Bei den Waldhütten besteht großer Handlungsbedarf
Studie des Gemeindeverwaltungsverbands stellt den Hardheimer Hütten ein schlechtes Zeugnis aus - Der Sanierungsbedarf ist hoch

Aufgrund der Nutzung als illegaler Grillplatz und von häufigen Vandalismusschäden könnte die Kreuzberg-Hütte durch einen anderen Standort ersetzt werden. Foto: Adrian Brosch
Hardheim. (adb) Als gerade unter Wanderern beliebte Freizeit-Region verfügt der Odenwald über einen reichen Bestand an Wald- und Schutzhütten sowie Unterständen: Sie gewähren Schutz vor Witterungseinflüssen, dienen als Start- und Zielpunkt für Wanderrouten und bieten die Möglichkeit zur Rast. Leider sind viele Hütten in die Jahre gekommen - hier setzt die Konzeptstudie zur Erfassung, Überarbeitung und Modernisierung der Wald-Erholungs-Infrastruktur im Einzugsgebiet des Gemeindeverwaltungsverbands Hardheim-Walldürn an.
Während der Zustand der Höpfinger und Walldürner Hütten als überwiegend gut eingestuft wurde, zeichnet sich auf Hardheimer Gemarkung höherer Sanierungsbedarf ab. Davon zeugte auch die bereits im Sommer 2016 abgerissene Jägersruh-Hütte in der Alten Würzburger Straße. Sie wurde oft für wüste Partys oder illegale Abfall-Ablagerungen genutzt und war auch durch die Lage fernab von Wohnbebauung der Gefahr ausgesetzt, dass etwaige Waldbrände erst sehr spät bemerkt worden wären.
Der Standort wird vom GVV nicht nur als "ungünstig" bezeichnet - die Studie erteilt sogar den Hinweis, an dieser Stelle keine Hütte mehr zu errichten: Der baulich gut erhaltene und unbedingt erhaltenswerte "Babilon" am Schmalberg böte Wanderern des OWK-Hauptwanderwegs 43 bereits einen guten Unterstand; falls eine Alternative gewünscht sei, könne man über ein Vordach an der Schweinberger Saatschulhütte nachdenken. Diese Hütte gilt als renovierungsbedürftig, wobei eine vertragliche Regelung mit den Jägern, die Hütte nach Vorgabe der Kommune instandzuhalten, anzustreben sei.
Abgerissen wurde ebenfalls die Schießstand-Hütte im unteren Erftal: In der Nähe des Schießstands gelegen, musste sie wegen akuter Baufälligkeit beseitigt werden. Aufgrund der Nähe zum gut frequentierten Erftal-Mühlenradweg wurden hier bereits drei Sitzgruppen und auf die Geschichte der Region eingehende Texttafeln aufgestellt, allerdings sei es zur Vervollständigung des touristisch attraktiven Ensembles "wünschenswert, wieder eine Schutzhütte zu errichten".
Bauliche Mängel weist auch die in Blockbauweise errichtete, von den Naturpark-Rundwegen "Gelbe 1" und "Gelbe 2" tangierte Honerthütte auf. Sie spielt jedoch den Trumpf aus, ein Zeugnis der langen Hardheimer Jagd- und Forsttradition zu sein. Ein Teil der Hütte dient als offener Schutz für Wanderer; ihr abschließbarer Teil wurde als Jagd- und Forsthütte genutzt. Nach dem Einzug von Siebenschläfern und aufgrund des defekten Ofens jedoch gilt die Honerthütte als "derzeit unbenutzbar" und weist laut der Studie einen "nicht unerheblichen Renovierungsbedarf" auf.
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Für ihren Erhalt jedoch spricht, dass bereits die Jägersruh-Hütte und die Schießstandhütte abgerissen wurden: Hier bestünde die Möglichkeit, eine echte Traditionshütte zu erhalten und vielleicht mittels Informationstafeln auf die jagdliche Vergangenheit Hardheims hinzuweisen - allerdings nur bei einer sinnvollen Nutzung. Zudem sollte die Hütte in naher Zukunft von Gehölz freigeschnitten werden, um eine bessere Abtrocknung zu ermöglichen. Ein guter Zustand wird unterdessen der ebenfalls im Waldgebiet "Honert" (Distrikt Suhl) liegenden Hubertus-Hütte attestiert: Einzig das Dach der vor über 50 Jahren errichteten, sehr gepflegten Hütte verlange mittelfristig eine Erneuerung.
Mit anderen Pfunden wuchert die Kreuzberg-Hütte: Dem beträchtlichem Panorama über die Erftalgemeinde und nur "leichten baulichen Mängeln" stehen häufige Vandalismusschäden und die illegale Nutzung als Feuer-, Feier- oder Grillstätte gegenüber. Die Lage der Hütte in einem sehr trockenen Kiefernwaldabschnitt mit erhöhter Waldbrandgefahr provoziert die Frage nach dem Fortbestand ebenso wie ihre geringe wandertouristische Bedeutung.
Es sei, so die Studie, auch ob der finanziellen Last für die Gemeinde Hardheim überlegenswert, den Platz entweder aufzugeben oder an anderer Stelle zwischen Hardheim und Höpfingen eine kleinere Hütte oder Sitzgruppe als Ersatz zu postieren. Eine neuer Platz sollte von Wanderern leicht erreichbar sein, aber nicht an gut ausgebauten, auch mit Autos befahrbaren Wegen liegen: Die hohe Beschädigungsquote könne mit der leichten Erreichbarkeit der Kreuzberg-Hütte erklärt werden und müsse - gesetzt den Fall, dass die Hütte saniert und als Aussichtspunkt erhalten wird - weiter in Kauf genommen werden.
Als "Musterknaben" unter den Hütten des Hardheimer Gemeindegebiets gelten die Hütten auf der Höhe: An der sogenannten Goldschmitt-Hütte in Dornberg - einem ehemaligen Buswartehäuschen - werfe lediglich der Schaukasten im Inneren Fragen auf; er solle entweder bestückt und in regelmäßigen Abständen aktualisiert oder komplett abgebaut werden. Der bauliche Zustand hingegen erwies sich laut der Konzeptstudie als in Ordnung. Das gilt auch für die durch gute Pflege durch den Verein tadellos erhaltene Vollmersdorfer Schützenhaushütte, deren Vordach Wanderer zur Rast einlädt.
Nicht erfasst werden von der Studie die Wolfsgrubenhütte, die Kappelhütte in Gerichtstetten, die Erfelder Hütte sowie das Schweinberger Schützenhaus.



