Wie es den Unternehmen im Corona-Modus geht
"Erst mal nimmt die Lust auf Süßes zu" - Umhören fördert unterschiedliche Facetten zutage

Von Felix Hüll
Eberbach. "Denkt an die Firmen!" Bundes- wie Landesregierung und auch die europäische Union beeilen sich nicht von ungefähr mit Auskünften darüber, wie sie die Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft abzufedern gedenken. Kontaktiert man Unternehmensleitungen in Eberbach, zeigt sich, dass die Firmenleitungen schon länger Vorkehrungen getroffen haben, aktuell noch ohne größere Einbußen oder Verluste mit der Situation umgehen, dass sie aber auch schon Szenarien für noch schlimmere Entwicklungen im Blick haben.
"Wir würden lügen, wenn jemand sagte, er könnte derzeit weit vorausplanen", erklärt Michael Teppner für Gelita. Teppner ist Global Vice President Marketing & Communication bei dem Hersteller von Gelatine und Collagen-Peptiden. "Im Moment läuft das Geschäft normal."
"Wir hatten noch nie eine schlechtere Planungsgrundlage als im Moment", stellt auch Gerd Neureuter fest, Geschäftsführer von krauth technology.
Gelita bietet den 250 Beschäftigten am Standort Eberbach vor allem in der Hauptverwaltung an, von zu Hause aus zu arbeiten. Die Abstimmung unter den Kollegen habe ganz tolle Solidarität untereinander bewiesen, freut sich Teppner. "Und dort, wo in der Produktion einfach kein Homeoffice geht , haben wir den Schichtbetrieb entzerrt, achten auf den Abstand."
Auch interessant
Andere als Homeofficelösungen bieten sich auch für krauth technology an, da 40 Prozent der 150 Mitarbeiter gewerblich beschäftigt sind. Bei Gelita sei auch in Kasino und Sozialräumen jeder zweite Stuhl entfernt worden, um größere Abstände zu erhalten. Die G-Lounge ist zu. "Bei uns fing das eigentlich schon damals mit China an.Oh Gott, man sagt schon ,damals‘, dabei war das doch erst Dezember", so Teppner.
krauth technology gehört gar einem chinesischen Konzern. Geschäftsführer Neureuter berichtet von einer "Task Force" und "TelKos" (Telekonferenzen): "Wir tun unser Bestes, um Unternehmen und Mitarbeiter zu schützen. Von Vorteil für uns ist, dass wir einen hohen Selbstfertigungsanteil haben und weniger auf Zulieferer angewiesen sind."
Teppner von Gelita: "Wir haben jeden Tag Vorstandsbesprechung und wir beobachten Signale auf den Märkten." Das könnten weitere behördliche Vorschriften sein, die Warenverkehr einschränken, aber auch Entscheidungen etwa von Süßwarenherstellern, ihrerseits die Produktion zu drosseln. Teppner verweist auf Erfahrungswerte früherer weltweiter Krisenzeiten, in denen zumindest anfangs der Konsum von Süßigkeiten zunahm.

Als Unternehmen der Pharmabranche sei Catalent Eberbach auf die Gesundheit seiner 700 Mitarbeiter bedacht. "Die Möglichkeiten des Mobilen Arbeitens werden genutzt. Sie sind jedoch für einen Produktionsstandort limitiert. Unsere Mitarbeiter bauen auch Zeitguthaben auf Arbeitszeitkonten ab. Geschlossene Schulen und Kinderbetreuungsstätten führten zu Personalausfällen. Catalent hofft auf Angebote der Regierung für Notfallbetreuung und auf Ausgleich der Personalkosten.
Das Catalent-Management-Team erarbeite Szenarien "Business Continuity" zu dem, was im Verlauf einer Pandemie aufzutreten vermag. Raoul Bernhardt: "Nichts desto trotz setzen wir unsere Hoffnung auf eine verzögerte Infektionswelle, um die "Worst-Case"-Szenarien kurz halten zu können."
Gelita hat laut Teppner Reserven für Fälle, sollte ein Lieferengpass auftreten durch Ausfall eines Rohstofflieferanten. Um die laufende Produktion nicht zu gefährden, könne man damit eine gewisse Zeit überbrücken.
Anders sieht es in der Branche aus, für die Vliesmaschinenhersteller Dilo arbeitet: "Die Textilmaschinenbranche insgesamt durchläuft zurzeit ohnehin ein konjunkturelles Tief, das in der Folge auch bei uns zu Kurzarbeit geführt hat. Es ist absehbar, dass sich die Pandemie in dieser Hinsicht noch zusätzlich negativ auswirken wird," antwortet Inhaber Johann Philipp Dilo. Sein Unternehmen sei aber auf eine solche Lage gut vorbereitet, um auch schwierige Phasen etwa mit zahlreichen Kostensenkungsmaßnahmen ausgleichen zu können. "In erster Linie sind unsere Arbeitsabläufe bei Service und internationalen Inbetriebnahmen beeinträchtigt, da mittlerweile zahlreiche Risikogebiete in der westlichen Hemisphäre neu hinzukommen und vielfältige Reisebeschränkungen bestehen."
Dilo-Techniker, die aus reisebeschränkten Gebieten zurückkehrten, blieben zunächst mindestens zwei Wochen zu Hause. Bei den Dilo-Niederlassungen in USA und China stehen zudem lokale Servicefachkräfte zur Verfügung.
So angespannt die Lage aktuell auch sein mag, Dilo macht bereits wieder Lichtblicke aus: "Es sind Auftragseingänge zum Beispiel aus China zu verzeichnen, und das Land dort auch bei der Arbeit unserer Niederlassung in Shanghai kehrt allmählich zur Normalität zurück."