Defekte Technik macht Schrankenwärter an Übergängen nötig
An vier Bahnübergängen müssen im Raum Grünsfeld/Wittighausen die Schranken per Hand bedient werden.

Odenwald/Tauber. (bg) Die Geschichte der Frankenbahn ist reich an Ärgernissen. Seit einigen Wochen gesellt sich ein weiteres hinzu, meinen die einen, während andere "nur" ein personalkostenintensives Kuriosum sehen. Jedenfalls erinnert das Bild, das sich momentan an mehreren Bahnübergängen im Raum Grünsfeld bietet, an die Zeit der fast ausgestorbenen Schrankenwärter und sorgt für Kopfschütteln.
Die Frankenbahn war in den letzten Jahrzehnten regelmäßig in den Schlagzeilen: Die Kursbuch-Strecke 780 zwischen Stuttgart und Würzburg werde von der Deutschen (Bundes-)Bahn stiefmütterlich behandelt, hieß es vielfach; Fahrpläne und rollendes Material wurden immer wieder heftig kritisiert. Mittlerweile haben sich zwar merkliche Verbesserungen ergeben, wie sich etwa an zeitgemäßen Triebzügen, an der Modernisierung von Stationen und an (Takt-)Fahrplänen zeigt.
Doch aktuell ist auf dem Abschnitt zwischen Osterburken/Lauda und Würzburg ein Rückschritt in die Zeiten der fast vergessenen Schrankenwärter zu verzeichnen. Denn wegen einer Störung wurden im Raum Grünsfeld/Wittighausen mehrere technisch miteinander gekoppelte Bahnübergänge durch mobile Behelfsanlagen ersetzt, die nun seit geraumer Zeit einzeln von Hand bedient werden müssen. Zur Sicherung der vier Übergänge ist Personal vor Ort stationiert.
Zuvor machte es die technische Störung, deretwegen sich die Schranken zwar schließen, aber nicht mehr öffnen ließen, erforderlich, dass die Züge im Schritttempo und mit lauten Signalen (welche die Anwohner zusehends nervten), an die Übergänge heranfuhren. Nach dem Passieren musste der Lokführer aussteigen, um mittels "Schlüsseln" an der Sicherungsanlage die Schranken wieder zu öffnen.
Vor Ort sind mehrere Bahnbedienteste in zwei Schichten rund um die Uhr im Einsatz, um die Behelfsanlagen zu bedienen. Alleine am Bahnhof Grünsfeld sind es vier pro Schicht, weil hier – ein Steinwurf voneinander entfernt – der Fußgängerübergang zwischen den beiden Bahnsteigen und ein Straßenübergang zu sichern sind.
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Der Ablauf mutet kurios an, wie sich am Fußgängerübergang in Grünsfeld zeigt: Auf der einen Seite steht ein Schrankenwärter (bzw. sitzt im Auto), dem vom Fahrdienstleiter in Lauda bzw. Wittighausen der nächste Zug angekündigt wird. Der Schrankenwärter verständigt seinen am gegenüberliegenden Gleis postierten Kollegen, dem es obliegt, die Schranken mittels Knopfdruck zu schließen oder zu öffnen.
Ein paar Streckenkilometer weiter östlich ist ein einsamer DB-Mitarbeiter zwölf Stunden lang ganz alleine auf seinem Posten mitten in der Landschaft; wie die Kollegen verfügt er immerhin über ein mobiles Klohäuschen.
Während sich hier der Straßenverkehr zumeist in Grenzen hält, sorgt der Schranken-Ersatz in Grünsfeld für wachsenden Ärger bei Autofahrern, weil sie gelegentlich zehn, 15 oder gar 20 Minuten vor geschlossenen Schranken stehen müssen.
Die Deutsche Bahn arbeitet, wie zu hören ist, "mit Hochdruck an der Problemlösung." Die betroffenen vier Bahnübergänge auf der Strecke, auf der einst wichtige Fernverkehrszüge zwischen Stuttgart und Berlin bzw. Hamburg verkehrten, sollten der DB zufolge im Jahr 2024 komplett erneuert werden, wobei man auch die technische Koppelung aufgeben will. Jetzt denkt man daran, die Planungen früher als vorgesehen umzusetzen. Bis die Technik wieder funktioniert, werden die Schranken weiter mit Hand bedient. Die Schrankenwärter vor Ort sind offenbar darauf eingestellt, dass sie noch eine ganze Weile benötigt werden.