gastroplus"-Gastronomen fordern konkrete Perspektive und Rettungspaket für die Branche

Mosbach. (ar) Wo sonst Gläser klirren, Menschen zusammen sitzen, gemeinsam essen und lachen, dort herrscht Stille und es ist leer. Restaurants, Bars und Kneipen dürfen während der Coronakrise keine Gäste mehr empfangen. Dass derzeit noch kein Zeitpunkt benannt wurde, wann die Gastronomie wieder öffnen darf, sorgt bei den Wirten von "Gastroplus" Mosbach für Verdruss, wirtschaftliche Engpässe, aber auch Verständnis. Mit einem Hilferuf hat sich Bernadette Martini, Sprecherin von Gastroplus, am Freitag an die hiesigen Mandatsträger im Bund und Land gewandt.
Die Inhaber der Gasthäuser und Restaurants im Stadtgebiet von Mosbach bangen in der Coronakrise um ihre Existenz. Insolvenzen seien nicht ausgeschlossen. "Die Lage für die Gastronomie und Hotellerie stellt sich langsam, aber sicher als aussichtslos dar", unterstreicht Bernadette Martini und ergänzt: "Es stellt sich für uns alle die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, zu kämpfen oder ob Aufgeben nicht die bessere Alternative wäre."
Auch wenn in der Corona-Krise viele Küchen derzeit kalt sind, bringt die Perspektivlosigkeit die Gemüter der Wirte von Gastroplus zum Kochen. "Warum ist niemand bereit, uns ehrlich zu kommunizieren, wie der Fahrplan für unsere Branche aussieht?", fragt die Sprecherin kritisch. Bei allem Verständnis dafür, dass medizinische Notwendigkeiten Vorrang vor der wirtschaftlichen Tätigkeit haben, habe man bei Gastroplus doch damit gerechnet, vom Gesetzgeber endlich eine Perspektive aufgezeigt zu bekommen. "Stattdessen wurde kein Wort über unsere Branche verloren. Es hat den Anschein, als hätte man uns schlichtweg vergessen", bemängelt die Sprecherin. Den Umgang mit der Gastronomie, die von den Auswirkungen der Coronakrise hart betroffen sei, empfindet sie als "absolut inakzeptabel".
Allein in Baden-Württemberg sind laut Bernadette Martini über 235.000 Menschen im Gastgewerbe beschäftigt. Die meisten davon befänden sich bereits in Kurzarbeit und müssten deshalb den Gürtel enger schnallen. Den Beschäftigten drohe unter Umständen sogar die Arbeitslosigkeit. "Wir starten nun diesen Hilferuf an unsere Volksvertreter, damit unsere Mitarbeiter eben nicht auf der Straße landen", verdeutlicht Martini. Die vielen Beschäftigten und Auszubildenden in der Region benötigten ebenfalls eine Perspektive.
Für die Gastwirte ist dabei eines klar: Die schlimmste Phase steht ihnen erst noch bevor. "Wenn wir irgendwann unter Auflagen wieder öffnen dürfen, spätestens dann wird für viele von uns der Punkt kommen, an dem wir aufgeben müssen", prognostiziert Martini. Denn die Kosten könnten aus Sicht von Gastroplus wohl nicht mit den Umsätzen zu decken sein. Deshalb fordern die Mitglieder von Gastroplus die Politik auf, endlich zu handeln. "Wir stehen mit dem Rücken an der Wand", appelliert die Sprecherin an die Volksvertreter.
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Die Gastronomen fordern daher eine klare Strategie, wie ihre Restaurants wieder öffnen können. "Wir benötigen dringend eine konkrete Perspektive und eine ausreichende Vorlaufzeit, um die zusätzlichen Hygienemaßnahmen umsetzen zu können", so Bernadette Martini. Darüber hinaus soll der Gesetzgeber umgehend ein Rettungspaket mit direkten Entschädigungszahlungen für die Branche gegen die Pleitewelle und Arbeitslosigkeit schnüren. Denn Förderkredite seien keine Lösung – diese könne man aus eigener Kraft nicht tilgen. Nun hofft man bei Gastroplus inständig, in der Politik mit diesem Hilferuf Gehör zu finden.



