Staatliches Notariat Eberbach schließt Ende 2017
Freiberufler stellen dann die Urkunden aus

Ab 2018 findet sich kein Notar mehr in Eberbach.
Eberbach. (rho) Nicht nur das Grundbuchamt, auch das Eberbacher Notariat am Bahnhofsplatz macht zu. Dank des anderen Teils der Justizreform. Bis 2018 werden nämlich alle in Baden bislang durchgängig staatlichen Notariate aufgelöst. Der hiesige Amtsnotar Oberjustizrat Franz Mack verlängert seine Dienstzeit noch bis Ende 2017, dem letztmöglichen Termin. Seit 1980 in Eberbach im Dienst, verabschiedet Mack das gute alte badische Notariat "mit zwei weinenden Augen". Ab Januar 2018 werden Beurkundungen ausschließlich von freiberuflich tätigen Notaren wahrgenommen.
Die Struktur, wie sie bislang im Notariatswesen in Baden-Württemberg vorherrschte, reichte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zurück. Dass die beamteten badischen Notarinnen und Notare neben Beurkundungen auch gerichtliche Aufgaben in Nachlass- und Grundbuchsachen übernahmen, war deutschlandweit einmalig.
Mit der "Reform" wird auch diese bürgernahe badische Besonderheit zur Geschichte. Ab 2018 gehen die Aufgaben der sogenannten freiwilligen Gerichtsbarkeit, also die Nachlassangelegenheiten, Grundbuch- und Betreuungssachen, an die Amtsgerichte - für Eberbach zuständig ist das Heidelberger Amtsgericht.
Aufgrund eines Bundesgesetzes von 2009 wurde im Jahr darauf durch ein Landesgesetz eine Reform des baden-württembergischen Notariatswesens angeschoben. "Unser Ziel ist es, ein leistungsfähiges, qualitativ hochwertiges und modernes Notariatssystem zu schaffen, das dem Bedarf der Bürgerinnen und Bürger gerecht wird", sagte der frühere SPD-Justizminister Rainer Stickelberger beim Vorstellen des neuen Konzeptes. Diese Entscheidung geht allerdings am Bedarf der Eberbacher Bürgerinnen und Bürger vorbei.
Rund 250 freie Notare verzeichnet man künftig zwar im Bundesland an 140 Standorten. Aber in der 14.500- Einwohner-Stadt Eberbach wird es keine solchen geben.
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Keiner der ortsansässigen Juristen bekommt eine hiesige Zulassung. Die nächsten badischen freien Notare gibt es folglich in Mosbach, Heidelberg oder Mannheim. Da fährt man halt künftig in die zehn Kilometer entfernte, 4000 Bürger kleine hessische Stadt Hirschhorn. Dort gibt es der Notare zwei. Oder noch ein Stück weiter in das gleich große Neckarsteinach. Hier freuen sich drei Bevollmächtigte auf die badische Kundschaft. Beraten und protokollieren dürfen die Hessen auch in Angelegenheiten aus dem Nachbarland.
Das ist dann eine echte Reform für Baden-Württemberg.