Neuer Partner für die Wasserversorgung
Der Gemeinderat beriet über Trinkwasser und Finanzen.

Von Gabriele Eisner-Just
Gundelsheim. In der Junisitzung des Gundelsheimer Gemeinderats ging es um die Wasserversorgung und um Finanzthemen. Eine bedeutende Veränderung steht bei der Wasserversorgung ins Haus: Schon im Juli 2020 war angesichts immer höherer und kostspieligerer gesetzlicher Anforderungen an die Versorgungstechnik über die Vergabe der Betriebsführung an einen Kooperationspartner beraten worden. Da beide Wassermeister in den Ruhestand gehen, war jetzt der passende Zeitpunkt gekommen, einen Partner ins Boot zu holen. Im nichtöffentlichen Sitzungsteil am 19. Mai hatten die Gemeinderäte die drei vorliegenden Angebote ausgewertet und sich für die Heilbronner Versorgungs GmbH (HNVG) entschieden.
Hintergrund
Drei Wasseraufbereitungsanlagen (Gundelsheim, Böttingen, Höchstberg) verwenden seit dem Jahr 2000 bzw. 2005 die fortschrittliche Technik der Nanofiltration. Dabei durchfließt das Rohwasser in der Technikzentrale Filtrierröhren, deren Filter Nanopartikel bis zu einem
Drei Wasseraufbereitungsanlagen (Gundelsheim, Böttingen, Höchstberg) verwenden seit dem Jahr 2000 bzw. 2005 die fortschrittliche Technik der Nanofiltration. Dabei durchfließt das Rohwasser in der Technikzentrale Filtrierröhren, deren Filter Nanopartikel bis zu einem Zehntausendstel-Millimeter festhalten. Damit wird das Trinkwasser von Bakterien und sogar von Viren befreit. Das Wasser wird außerdem entkalkt und fließt nach der Behandlung mit acht Grad dH (deutsche Härte) als weiches Wasser aus den Wasserhähnen der Verbraucher. In Gundelsheim kommt das Rohwasser aus zwei ergiebigen Brunnen. Dies macht die Trinkwasserversorgung in der Kernstadt unabhängig – ein großer Vorteil bei immer heißeren und trockeneren Sommern.
Geschäftsführer Frank Schupp und Technikleiter Hannes Gänse von der HNVG stellten den Gemeinderäten die Vorteile für die Stadt Gundelsheim vor: Neben der langjährigen Erfahrung mit kommunalen Betriebsführungen stellen die Heilbronner Versorger ihre Meldestelle mit einem ständigen Bereitschaftsdienst, die Leitstelle mit Leitsystem, den Fuhrpark mit Einsatz- und Montagefahrzeugen und das akkreditierte Wasserlabor zur Verfügung. Vor allem das Technische Sicherheitsmanagement nach dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches und das Informationssicherheitsmanagementsystem sorgen für rechtssichere Abläufe und machen IT-Risiken beherrschbar. Dies ist im Hinblick auf die Versorgungssicherheit von großer Wichtigkeit. Der Betriebsführungsvertrag wurde zum 1. 1. 2022 geschlossen. Um einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen und einen vertieften Einblick in die Gundelsheimer Wasserversorgungsanlagen zu gewinnen, werden schon jetzt einzelne Leistungen gemeinsam erbracht. Der Gemeinderat nahm diese Ausführungen zur Kenntnis.
Für die Erneuerung der Automatisierungstechnik in der Wasserversorgung nimmt die Stadtverwaltung Geld in die Hand. Damit sollen die Hochbehälter und Pumpwerke in Gundelsheim und den Stadtteilen technisch auf neuen Stand gebracht und mit Fernwirktechnik versehen werden. Die Arbeit am Hochbehälter Gundelsheim wurde bereits abgeschlossen, die Arbeiten am Hochbehälter Böttingen haben begonnen. Um wie geplant die übrigen Außenstationen in Höchstberg, Tiefenbach-Bachenau und Obergriesheim ans Prozessleitsystem anzuschließen, entstehen Mehrkosten von etwa 44.000 Euro gegenüber dem Haushaltsansatz von 100.000 Euro. Diese können laut Bürgermeisterin Heike Schokatz aus dem Investitionshaushalt der Wasserversorgung, durch Überschüsse aus dem Gebührenhaushalt der Wasserversorgung oder im Vorgriff auf geplante Kosten im Jahr 2022 gedeckt werden. Der Rat stimmte der Planung einstimmig zu.
