Prozessauftakt gegen mutmaßlichen Betrüger
Neben zwei andern Banken soll auch die Volksbank Neckartal um in ihrem Fall 11,98 Millionen Euro geschädigt worden sein.

Von Timo Teufert und Felix Hüll
Mannheim/Eberbach. Auch die Volksbank Neckartal ist in den Jahren 2017 und 2018 Opfer eines Mannes geworden, der sich mit gefälschten Dokumenten über mögliche Sicherheiten Millionenbeträge bei drei regionalen Volks- und Raiffeisenbanken erschlichen hat (lesen Sie auch den Bericht hier). Das wurde gestern am Mannheimer Landgericht beim Prozessauftakt gegen einen Nußlocher Geschäftsmann bekannt.
Die beiden anderen Banken sind die Raiffeisen Privatbank Wiesloch-Baiertal und die Volksbank Rot.
Die Eberbacher Bank zahlte an Firmen, denen der 49-Jährige nahe stand oder an denen er beteiligt war, drei Darlehen mit einem Gesamtvolumen von insgesamt 11,98 Millionen Euro aus. Die Bank rechnet durch die Privatinsolvenz des Kreditnehmers und seiner Firma mit einem erheblichen Ausfall in Höhe von 6,77 Millionen Euro.
"Unter Vorlage unrichtiger Unterlagen und Sicherheiten, aufgrund derer das Ausfallrisiko durch die Bank zu niedrig bewertet wurde, kam es zur Auszahlung von Darlehen an Firmen des Angeklagten", erklärte Staatsanwältin Christiane Prantl beim Verlesen der Anklageschrift.
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3,75 Millionen Euro erhielt die Firma des Angeklagten am 15. September 2017 für die Investitions- und Vermögensverwaltung des Unternehmens. Als Sicherheit wurde eine Abtretung von Guthabenforderungen in Höhe von 7,5 Millionen bei der Hamburger Sparkasse hinterlegt. Wie die Staatsanwältin aber weiter ausführte, sollen die Abtretungserklärungen und Kontoauszüge über ein Guthaben von 27,9 Millionen Euro vom Angeklagten gefälscht worden sein. Das Darlehen wurde nach Angaben der Staatsanwältin zu 16 Prozent für den eigentlichen Zweck verwendet, 82 Prozent soll der Angeklagte für seine Zwecke verwendet haben. Weitere 3,75 Millionen Euro von der Volksbank Neckartal flossen an eine weitere Firma: "Von diesem Darlehensbetrag wurde mehr als die Hälfte für die Gesellschaft verwendet – für Immobilien- und Wertpapierkäufe", so Prantl.
Aber auch Dritte erhielten Zahlungen im Rahmen von Sponsoring oder Privatdarlehen. Aber auch der Angeklagte selbst soll einen siebenstelligen Betrag aus dem Darlehen erhalten haben. Eine weitere Gesellschaft schloss mit der Volksbank Neckartal auf betreiben des Angeklagten ein Darlehen im Juli 2018 über 4,48 Millionen Euro ab.
Finanziert werden sollte damit der Kauf eines Gewerbeobjektes in Heddesheim. Der Angeklagte legte der Volksbank Neckartal vor Abschluss des Darlehensvertrages einen Kontoauszug vor, der ein vermeintliches Guthaben bei der Hamburger Sparkasse in Höhe von 19,7 Millionen Euro auswies. "Das Darlehen wurde fast ausschließlich für den Kauf eines Gewerbeobjektes verwendet", so Staatsanwältin Prantl.
"Sie werden Verständnis dafür haben, dass ich mich nicht in einem laufenden Verfahren dazu äußern kann", erklärt auf Nachfrage der Vorstandssprecher der Volksbank Neckartal, Dr. Achim Himmelmann. Die gestern beim Prozessauftakt vor dem Mannheimer Landgericht erwähnten Sachverhalte rührten aus Vorgängen aus dem Jahr 2019 her. "Wenn Sie sich unsere Zahlen angucken, haben wir bisher und werden auch 2021 ein respektables und überdurchschnittliches Ergebnis mit einer guten Dividende erzielen", so Himmelmann. Das könne er sagen, obwohl das laufende Jahr noch nicht abgeschlossen sei. "Die Risiken sind voll umfänglich abgesichert, erklärt der Vorstandssprecher. "Unsere Mitglieder und Kunden sind in keiner Weise betroffen." Himmelmann kündigte an, dass der Prozess und die Sachverhalte "noch durch die entsprechenden Instanzen aufgearbeitet werden."



