Von versunkenen Ketten und Kanonenschüssen
Historischer Treidelpfad um sechs neue Infotafeln erweitert

Gundelsheim. (cao) Heute ist der historische Treidelpfad zwischen Alter Mühle und Korntal ein Ort der Erholung. "Ein schöner und beliebter Treffpunkt bei uns Gundelsheimern, die gerne auf den Bänken am Neckar verweilen", weiß auch Bürgermeisterin Heike Schokatz. Doch über Jahrtausende war daran überhaupt nicht zu denken. Spätestens seit dem ersten Jahrhundert nach Christus wurde hier geschwitzt, geschrien, später mit Zollbeamten gefeilscht, Pferdeäpfeln ausgewichen und protestiert, wie nun sechs neue Infotafeln entlang des rund 300 Meter messenden Weges verdeutlichen.
Bereits 2012 widmete sich die Bürgerinitiative Pro Gundelsheim der Wiederherstellung des alten, fast vergessenen und vollständig verwilderten Treidelpfades, "der bei uns in der Region auch oft als Leinpfad bezeichnet wurde", wie Stadtführer Werner Heinz berichtete. 2017 habe man dann den Entschluss gefasst, "einige Schautafeln zu erstellen, um den interessierten Besuchern und Gundelsheimer Bürgern den Neckar in seiner vielfältigen Bedeutung, Art und Nutzung wieder näher zu bringen", erklärte er.
Gemeinsam mit dem Initiator der Bürgerinitiative Klaus Liebler hatte Heinz dieser Tage Bürgermeisterin Schokatz, Verena Vorberger vom städtischen Tourismus-Marketing und Bauhofleiter Christian Vierling eingeladen, um gemeinsam die neuen Infotafeln zu präsentieren.
Finanziert worden sei dieses "tolle Projekt" mit den restlichen 3000 Euro, die bei der Auflösung der Bürgerinitiative Pro Gundelsheim noch übrig waren, freute sich Schokatz und dankte Liebler und Heinz für die Spende. "Es wurde aber auch viel ehrenamtliche Arbeit in dieses Projekt gesteckt", ließ die Bürgermeisterin das Engagement seit 2012 nicht ungewürdigt. Der Bauhof habe dabei stets gerne unterstütz, betonte Vierling.
Im Anschluss führte Heinz die Gruppe zu den einzelnen Infotafeln, an denen er immer ein paar kurze Anekdoten erzählte. Etwa von den "wilden Gesellen", die mit bis zu 285 Meter langen Flößen aus Baumstämmen den Neckar hinab trieben und so machen Bierkeller auf ihrem Weg leer getrunken haben sollen. Oder von den Leinreitern, die ab 1803 die Arbeit der Leibeigenen übernahmen und mit ihren Tieren fortan die Schiffe zogen. "Als dann 1830 die Dampfschifffahrt aufkam, haben sie kräftig protestiert, am Rhein sogar mit Kanonen auf die Schiffe geschossen", erzählte der Stadtführer. Doch erst die Kettenschifffahrt, die seinerzeit den Neckarreisenden Mark Twain so beeindruckte, habe die Transportkosten deutlich gesenkt. "Ein Teil der 114 Kilometer langen Kette liegt zwischen Mannheim und Heilbronn immer noch versunken am Grund des Neckars", verriet Heinz abschließend.



