Die Karnevalsvereine entscheiden erst im Herbst
Trotz der Bundesempfehlung die Saison coronabedingt ausfallen zu lassen, wollen die Vereine noch abwarten. Eine Absage wäre für viele eine "emotionale Katastrophe".

Von Martina Birkelbach
Eberbach/Hirschhorn. Die von Gesundheitsminister Jens Spahn ausgesprochene Empfehlung, Karneval in der Saison 2020/2021 bundesweit komplett ausfallen zu lassen, hat noch keine großen Auswirkungen auf die Entscheidungen der Karnevalsvereine in Eberbach und Hirschhorn. "Wir Eberbacher Vereine, die eine Saalfastnacht machen, treffen uns Ende September, um das weitere Vorgehen zu besprechen", heißt es von Udo Geilsdörfer. Der Präsident der größten Eberbacher Karnevalsgesellschaft (KG) Kuckuck, die auch alljährlich den Eberbacher Fastnachtsumzug organisiert, will an diesem Termin "festhalten". "Wir denken, dass nach den Sommerferien neue Anordnungen kommen werden", teilt er weiter mit.
"Wir gehen, wie alle davon aus, dass nach den Ferien neue Auflagen und Anordnungen kommen werden, welche dann bewertet werden müssen. Erst danach kann eine eventuelle Kampagne 20/21 geplant werden", stimmt ihm Christian Nahm, Präsident der KG Urmel, zu. Die Urmel zählen mit den Kuckucken und dem Rockenauer Club Eulenspiegel zu den Eberbacher Vereinen, die alljährlich eine Saalfastnacht veranstalten. Diese drei Vereine hatten bereits gemeinsame Treffen und werden Ende September auch gemeinsam eine Entscheidung treffen.
"Wir werden abwarten, welche Erkenntnisse/Entscheidungen von diesem Treffen ausgehen. Die erste komplette Absage für die Saison 2020/2021 kam ja schon von der Neckargemünder Karneval Gesellschaft", teilt Joachim Banschbach von den Karnevalfreunden Haidebow (KfH) mit. Die KfH sind seit dem 11. 11. 2012 der vierte Eberbacher Fastnachtsverein. Die Gruppe bunt zusammengewürfelter, fastnachtsverrückter Narren aus dem Haidebowland macht seit 1998 mit Traktor und Motivwagen an verschiedenen Faschingsumzügen im Land mit, veranstaltet aber (wie auch der fünfte Eberbacher Fastnachtsverein, die Fastnachts-Freunde-Eberbach) keine Prunksitzungen. "Sollte die Kampagne komplett abgesagt werden, so hat es für uns zumindest mal keine finanziellen Auswirkungen", sagt Banschbach und fügt an: "Zwar findet heuer jetzt auch kein Weihnachtsmarkt statt, aber unsere jährlichen Fixkosten sind noch nicht so hoch, und können mit den Mitgliedsbeiträgen gedeckt werden". Er betont aber auch, dass eine Absage "emotional für einen Karnevalisten natürlich eine Katastrophe" ist.
Aus Hirschhorn äußert sich Tatjana Gruneberg, Vorsitzende des HCV Lachsbachperle: "Wir hatten uns auf unserer Klausurtagung Anfang Juli darauf verständigt, das Thema Kampagne 2020/21 im Herbst dieses Jahres final zu beraten. Dass man die Fastnacht, wie wir sie kennen und lieben, in der aktuellen Situation nicht wie vor Corona durchführen kann, scheint klar. Inwieweit aber eine Durchführbarkeit in kleinerem Rahmen, das heißt, mit weniger Zuschauern im Saal, mit nur unter sich bekannten Kleingruppen an einem Tisch, mit genügend Abstand zwischen den Tischen etc. möglich ist, wollten und wollen wir nach den Erfahrungen des Sommers überlegen. Bei diesem Konzept sollte und wird auch eine niedrigere Kostendeckung als gewohnt keine Rolle spielen."
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Dass Jens Spahn diese Woche – mitten im Sommerloch – eine Debatte über eine Komplettabsage der Fastnachtskampagne 2020/21 anstößt, "finden wir sehr schade". Gruneberg: "Für uns als Verein stand und steht die Gesundheit unserer Aktiven und der Zuschauer an oberster Stelle." Sie teilt mit, dass gleich zu Beginn der Lockerungen ein Hygienekonzept für das Vereinsheim erstellt, ein Hygienebeauftragter ernannt und den Aktiven einen kostenlosen Mund-Nasen-Schutz zur Verfügung gestellt wurde.
"Unseren Tanzgruppen, die unter Coronabedingungen bereits ins Training eingestiegen sind, ist die unsichere Situation, ob Sitzungen stattfinden oder nicht, bewusst. Aber sie trainieren trotzdem sehr gerne."
Die Vorsitzende des HCV Lachsbachperle erklärt weiter, dass sich der Vorstand der "Verantwortung für die Allgemeinheit bewusst ist" – und sie bittet um Verständnis, dass "alle weiteren Entscheidungen wie geplant erst im Herbst konkretisiert werden".
Von den Hirschhorner Rittern gab es noch keine weiteren Infos.



