Stadtwerke wollen erneut in der Gewinnzone landen
Wirtschaftsplan für 2018 weist 205.000 Euro Plus aus - Bäder und Verkehrsbetrieb mit erhöhten Defiziten - Handlungsbedarf ab 2019

Symbolfoto: Marcus Deschner
Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Auch im kommenden Jahr nimmt Günter Haag mit den Eberbacher Stadtwerken (SWE) Kurs auf die schwarzen Zahlen. 205.000 Euro Gewinn soll das städtische Unternehmen 2018 erwirtschaften, wie der SWE-Chef bei der Einbringung des neuen Wirtschaftsplans im Gemeinderat ausführte. Womit sich die millionenschweren Verlustbringer wie Bäder und Linienverkehr von den lukrativen Geschäftsfeldern der Energieversorgung wieder auffangen lassen. Allerdings machte Haag auch sehr deutlich: Abonniert auf positive Zahlen sind die Stadtwerke ganz und gar nicht. Schon 2019 könnte sich durch die sich abzeichnenden Geschäftsrisiken der Spieß umkehren, sollte es den SWE nicht gelingen, der Entwicklung aktiv gegenzusteuern.
Im Erfolgsplan angesetzt sind für 2018 Einnahmen von 17,77 Millionen Euro und Ausgaben von 17,57 Millionen. Im Vermögensplan stehen 3,54 Millionen Euro. Eine Neuverschuldung ist im kommenden Jahr nicht vorgesehen. Die Finanzierung der defizitären kommunalen Geschäftsfelder Bäder, Verkehr, Hafen und Fähre sowie der laufenden Projekte mit Eigenmitteln ist sichergestellt, so Günter Haag zu den Eckpunkten des Wirtschaftsplans. Grundlegend dafür sind nach Haags Worten auch die geplanten Gewinne zur Stärkung der Eigenkapitalquote und die Stabilisierung der Umsätze.
Den mit 915.000 Euro höchsten Gewinn will der Stadtwerkleiter auch 2018 in der Stromversorgung erzielen: 9,64 Millionen Euro Einnahmen stehen hier 8,72 Millionen Euro Ausgaben gegenüber. Das Gasgeschäft soll 722.000 Euro abwerfen, 4,55 Millionen Euro sind an Einnahmen einkalkuliert, 3,82 Millionen Euro betragen die Ausgaben. Und auch mit der Wasserversorgung wollen die SWE schwarze Zahlen schreiben: Einnahmen von 2,29 Millionen abzüglich Ausgaben von 2,18 Millionen ergeben 107.000 Euro Gewinn. Bei der Wärmeversorgung müssen die Stadtwerke aber 80.000 Euro drauflegen - mehr noch als im laufenden Jahr.
Die klassischen Verlustbringer fallen im neuen Plan mit noch höheren Defiziten ins Gewicht. Allen voran die Bäder. Hier wird mit Ausgaben von 1,17 Millionen gerechnet, die Einnahmen von lediglich 325.000 Euro gegenüberstehen. Macht unterm Strich 842.000 Euro Miese. Bei den Verkehrsbetrieben summieren sich die Verluste auf 570.000 Euro: 1,15 Millionen Euro müssen dafür ausgegeben werden, nur 576.000 Euro wirft der Busverkehr ab. Hinzu kommen die roten Zahlen im Hafenbetrieb in Höhe von rund 33.000 Euro und im Fährbetrieb von rund 14.000 Euro. Ergibt unterm Strich ein Minus von 1,54 Millionen, dem Mehreinnahmen von 1,75 Millionen Euro gegenüberstehen.
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Hintergrund
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2015 hat der Deutsche Bundestag das IT-Sicherheitsgesetz beschlossen. Es gilt für Betreiber kritischer Infrastrukturen, dazu gehören Energie, Informationstechnik und Telekommunikation, Trans-port und Verkehr, Gesundheit und Wasser. Der zugehörige IT-Sicherheitskatalog richtet sich speziell an die Betreiber von Strom- und Gasnetzen. Netzbetreiber müssen bis 31. Januar 2018 ein Informationssicherheits-Managementsystem aufbauen, zertifizieren lassen und fortwährend überprüfen. Es geht darum, die Netze gegen Manipulationen, gezielte IT-Angriffe, Computerviren und Schadsoftware abzusichern.
Das Projekt "Wasser 2025" gibt es seit Ende 2015. Ziel ist es, den über Jahre und Jahrzehnte aufgelaufenen Investitionsstau in der städtischen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung innerhalb von zehn Jahren abzubauen. Das Eberbacher Trinkwassernetz wird aus an die zehn Quellstandorten gespeist und befindet sich im Zuständigkeitsbereich der Stadtwerke. Eine Keimverseuchung der Holderbachquelle förderte 2014 einen hohen Sanierungsbedarf an so gut wie allen Hochbehältern und Aufbereitungsanlagen zutage. Auch in die Kanäle müssen hohe Summen investiert werden.
Investiert werden 2018 fast 650.000 Euro: in "Wasser 2025", einer Neuordnung der Wasserversorgung, fließen 450.000 Euro, in IT-Sicherheit rund 98.000 Euro und in den ebenfalls vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Messstellenbetrieb 102.000 Euro.
Soweit 2018. Und danach? Um auch nach 2019 noch Gewinne erwirtschaften zu können, müssen sich die Stadtwerke Eberbach was einfallen lassen, mahnte Günter Haag. Denn schon ab 2019 werden sie mit so gravierenden Problemen konfrontiert werden, dass dies ohne Gegenmaßnahmen nicht gelingen wird. So erwartet Haag Kundenverluste im Strom- und Gasvertrieb aufgrund der härter werdenden Wettbewerbs mit neuen Konkurrenten wie Telekom und DB auf dem Energiemarkt. Und er rechnet mit steigenden Verlusten bei Bädern und Verkehrsbetrieben wegen höherer Personalkosten und geringerer Umsätze, die vom Energieverkauf in der jetzigen Form nicht mehr auszugleichen seien.



