XL-Einkaufsfreitag findet nicht so die große Resonanz
Reger Betrieb herrscht nur bei Kneipen und Gaststätten - Bilanz der Geschäftsleute fällt unterschiedlich aus

Von Barbara Nolten-Casado
Eberbach. Ein wenig enttäuscht schaute Bürgermeister Peter Reichert am Freitagabend auf die nur mäßig bevölkerte Bahnhofstraße. Gemeinsam mit seiner Frau war er gekommen, um den von der Eberbacher Werbegemeinschaft (EWG) initiierten langen "XL-Einkaufsfreitag" zum Bummeln und Einkaufen zu nutzen und auch der heimischen Gastronomie einen Besuch abzustatten. Aufgrund der immer noch nicht besiegten Corona-Pandemie hatte man seitens der Eberbacher Geschäftswelt auf das traditionelle Sommerstraßenfest mit seinen Live-Bands und Essensständen zugunsten eines schlichten Einkaufsabends verzichtet.

Eher vereinzelt waren dabei Eberbacherinnen und Eberbacher vor den Schaufenstern der bis 21 Uhr geöffneten Geschäfte zu sehen. Nur dort, wo Stehtische Passanten zum Verkosten selbst gemachter Leckereien oder zu einem Gläschen Saft oder Prosecco einluden, bildeten sich Grüppchen wohlgelaunter Menschen. Reger Betrieb herrschte derweil auf dem Alten Markt, wo man es sich bei angenehmen Temperaturen auf den Terrassen der angrenzenden Restaurants gut gehen ließ. Und auch Eberbachs Kneipen erfreuten sich großen Zuspruchs, besonders dort, wo sich von den Plätzen im Freien aus das EM-Spiel zwischen Spanien und der Schweiz auf dem Bildschirm verfolgen ließ. Doch einige Bürger der Stauferstadt waren auch unterwegs, um die von mehreren Geschäften an diesem Abend angebotenen bis 21 Uhr verlängerten Öffnungszeiten zum Stöbern und Einkaufen zu nutzen.
"Wir wollten noch ein Eis essen bei dem schönen Wetter", sagt Familie Leidreiter aus Eberbach. "Als wir dann sahen, dass hier Einiges auf war, haben wir beschlossen, die Geschäfte ein bisschen zu unterstützen." So gab es für Greta ein schickes neues Oberteil, während Papa und Mama sich mit kurzen Hosen eindeckten. Eines der pünktlich zum XL-Einkaufsfreitag herausgekommenen Eber-Stempelkärtchen hatten sie auch schon erhalten – samt Stempel. "Cool" findet Greta die Idee, mit den kunterbunten Eberlein an einer für den Herbst geplanten Verlosung schöner Preise teilzunehmen, Papa und Mama finden sie "wunderbar".
Für Uschi Schwab und ihre Freundin war der Besuch im Modehaus Müller "was Spontanes". "Eigentlich wollten wir Flammkuchen essen gehen und jetzt sind wir hier beim Einkaufen", lacht die Eberbacherin. "Wir schätzen es sehr, dass man in Eberbach noch schön einkaufen kann", sagt sie.
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Wenn auch der Betrieb in der Stadt am Freitag nicht mit dem der Sommerstraßenfeste vergleichbar war, so ist zum Beispiel Barbara Krawczyk "zufrieden" mit dem Verlauf. Einige Stammkunden besuchten ihr Kosmetik- und Teegeschäft in der Hauptstraße und wurden ihrerseits mit einem kleinen Umtrunk bei gemütlichem Plausch belohnt. "Eher wenig Betrieb" verzeichnete man im Schuhhaus Karl. "Es fehlt halt das Rahmenprogramm, das die Menschen in die Stadt lockt", ist Christine Karl überzeugt. Aber immerhin: "Es war ein Versuch, Präsenz zu zeigen."
Auch Regina Bier von "Leder Exquisit" hätte sich bei ihrer letzten Teilnahme an einem XL-Einkaufsabend vor der Geschäftsaufgabe Ende August etwas mehr Resonanz gewünscht. Aber: "Es war nicht schlecht, ein paar Leute waren da."
"Nicht so arg toll" verlief der Abend bei "MAX Jeans & Sportswear" von Renate Konradi. "Nur ein paar Bekannte sind gekommen. Und ein paar Frauen waren shoppen, während ihre Männer Fußball geschaut haben."
Sehr zufrieden mit dem Tag" zeigte sich indes EWG-Vorsitzender Dietrich Müller. "Natürlich waren die Erwartungen andere als bei einem Sommerstraßenfest. Aber die waren voll erfüllt." Bis gegen 20 Uhr hatte man im Modehaus Müller immerhin "sehr gut zu tun".
"Glücklich, dass der Abend so ist wie er ist", zeigte sich Anette Schölch vom Modegeschäft NARA: "Einige Kunden waren da, natürlich weniger als andere Jahre. Aber Hauptsache wir kommen wieder in einen Modus, wo sich was bewegt." Die von Claudia Kaiser initiierten Eberle-Stempelkarten findet Schölch "total süß". "Es ist einfach mal was anderes. Wir brauchen doch frischen Wind nach der langen Zwangspause."
Ähnlich sieht es auch Susanne Reinig. "Die Stempelaktion kommt sehr gut an bei den Kunden", hat sie festgestellt. "Die Eberbacher sammeln fleißig bunte Schweinchen. Und was besonders gut ankommt: dass das eine Aktion von Bürgern ist, und dass die Stadt das so unterstützt." Was den Verlauf des Freitagabends betrifft, zeigt Reinig sich zufrieden: "Einige Kunden sind gekommen, wir haben ein paar nette Gespräche geführt, es geht uns gut, wir sind gesund – was wollen wir mehr!"



