Touristen lieben Eberbacher Neckarsteig

Viele Sommer-Wanderer haben sich in diesem Jahr auf dem Neckarsteig wiedergefunden - Auch gab es wieder mehr Gäste in Eberbach - Gastronomie und Hotellerie zeigen sich zufrieden

20.09.2014 UPDATE: 20.09.2014 06:00 Uhr 3 Minuten, 25 Sekunden
Herrliche Aussichten: Hier bei Eberbachs Teufelskanzel. Fotos: Hofmeyer
Von Rainer Hofmeyer

Eberbach. Touristische Anziehungspunkte müssen nicht nur vorhanden sein. Man muss sie auch entsprechend vermarkten können. Ein jüngstes Beispiel dafür, was ein Name und entsprechende Werbung bedeuten: Der Neckarsteig. Eigentlich eine Strecke, die fast schon seit Jahrhunderten am Neckar entlang durch den Odenwald führt. Zuletzt waren die Wege noch mit den Markierungen des Odenwaldklubs (OWK) ausgezeichnet.

Inzwischen gibt es das blaue "N" auf weißem Grund als Markenzeichen. Und darüber fungiert auch noch eine Geschäftsstelle Neckarsteig in Mosbach, die sich vor allem um das Marketing kümmert. Der Neckarsteig ist eine Geschäftsidee, die eingeschlagen hat. Der Einfall mit der Streckenbezeichnung kam vom Eberbacher Triathlon-Mann Timo Bracht, der immer noch als Werbefigur für den landschaftlich anspruchsvollen Pfad dient. Aber die Wege sind nicht etwa für den Leistungssportler angelegt. Der normale Wanderer soll angesprochen sein.

Initiiert wurde das Projekt schon 2010. Unter Federführung der Touristik Gemeinschaft Odenwald wird seit 2011 eine Interessengemeinschaft Neckarsteig betrieben. Ihr gehören Vertreter aller an der Strecke liegenden Städte und Gemeinden an. Weitere Kooperationspartner sind die Touristikgemeinschaften Kurpfalz und Heilbronner Land. Soweit die alte Route des Odenwaldklubs nicht ausreichte, wurden neue Streckenteile angelegt. Der OWK pflegt das Wegenetz weiterhin und sorgt dafür, dass die Markierung erhalten bleibt.

Im April 2012 startete das Projekt Neckarsteig in der Natur. Jetzt geht der dritte erfolgreiche Sommer zu Ende. Auf dem Wanderweg begegnen sich an schönen Tagen Dutzende von strammen Gehern. Der insgesamt über 126 Kilometer lange Neckarsteig ist von Heidelberg bis Bad Wimpfen in acht Etappen unterteilt. Bis Bad Wimpfen läuft auch die Burgenstraße mit. Burgen und Schlösser, Burgruinen, historische Altstädte, Flussschleifen, Umlaufberge, Wälder, Wiesen und Schluchten säumen den Neckarsteig. Zwischen zwölf und 23 Kilometer lang sind die Teilstücke. Exakt digital vermessen, haben die Wanderer Anstiege von in der Summe über 4000 Meter zu bewältigen. Diese Vermessung per GPS ist genauer und sogar eindrucksvoller als die Addition mittels Höhenlinien in den Wanderkarten, die erheblich darunter liegt.

Die erste Etappe des vom Deutschen Wanderverband zertifizierten Qualitätswanderweges Neckarsteig beginnt in Heidelberg und endet nach rund 19 km in Neckarsteinach. Von dort führt der Weg nach Hirschhorn (15 km). Das zwölf km entfernte Eberbach ist die Endstation der dritten Etappe. Neunkirchen erreicht der Wanderer nach dem vierten Wandertag nach rund 18 km. Über Neckarkatzenbach geht es 17 km nach Neckargerach. Auf dem Margarethenschlucht-Pfad wird nach mit rund 14 km Wegstrecke über Diedesheim nach Mosbach gewandert. Haßmersheim und Gundelsheim (14 km) folgen, ehe die letzte Etappe nach rund zwölf km in Bad Wimpfen endet.

