Eberbach

Weniger fürs Auto und mehr für die Menschen tun

Als Bürger und Wähler bittet Norbert Relenberg Eberbachs Gemeinderatskandidaten um Antworten auf einen Fragenkatalog

21.02.2019 UPDATE: 22.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Ungenutzte Möglichkeiten beim als Parkplatz missbrauchten Lauer. Foto: Hüll

Von Felix Hüll

Eberbach. "Ich bin zu alt, um mich noch direkt in die Politik der Stadt einzubringen". Das schreibt Professor Norbert Relenberg. Als Universitätsgelehrter im Ruhestand und als ehemaliger "beratender Stadtsoziologe" hat der 87-Jährige sich jetzt an die Wahlkämpfer für den Eberbacher Gemeinderat 2019-2024 gewandt.

In Schreiben jeweils an die Fraktionsvorstände von SPD, Freien Wählern, CDU und AGL unterbreitet Relenberg so etwas wie Wahlprüfsteine - allerdings vorerst einmal für die Kandidierenden selbst. Relenberg fragt: "Wie stehen Sie zu den angesprochenen Fakten, Problemen und Vorschlägen?" Er hat zahlreiche Fragen gestellt, die sich grob in vier verschiedene Bereiche gliedern lassen. Den überwiegenden Anteil machen dabei Verkehrsangelegenheiten aus.

Prof. Dr. Norbert Relenberg. Foto: Felix Hüll

Daneben setzt Relenberg Schwerpunkte bei den Veränderungen in der Altstadt in deren Funktion und Qualität, auf dem Feld "Natur und Naherholung" sowie bei der Aufenthaltsqualität und den ihr zugrunde liegenden Infrastruktur-Dienstleistungen.

Relenberg und seine Frau Marijke sind 2004 nach Eberbach zugezogen. Er hat als Stadt- und Entwicklungssoziologe von 1963 bis 1989 in Hamburg und Gießen sowie in Lateinamerika und China gearbeitet und beriet politische Akteure in Hamburg und anderen Städten wie etwa Stuttgart.

Eineinhalb Jahrzehnte lebte er als Pensionär und Autor in Frankreich, bevor er aus familiären Gründen in die Nähe von Heidelberg zog und auf der Suche nach einer Wohnung Eberbach ein nettes Städtchen fand. Bald schon beschäftigte ihn die Situation in Eberbach, die er als verbesserungswürdig erachtet - insbesondere für Senioren oder für Personen, die in ihrer Bewegung durch Altersgebrechen oder durch Familienumstände wie Kinderwagen oder spielende Kleinkinder beeinträchtigt sind.

2015 hatte Relenberg deswegen schon ein Gespräch mit Bürgermeister Peter Reichert. Es folgte auch eine Einladung zum Gespräch mit weiteren Amtsträgern der Stadt. Relenberg: "Passiert ist außer Tempo 30 in der Friedrichsdorfer Landstraße nichts."

Leerstände in der Innenstadt. Fotos: Hüll

Im Vorfeld der Kommunalwahl vom 26. Mai wollte Relenberg nun einen weiteren Versuch wagen, die Eberbacher Lebensumstände im eigenen wie allgemeinen Interesse zu verbessern. "Eberbach bedient überwiegend den Autoverkehr. Die Bedürfnisse der Fußgänger, der Behinderten und der Radfahrer werden weniger berücksichtigt." Relenberg hingegen fordert breitere, vor parkenden Autos besser geschützte Gehwege, das Abschaffen von "Rennstrecken", mehr und "einfach mit ein paar Pinselstrichen aufgemalte Verkehrskreisel" statt Ampeln und regt an, Eberbachs Innenstadt nach dem EU-geförderten Projekt "Shared Space" umzugestalten. Eine Stadt wie Eberbach müsse zudem das ihre tun, um ein drohendes Aussterben der Altstadt (abnehmende Geschäftswelt, leer stehende (Wohn-)Häuser) abzuwenden.

Hintergrund

> "Shared Space" nennt sich ein Konzept von (Verkehrs-)Planern öffentlichen Raums. Dabei sollen von Autos vorrangig beherrschte Flächen zu einem "gemeinsamen Raum" aller dort verkehrender Menschen werden. Dabei kann auf Verkehrszeichen, Signalanlagen und

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> "Shared Space" nennt sich ein Konzept von (Verkehrs-)Planern öffentlichen Raums. Dabei sollen von Autos vorrangig beherrschte Flächen zu einem "gemeinsamen Raum" aller dort verkehrender Menschen werden. Dabei kann auf Verkehrszeichen, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen verzichtet werden; alle Verkehrsteilnehmer sind vollkommen gleichberechtigt. Der Holländer Hans Monderman hat in den 1990er Jahren entsprechende Pläne entwickelt. In der Schweiz entstanden etwa gleichzeitig "Begegnungszonen", die Fußgänger bevorzugen. In Deutschland gibt es seit den 1980er Jahren "verkehrsberuhigte Bereiche". 2004 bis 2008 wurde "Shared Space" im Rahmen des Infrastrukturförderprogramms "Interreg North Sea Region Programme" der Europäischen Union in belgischen, dänischen, englischen, holländischen sowie auch deutschen Kommunen angewandt. Norbert Relenberg nennt als deutsches Beispiel die 13.000- Einwohner-Stadt Bohmte bei Osnabrück. (fhs)

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Als Gestaltungselemente regt Relenberg an, Wasser und Bäume in der Innenstadt erlebbar zu machen. Er könnte sich vorstellen, ganze Straßenzüge (wenigstens einseitig) mit Bäumen zu bepflanzen. Der Neckarlauer könne zu anderem dienen als nur als Parkplatz "lieblos benutzt" zu werden.

Norbert Relenberg: "Eberbach ist an vielen Stellen schmutzig." Die (in Zuständigkeit des Landkreises liegende) Müllabfuhr müsste durch Eberbacher Initiative hier Verbesserungen ermöglichen.

Auf den Versand seines Fragenkatalogs hat Relenberg bereits erste Rückmeldungen zweier Parteien erhalten. Und er war schon zu Gast in öffentlicher Sitzung einer der Gemeinderatsfraktionen.

"Ich bitte, diesen Aufruf mittels E-Mails an die Bewerberschaft und Interessierte zu übergeben", hatte Relenberg an die Fraktionsvorsitzenden geschrieben und auch um Antworten auf seine Fragen gebeten. "Ich denke, die Stellungnahmen sind für die gesamte Bürgerschaft von Interesse."

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