Windkraft in Eberbach

"Das Ende einer Landschaft"

Windradgegner halten Plädoyers gegen befürchtete "Naturzerstörung"

01.05.2017 UPDATE: 02.05.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Symbolbild: dpa-Archiv

Eberbach. (MD) Zum Thema "Windkraft im Wald - Naturzerstörung für den Klimaschutz?" referierten Dr. Richard Leiner, Sprecher der Initiative "Rettet den Odenwald" sowie Sylke Müller-Althauser von der "Naturschutzinitiative e.V." bereits am Freitag auf Einladung der Eberbacher Gruppierung "Bürger für Bürger" im Gemeindehaus am Leopoldsplatz. Vor rund 80 Zuhörern, darunter auch bekennende Windkraftbefürworter, hielten die Beiden flammende Plädoyers gegen den Bau von Rotoren im Odenwald und speziell auf dem Hebert.

Auf der Anhöhe Richtung Schwanheim sind fünf Windkraftanlagen vorgesehen. Bei einer Bürgerbefragung der Stadt Eberbach, die allerdings keine bindende Wirkung für Gemeinderat und Verwaltung hat, hatte sich im vergangenen Jahr eine Mehrheit der Abstimmenden für die Rotoren ausgesprochen.

Nach Leiners Darlegung stehen Nutzen und Schaden durch die Windräder in keinem Verhältnis. Sylke Müller-Althauser sah gar "das Ende einer Landschaft" durch die Rotoren in ihrer Heimat, dem Hunsrück. Ausführlich ging Leiner nach der Begrüßung der Gäste durch "Bürger für Bürger"-Sprecher Rainer Kunze auf die Geschichte des Odenwaldes ein. Der sei im Laufe der vergangenen Jahr immer mehr zurückgedrängt worden und heute "alles andere" als eine geschlossene Waldfläche.

Seit 2015 bestehe der Unesco-Geo-Naturpark "Bergstraße-Odenwald", der vom Status her einem Weltkulturerbe gleichgestellt sei. Da könne es nicht angehen, dass für dieses Gebiet der Bau von 400 bis 600 Windkraftanlagen vorgesehen sei, betonte der Geograf. Doch seit dem "Schlagwort Klimaschutz" sei scheinbar alles anders, monierte er.

Hauptsächlich Grüne und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forcierten die Verbreitung der Rotoren. "Man will alles auf eine Argumentationslinie verkürzen", sagte Leiner. Dabei sei selbst eine von der Bundesregierung eingesetzte Gutachterkommission erneut zum Ergebnis gekommen, dass die Energiewende ein Misserfolg gewesen sei.

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Während in den Vereinigten Staaten von Amerika in den zurückliegenden Jahren der Ausstoß von Kohlendioxid "massiv" zurückgegangen sei, sei er in Deutschland gestiegen. Deshalb forderten die Gutachter eine CO2-Abgabe statt der Windkraftförderung. Leiner beklagte auch, dass der Stromnetzausbau wohl nicht vor dem Jahr 2025 fertig werde und zog als Zwischenfazit: "Ökostrom allein macht noch lange keinen Klimaschutz".

Leider würden in der Politik Modellrechnungen "wie reale Daten gehandelt". Zur Energiewende gehöre jedoch viel mehr als die Fokussierung auf Strom. Ein riesiges Energieeinsparpotenzial sah Leiner im Verkehrsbereich: "Das bringt mehr Einsparung als alle 27.000 Windkraftanlagen in Deutschland zusammen". Er gab zu bedenken, dass durch die geplante Errichtung von Rotoren auf dem Hebert nicht nur die Trennung von industrialisierten und nicht industrialisierten Flächen aufgegeben werde, sondern auch die letzten Rückzugsräume für Mensch und Tier verschwänden. "Dort ist der Natur- und Landschaftsschutz massiv gefährdet".

Nicht viel anders sehe es am "Greiner Eck" aus, wo derzeit der Bau von Windrädern läuft. Dies sei sogar ohne vorherige Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgt, weshalb auch eine Klage anhängig sei. " Das ist Rechtsbeugung" ereiferte sich eine Zuhörerin ob der von der grünen Regierungspräsidentin aus Darmstadt im Hauruck-Verfahren dort erteilten Baugenehmigung.

Nachdem Sylke Müller-Althausen von der Landschaftszersiedelung durch Rotoren in ihrer Heimat, dem Hunsrück, ausführlich berichtet hatte, wurde im Saal lebhaft diskutiert. "Windkraft hierzulande ist eine Totgeburt und macht keinen Sinn", fasste Rainer Kunze abschließend zusammen.

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