Nur Treppensteigen führt über die Gleise
Die Aufzugsanierung auf Gleis 1 betrifft nicht nur die Fahrgäste der Bahn.

Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Natürlich hatten wir das alles schon. Als der Aufzug vom und zum mittleren Bahnsteig erneuert wurde und mobilitätseingeschränkte Fahrgäste von November 2021 bis Ende Februar 2022 vier volle Monate lang die Gleise 2/3 auf direktem Wege weder erreichen noch verlassen konnten. Der Aufschrei der Öffentlichkeit, der Protest von Kommunalpolitikern aller Couleur bei der DB über die "nicht hinnehmbar lange Aufzugsperrung" hallt noch nach. Seit 11. April läuft nun Teil 2 dieser Baugeschichte. Wie angekündigt, ist jetzt der Aufzug auf Gleis 1 außer Betrieb – und wird es bis Ende Juli sogar viereinhalb Monate lang bleiben. Die Öffentlichkeit ließ es stillschweigend geschehen, Reaktionen darauf blieben aus.
Allem Anschein nach ist noch präsent, was die Bahn seitens ihres Stuttgarter Sprechers zu Beginn der insgesamt 560.000 Euro teuren Maßnahme hatte verlauten lassen: darüber, dass der Austausch eines Aufzugs ein komplexer, nicht zu beschleunigender Prozess mit kleinteiligen Arbeitsschritten beim Ab- und Wiederaufbau sowohl des Lifts wie des gesamten Schachtgerüsts sei.

Trotzdem sind die Einschränkungen, die die Sperrung dieses stadtseitigen Fahrstuhls mit sich bringen, möglicherweise noch gravierender, als beim mittleren. Zumindest was den Nutzerkreis angeht. Denn sie treffen diesmal nicht nur Bahnreisende, sie treffen alle Stadtbewohner, die auf eine barrierefreie Querung der Bahngleise angewiesen sind. "Fußkranke" und Ältere mit und ohne Rollator, junge Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer, die den kürzesten, weil am wenigsten mühsamen Weg zwischen City und Güterbahnhofstraße einschlagen müssen oder wollen: zwischen Rewe-Markt, Stadtwerken, Friedhof, "Lebensrad" und Zentrum mit Bahnhof, Rathaus, Ärzten, Apotheken. Ihnen bleibt jetzt bis Ende Juli nur die kilometerweit entfernte Brücke in der Odenwaldstraße. Alle anderen Querungen – durch die Fußgänger-Unterführungen am Bahnhof selbst oder weiter westlich Richtung Itterberg – haben lange Treppen.
Wer jetzt als mobilitätseingeschränkter Fahrgast mit der Bahn aus Richtung Heidelberg/Hirschhorn in Eberbach eintrifft, dem bietet die DB während der Aufzugssanierung wieder die bekannten Auswege. Also weiterfahren bis zur Station Mosbach-Neckarelz, dort barrierefrei umsteigen und zurück nach Eberbach, wo einen der neue Aufzug von Gleis 2/3 auf den Steg befördert. Zusätzlicher Zeitaufwand: etwa 60 Minuten.
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Außerdem hilft die Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ) der Deutschen Bahn bei der Planung barrierefreier Umstiegsmöglichkeiten. Das funktioniert allerdings nicht spontan, sondern mit eintägigem Vorlauf.
Info: MSZ, Telefon 030/65212888, Mail msz@deutschebahn.com