Wirte beklagen "unfairen Wettbewerb"
Betriebe kritisieren die Übernahme des "Alte Mälzerei"-Restaurants durch die Stadt

Restaurant ist nicht gleich Restaurant: Die Mosbacher Wirte sehen durch die Übernahme des Restaurantbetriebs an der Alten Mälzerei durch die Stadt ungleiche Voraussetzungen geschaffen. Foto: dpa
Von Heiko Schattauer
Mosbach. Viele Köche verderben den Brei. Dass das nicht zwingend stimmt, wissen wir spätestens seit den mannigfaltigen Kochshows, die kanalübergreifend im deutschen Fernsehen zu verfolgen sind. Wenn einer der Köche allerdings Zutaten benutzt, die den anderen am Herd den Geschmack verleiden, dann ist das halt doch ein Problem. In Mosbach stehen die Köche aus den einzelnen Gastronomiebetrieben zwar nicht gemeinsam am Topf, die Suppe scheint derzeit - zumindest im übertragenen Sinn - dennoch ein wenig versalzen.
Grund der Verstimmung ist die Alte Mälzerei, genauer: die Gastronomie im Kultur- und Tagungszentrum, die von der Stadt seit geraumer Zeit in Eigenregie betrieben wird. "Der Wettbewerb ist nicht fair", sagen die Mitglieder von "Gastroplus", der Vereinigung inhabergeführter Gasthäuser und Restaurants im Stadtgebiet von Mosbach.
Die Gastwirte fühlen sich ungerecht behandelt, sprechen von "ungleichen Voraussetzungen". Warum ungleich? Allein die Tatsache, dass das Restaurant der Alten Mälzerei (bis zum Frühsommer von der Familie Emig betrieben) nun vonseiten der Stadt Mosbach selbst geführt wird, sieht man überaus kritisch. Die Gemeindeordnung, so die Vertreter der Gastro-Vereinigung, lasse einen solchen Betrieb eigentlich gar nicht zu.
Zudem hätte es nach Einschätzung der ortsansässigen Gastronomen eine öffentliche Ausschreibung geben müssen. Erst wenn dabei niemand (geeignetes) gefunden worden sei, hätte man von städtischer Seite aus selbst betriebsam werden dürfen. Bei Gastroplus meint man den Grund für dieses Vorgehen zu kennen: "Es war von Anfang an klar, dass die Stadt den Restaurantbetrieb in der Alten Mälzerei selbst übernehmen will."
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Unabhängig von Vorgaben und Verordnungen - "theoretisch wäre das rechtlich anzufechten" (Gastroplus) - haben die Gastronomen aber vor allem ein Problem mit den Rahmenbedingungen des Restaurantbetriebs an der Alten Mälzerei. "Ob die nun Plus oder Minus machen, interessiert doch gar keinen", echauffiert sich eines der Gastroplus-Mitglieder, der ein "Verschwimmen" der Gastronomie-Bilanz im Mälzerei-Gesamtbudget oder im städtischen Haushalt fürchtet.
Auch werde im Gegensatz zu "gewöhnlichen" Gastronomiebetrieben in der Mälzerei zum Teil nach dem Tarif des Öffentlichen Dienstes bezahlt. Vor diesem Hintergrund habe es auch Abwerbungsversuche, etwa für Servicepersonal, gegeben. "Das ist wirklich kein fairer Wettbewerb", ist man sich bei Gastroplus einig. Zumal auch Investitionen in die Infrastruktur des Gastronomiebetriebs irgendwo im Gesamtkomplex Mälzerei verrechnet werden könnten. Auch die Rolle des Gemeinderats, der dem Vorschlag zur Übernahme des Restaurantbetriebs durch die Stadt ja zugestimmt habe, sehen die Wirte kritisch.
Mit Mosbachs Bürgermeister Michael Keilbach haben die Gastronomen schon unmittelbar vor dem Betreiberwechsel an der Alten Mälzerei das Gespräch gesucht. Wirklich verstanden und in ihrer Sorge ernst genommen fühlten sich die Wirte dabei aber nicht.
"Wir wollen keinen Clinch mit der Stadt", relativieren die Mitglieder von Gastroplus, die ganz bewusst mit einer Stimme sprechen wollen: "Aber wir möchten einfach mal klarstellen, dass hier mit unterschiedlichen Voraussetzungen gearbeitet und gewirtschaftet wird. Und das ist einfach nicht in Ordnung."