Keine Kuppel und kein Minarett
Der Bauantrag des türkisch-islamischen Kulturvereins wurde abgelehnt.

Von Dorothea Damm
Gundelsheim. "Dass das Baugesuch jetzt in dieser Form vorliegt, erstaunt uns selbst", gab Gundelsheims Bürgermeisterin Heike Schokatz zu. Dabei sah sie das Projekt bereits auf einem guten Weg. Sie selbst enthielt sich bei der Abstimmung über den Bauantrag des türkisch-islamischen Kulturvereins, sein Vereinsheim in der Gottlieb-Daimler-Straße mit einer Kuppel zu versehen und das Gebäude um ein Minarett zu erweitern.
Der Gemeinderat, der im vergangenen Jahr einer Bauvoranfrage bereits zugestimmt hatte, suchte in den vergangenen Monaten nach Möglichkeiten, mit der Bevölkerung bei dem durchaus umstrittenen Projekt ins Gespräch zu kommen. Natürlich hätte man hier gern noch mehr gemacht, aber dies sei durch die andauernde Coronapandemie nicht leicht gewesen. Man habe aber an einer Fortbildung teilgenommen und immer wieder mit dem Verein im Austausch gestanden. Dennoch sei vonseiten des Kulturvereins der Entschluss gekommen, jetzt eine Entscheidung herbeizuführen.
Dass sich viele Gemeinderäte hier überrumpelt fühlten, beziehungsweise vom Vorgehen des Vereins überrascht waren, wurde in zahlreichen Wortmeldungen betont, die auch immer wieder darauf abzielten, dass man vor nicht einmal 20 Jahren von dem Verein eine schriftliche Zusage bekommen habe, dass man am Vereinsheim keine solchen Anbauten planen würde. Aber die Zeiten ändern sich. Und so sahen das auch einzelne Gemeinderäte, die vor allem die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Verein betonten oder meinten, dass Gemeinderatsbeschlüsse auch dem Wandel der Zeit folgen müssten und viele Gundelsheimer bereit seien – mehr als im Gemeinderat repräsentiert –, ein solches Bauvorhaben zu unterstützen.
Die Abstimmung gegen die Anbauten war am Ende mit 15 zu sieben Stimmen deutlich, und auch vonseiten der Zuhörerschaft fand das Ergebnis lautstarke Zustimmung. Dabei verlief die gesamte Diskussion ruhig und sehr besonnen.
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Andere Tagesordnungspunkte wurden emotionaler diskutiert. Für die Grundschule sollen zwei Container angeschafft werden, um die zukünftig erwartete Zahl der Schüler unterzubringen. Zwar freut man sich über die geburtenreichen Jahrgänge in der Gemeinde, allerdings werde es nun Zeit, sich strategisch mit der Zukunft der Schule zu befassen. Eine Dauerlösung in Containern wird von keiner Seite unterstützt.
Da man aber auch für einen möglichen Neu- oder Umbau der Schule – der diese langfristig ertüchtigen würde – Container braucht, bat der Gemeinderat die Verwaltung, zu überprüfen, ob nicht vielleicht doch eher ein Mietkauf in Erwägung gezogen werden sollte. Die Gemeinde investiert hier im Moment etwa 120.000 Euro, wozu aber noch Kosten für das Mobiliar sowie die Strom- und Wasserversorgung kommen. Ein Arbeitskreis soll zeitnah klären, wie die Zukunft der Grundschule gestaltet werden kann.
Auch die Anschaffung eines mobilen Notstromaggregats erfolgte nicht ganz ohne Diskussionen, da sowohl der Standort als auch die Wahl des Diesel-Notstromaggregats nicht unumstritten waren. Am Ende konnte die Verwaltung hier den Gemeinderat aber von der Alternativlosigkeit durch geltende Verordnungen überzeugen, weshalb die Anschaffung breite Zustimmung fand.
Auch die lang geplante Anschaffung eines neuen Feuerwehrfahrzeugs (ein Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser für insgesamt fast 526.000 Euro) wurde vonseiten einzelner Gemeinderäte kritisch hinterfragt. Zwar sieht man die Notwendigkeit, die über 30 Jahre alten Fahrzeuge der Feuerwehren zu ersetzen, jedoch hätte man sich vor einer so großen Investition gewünscht, dass die Feuerwehr ihre strategische Aufstellung überprüft und kritisch hinterfragt, ob eine Aufteilung auf die Stadtteile noch sinnvoll sei. Hier will man nun bald in einem Arbeitskreis gemeinsam mit der Feuerwehr beraten, welcher Bedarf hier gesehen wird.
Den Bauprojekten stimmte der Gemeinderat ohne größere Diskussionen zu. Nur bei einem größeren Bauprojekt empfiehlt das Gremium, die Anzahl der vorgesehenen Stellplätze auf zwei pro Wohneinheit zu erhöhen, da man durch die ursprünglich geplanten 1,5 Parkplätze in einer Tiefgarage befürchtet, dass viele zusätzliche Autos aus Platzmangel oder aus Bequemlichkeit auf der Straße parken könnten.
Die Feuerwehrsatzung wurde dahingehend geändert, dass der neue Kommandant nun auch in einer Fernabstimmung online oder durch Briefwahl gewählt werden kann. Auf Schloss Horneck kann künftig in zwei weiteren Räumen standesamtlich geheiratet werden.