Der Neckarsteig wird inzwischen von renommierten Reiseanbietern beworben. Die Gäste kommen zur Hälfte aus Süddeutschland, die anderen Wanderer reisen aus dem Rest der Republik an. Selbst auf der Düsseldorfer Messe umwirbt der Neckarsteig seine Gäste.

In einem Reise-Katalog wird inzwischen beispielsweise die ganze Steig-Strecke mit einem festen Übernachtungspunkt in Eberbach angeboten. Die günstige Parallelität des Wanderweges zur S-Bahn Rhein-Neckar macht es möglich, sich die Wander-Etappen so einzuteilen, dass man abends immer wieder im selben gemütlichen Hotel ist.

Die Hotellerie an der Strecke ist mit dem werblichen Effekt des Neckarsteigs mehr als zufrieden. "Wir profitieren davon, auf alle Fälle", konstatiert Alix Jung vom Hotel Karpfen in Eberbach. Für 2014 hat die Hotelbesitzerin wieder ein positives Urteil: "Der Neckarsteig hat eingeschlagen".

Uwe Jung von der Eberbacher Krone-Post spürt ebenfalls die Werbewirkung des Neckarsteigs. "Mehr Wanderer-Wochen als noch vor Jahren", ist sein Fazit. Jung wünscht sich aber noch weitere Impulse entlang der Strecke: Einkehrmöglichkeiten im Wald, Kletterparks, Spielplätze.

Wenn sich Hotels, Gaststätten und sonstige Unterkünfte entlang des Wanderpfades noch einmal besonders anstrengen, dürfen sie künftig direkte Empfehlungen in ihre Werbung aufnehmen. Sie können sich nämlich über die Geschäftsstelle Neckarsteig als "Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland" mit Brief und Siegel zertifizieren lassen. Ähnlich den Auszeichnungen für Fahrradstationen müssen die Anbieter besondere Einrichtungen und Leistungen anbieten. Vom Brett für nasse Wanderschuhe über kleine regionale Speisen bis hin zu Wanderkarten und dem täglichen Wetterbericht.

Auch der Neckarsteig-Wanderer kann sich jetzt amtlich bestätigen lassen, was er auf der Strecke geleistet hat. Seit Anfang September gibt die Geschäftsstelle Neckarsteig einen Wanderpass aus. Er kann auch im Internet heruntergeladen werden. Wer sich bei zehn Stationen der insgesamt 60 Stempelstellen seinen Eindruck abholt, bekommt eine Wandernadel. Die digitale Technik ist am alten Neckartal auch nicht vorbeigegangen. 30 Stellen mit QR-Codes sind an der Strecke im Wald platziert. Dort kann der Wanderfreund seinen Aufenthalt auf dem eigenen Handy abspeichern und sich dann per Internet die Wandernadel ordern, elektronisch belegt.

Am Ende der Strecke: Petra Käufer vom Hotel am Rosengarten in Bad Wimpfen ist auch davon überzeugt, dass der Neckarsteig Impulse für die Region bringt. Besonders stolz ist sie, dass ihr Hotel schon eine der ersten Stempelstellen geworden ist. "Am Wochenende hatten wir erst wieder eine größere Wandergruppe bei uns".

Der Neckarsteig ist ein Wanderweg fürs ganze Jahr. Zum ersten Oktober-Wochenende rechnet Christiane Bachert von der Neckarsteig-Zentrale noch einmal mit einem Höhepunkt. Der Tag der deutschen Einheit liegt besonders günstig zum Wochenschluss.

Ohne Fleiß kein Preis. Auch der Neckarsteig muss immer wieder beweisen, dass er ein Qualitäts-Wanderweg ist. Die Zertifizierung läuft jeweils nach drei Jahren aus und muss dann neu verliehen werden. In der Neckarsteig-Geschäftsstelle ist man zuversichtlich, dass der Deutsche Wanderverband nach Ablauf der ersten drei Jahre die Auszeichnung erneuert. Auf Internationalen Ausstellung für Caravan, Motor, Touristik CMT im Januar nächsten Jahres in Stuttgart soll der Neckarsteig sein Prädikat verlängert bekommen.

Info:www.neckarsteig.de ; Telefon 06261/841390.



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