Stadtwerke Eberbach melden großen Finanzbedarf an
Beim Einbringen des Wirtschaftsplans 2017 nannte SWE-Leitung bis 2020 Fehlbeträge von zusammengenommen 14,6 Millionen Euro.

Birgit Beisel und Günter Haag stellten den Wirtschaftsplanentwurf der Stadtwerke für 2017 im Gemeinderat vor. Foto: Felix Hüll
Von Felix Hüll
Eberbach. Man weiß nicht recht, was man bei Günter Haag mehr bewundern soll: den Stolz auf seine Leistung und die seiner Mitarbeiter, die trotz defizitärer Daseinsvorsorgebereiche wie Bäder und Busse die Stadtwerke (SWE) als Gewinn erwirtschaftendes Unternehmen darstellen können. Oder ist es die Ehrlichkeit des Stadtwerkeleiters, mit der er auf einen Millionenfehlbetrag 2017 und schon jetzt auf den enormen Zuschussbedarf in den folgenden Jahren hinweist.
Günter Haag und die Leiterin der SWE-Unternehmensentwicklung Birgit Beisel präsentierten jetzt den Wirtschaftsplan der Stadtwerke Eberbach für das Haushaltsjahr 2017 im Gemeinderat.
Das Zahlenwerk sieht bei Erfolgsplaneinnahmen in Höhe von 17,3 Millionen Euro und einem Vermögensplanvolumen von 2,7 Millionen Euro rund 1,1 Millionen Euro an Kreditermächtigungen vor. Dem gegenüber stehen 1,6 Millionen Euro, die 2017 investiert werden sollen. Die SWE-Mitarbeiteranzahl verringere sich von 56 auf 54, so Haag.
Bei den einzelnen Geschäftsfeldern stehen 2017 den Mehreinnahmen bei Strom und Gas (920.300 Euro bei Strom, 594.550 Euro bei Gas, 22.050 Euro bei der Wasserversorgung) die fünf Problembereiche des Stadtwerke-Portefeuilles gegenüber, allen voran das 771.600- Euro- Minus bei den Bädern, gefolgt von 530.800 Euro Mehrausgaben bei den Verkehrsbetrieben.
Bei der Wärmeversorgung kalkulieren die Stadtwerke 2017 mit 66.200 Euro Mehrausgaben, im Hafen mit 42.800 Euro und mit 13.800 Euro im "Frischling-Fährbetrieb". Trotz allem stehen im Wirtschaftsplanentwurf den 1,43 Millionen Euro Mehrausgaben 1,54 Millionen Euro Mehreinnahmen gegenüber. Das macht unterm Strich eben jene 112.000 Euro Gewinn.
Neben diesen "vorweihnachtlichen Geldsegen" gestellten sich aber die Schaubilder von Haag und Beisel zu den Finanzierungsfehlbeträgen bis 2020: Danach geht der Stadtwerkeleiter davon aus, dass bei Jahresgewinnen von 150.000 Euro in 2018, 200.000 Euro in 2019 und 250.000 Euro in 2020 sich der Finanzierungsbedarf des städtischen Eigenbetriebs für die Daseinsfürsorge in und um Eberbach beträchtlich erhöhen wird: 2018 steht da nach den rund 1,1 Millionen Euro von 2017 bereits ein Betrag von 3,4 Millionen Euro.
2019 sind es sogar vier Millionen Euro. 2020 soll das zurück gehen auf 1,8 Millionen Euro, die auf dem Kreditmarkt aufgenommen werden müssen oder von der Stadt aus dem allgemeinen Haushalt herüber zu überweisen sind. Diesen Geld verschlingenden Löchern stehen allerdings umfangreiche Investitionen gegenüber - vor allem in die Trinkwasserversorgung.
2018 sollen 4,5 Millionen Euro, 2019 sogar 5,8 Millionen Euro und 2020 nochmals 3,2 Millionen Euro investiert werden. Haag postulierte: "Wir als Stadtwerke haben kein Ergebnisproblem, sondern ein Liquiditätsproblem." Haag verwies zudem auf die Herkulesaufgabe, den Investitionsstau aus der Vergangenheit aufzulösen. Er machte die Stadträte darauf aufmerksam: "Wir werden für unser strategisches Erfolgsprogramm 2030 nächstes Jahr nach Lösungen suchen müssen."
Haag hatte bei seinen Ausführungen auch vorgestellt, wie die Eberbacher Stadtwerke durch flexibleren Einkauf von Energie mit kurzfristigeren Vertragsabschlüssen vor weniger lang berechneten Lieferzeiträumen für sich Einsparungen erzielten. So werden die Stadtwerke ab 2017 Stromkunden einen Treue- bzw Neukundenbonus gewähren, der sogar höher liege, als ein reiner 1 : 1 - Ausgleich der gestiegenen Steuer-, Abgaben- und Umlagenanteile am Strompreis. Zudem werden die Stadtwerke Privat- und Gewerkbekunden anbieten, in einen günstigeren Tarif mit einer Laufzeit bis zum Jahresende 2018 zu wechseln. Hierbei könne etwa ein durchschnittlicher Haushalt (30.000 kWh/Jahr) 127 Euro brutto einsparen.
Der Gemeinderat nahm das angekündigte Bonuspaket wohlwollend zur Kenntnis. CDU-Stadtrat Karl Braun betonte, wie wichtig es ihm sei, "dass wir die gestiegenen gesetzlichen Abgaben überkompensieren, um die Kunden bei der Stange zu halten."
Stadtwerkeleiter Haag hatte im Zusammenhang mit der strategischen Neuausrichtung des Unternehmens die Arbeit von Birgit Beisel besonders hervorgehoben und erklärt: "So stell’ ich mir die Arbeit einer modernen Managerin vor."