Der Eigenbetrieb Wasserversorgung weist zum Jahresende 2019 einen Gewinn von gut 55.700 Euro aus. Der Gewinnvortrag erhöht sich dadurch auf gut 195.000 Euro. Das Gremium stimmte dem Zahlenwerk zu und erteilte der Werkleitung Entlastung.
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Eine Nachfrage betraf die Zusammenlegung der städtischen Eigenbetriebe Wasserversorgung und Freibad zu einem Querverbund, um das Defizit aus dem Betrieb des Freibads auszugleichen. Andreas Ockert, Leiter der städtischen Kämmerei, gab zu bedenken, dass für einen Querverbund der Eigenbetriebe eigentlich mindestens zwei gewinnbringende Betriebe benötigt werden, um einen Verlustbringer subventionieren zu können. Auch der erhöhte Aufwand steht einem solchen Querverbund entgegen. Eine weitere Nachfrage betraf die Sicherung der Meldetechnik bei Ausfall des Telefonkabels. Für diesen Fall sind die Einrichtungen durch eine Alarmanlage doppelt abgesichert.
Der Jahresabschluss 2019 des Freibads Gundelsheim weist einen Jahresverlust von 315.161 Euro aus, was nach dem Rekordverlust von 407.322 Euro im Jahr 2018 wieder dem Durchschnitt der Jahre 2013 bis 2016 entspricht. Dabei stehen etwa 162.000 Euro an Erträgen rund 477.000 Euro an Aufwendungen gegenüber. Die Besucherzahlen lagen 2019 unter der Prognose, während die Festanstellung eines Bademeisters und die Reinigungskosten die Personalkosten steigerten. Dazu kam die Erneuerung der Heizungsanlage inklusive SPS-Steuerungstechnik.
Auch 2021 belasten die coronabedingten Einschränkungen des Badebetriebs die Ertragsseite. Eine Gemeinderätin lobte in diesem Zusammenhang die Öffnung des Freibads nach Sinken der Inzidenzen im Juni und trug den Wunsch vor, das Bad auch Samstag- und Sonntagvormittags zu öffnen. Bürgermeisterin Schokatz legte allerdings dar, dass die aktuellen Öffnungszeiten auf Wunsch der Nutzer schon erweitert wurden und der Haushalt noch mehr Öffnungsstunden und damit mehr Personal nicht zulasse.
Laut Gemeindeordnung muss die Gemeinde jedes Jahr den Gemeinderat und die Einwohner über ihre Beteiligungen informieren. Dies sind in Gundelsheim insbesondere die Eigenbetriebe Freibad und Wasserwerk, der Zweckverband 4IT mit dem Rechenzentrum und die Grundstücksgemeinschaft Kommunales Rechenzentrum, außerdem die Wirtschaftsförderung Raum Heilbronn. Der Gemeinderat nahm die Berichte des Jahres 2018 zur Kenntnis.
In Höchstberg wird ein Bebauungsgebiet aufgestellt. Deshalb sollen die Grundstücke in Bereich des Bebauungsplanes "Ob dem Dorf V" neu geordnet werden. Der Gemeinderat stimmte einstimmig für die Liste der Mitglieder und Stellvertreter des neuen Umlegungsausschusses, der die Parzellen zweckmäßig ordnen und festlegen soll. Die vermessungs- und katastertechnische Bearbeitung wird dem Vermessungsbüro Schwing & Dr. Neureither in Mosbach übertragen.
Der Rat votierte außerdem pflichtgemäß über die Annahme diverser Spenden und gab mehreren Baugesuchen sein Einvernehmen.



