Hallenbad in Eberbach

"Ich möchte meine Verzweiflung kundtun"

Ein Arbeitskreis, der sich mit den Zahlen beschäftigt, soll jetzt gegründet werden

29.11.2019 UPDATE: 30.11.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden
Das Eberbacher Hallenbad ist in die Jahre gekommen. Foto: Martina Birkelbach

Von Martina Birkelbach

Eberbach. Eine spezielle Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema Hallenbad beschäftigt, soll gegründet werden. Das war das Ergebnis einer heftigen und langen Diskussion in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend. Dass das Hallenbad für Eberbach wichtig ist, darüber sind sich nach wie vor alle Räte einig. Einzig bei der Frage wie und ob überhaupt ein Ersatz bzw. Neubau finanzierbar ist, gehen die Meinungen stark auseinander.

"Es hat viele Überlegungen und Diskussionen gegeben. Wir brauchen ein neues Bad, können es aber eigentlich nicht finanzieren. Ich möchte meine starke Verzweiflung in der Sache kundtun. Im Moment weiß ich selbst nicht, wie wir weiterkommen", erklärte Bürgermeister Peter Reichert. Leider hätte sämtliches konstruktives Arbeiten bislang zu keiner Lösung geführt. Er kann sich derzeit "nicht im Ansatz vorstellen, wie ein neues Hallenbad für 8,5 Millionen Euro finanziert werden soll". Noch könne man das Bad offen lassen, man wisse aber nicht, wie es in zwei/drei Jahren aussieht.

"Eberbach braucht auch künftig ein Hallenbad", betonte Peter Stumpf in einer Stellungnahme der AGL. Die Entscheidung über den Fortbestand "haben wir schon viel zu lange vor uns hergeschoben". Er forderte, noch in der Sitzung "ein klares Signal zu geben", im ersten Quartal 2020 "einen Grundsatzentscheid zu treffen". Die AGL hält einen Neubau wie auch die Finanzierung der jährlichen Betriebskosten "für machbar". Stumpf begründete dies zum einen damit, dass für den Bau eines neuen Bades finanziell nur die Differenz zu einer Schließung (die 3,2 Millionen Euro kosten würde) zu betrachten ist – "das sind keine 8 Millionen Euro, sondern nur etwa 5". Zudem seien in den 8 Millionen auch die Kosten für die gesamte neue Technik auch für das Freibad und neue Umkleidekabinen enthalten, "beides müsste in absehbarer Zeit ohnehin erneuert werden".

Durch Aufschieben investiver Maßnahmen "beispielsweise Kreisel in der Güterbahnhofstraße, späterer Neubau der Steigeturnhalle", könnten nach Meinung der AGL 6 bis 7 Millionen Euro eingespart werden. Stumpf sprach auch die Förderung über den Ausgleichsstock des Landes von 1,7 Millionen Euro für das Feuerwehrgerätehaus an: Einerseits haben wir dadurch weniger städtische Ausgaben für das Feuerwehrgerätehaus, die wir z.B. für das Hallenbad einsetzen können, andererseits sind aus dem Ausgleichsstock auch Mittel für das Hallenbad zu erwarten".

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Stumpf: Aufgrund der niedrigen Zinsen wird, auch wenn wir neue Kredite aufnehmen, durch Abzahlung der höher verzinsten Altschulden die jährliche Zinslast der Stadt geringer." Fazit der AGL: "Der Neubau eines Hallenbades ist notwendig und finanzierbar, wir sollten es zügig anpacken." Stumpf unterbreitete dann den Vorschlag zur Gründung einer Arbeitsgruppe "Finanzierung Hallenbad". Diese sollte sich aus Gemeinderäten – möglichst aus allen Fraktionen – Vertretern der Verwaltung und der Stadtwerke zusammensetzen.

Dem Vorschlag stimmten sowohl die CDU als auch die SPD zu. "Eine kleine Gruppe, die sich intensiv Gedanken macht, ist sicher gut", fand auch Bürgermeister Reichert.

Für "einen Teil der Freien-Wähler-Fraktion" gab Peter Wessely eine Stellungnahme ab. Stadtrat Patrick Schottmüller betonte vorab, dass er nicht zu diesem Teil gehöre: "Er spricht nicht für mich". Wessely erläuterte die drei Möglichkeiten, für die es gute Gründe dafür und dagegen gibt: Neubau, Renovierung und Abriss. Bei einer Renovierung sind die "Risiken der finanziellen Unwägbarkeiten und einer unkalkulierbaren Kostenexplosion zu hoch".

Die Frage: "Kann ich mir das leisten", stünde bei einem Neubau im Vordergrund. Ein Abriss würde einmalige Kosten verursachen. Insgesamt sind die Freien Wähler zu dem Ergebnis gekommen, "dass ein Neubau oder eine Sanierung nicht in Frage kommen können". Auch wenn eine Entscheidung über den ersatzlosen Abriss des Hallenbads bestimmt nicht "wünschenswert und auch nicht populär" ist. Wessely betonte, dass es sich die Freien Wähler nicht einfach gemacht haben, "da wir grundsätzlich gerne das Hallenbad erhalten würden."

Aber: "Diese Last können und dürfen wir den folgenden Haushalten und damit den künftigen Generationen von Eberbachern nicht aufbürden. Schottmüller: "Gesundheit kostet, es geht doch um unser Leben, nicht nur ums Geld. Das ist alles eine philosophische Frage". Allerdings habe auch er keine Lösung für die Finanzierung. Stadtrat Udo Geilsdörfer (ebenfalls Freie Wähler) erklärte, als Stadtrat ebenso wie Bürgermeister Reichert "zu den Verzweifelten" zu gehören, da er als Schulleiter der Gemeinschaftsschule ebenso die Wichtigkeit des Schwimmunterrichts sehe. Für Dietmar Polzin (ebenfalls Freie Wähler) stand fest, dass auch ein Arbeitskreis an den Zahlen nicht ändern könne.

Nun heißt es, die Ergebnisse des Arbeitskreises abzuwarten.

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