Eberbach

Mit Bädern im Videowahlkampf-Endspurt

Landtagskandidat Jan-Peter Röderer diskutierte mit Experten über die Situation der Schwimmbäder im Land

10.03.2021 UPDATE: 11.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 58 Sekunden
Endspurt im Online-Landtagswahlkampf: Der Eberbacher SPD-Kandidat Jan-Peter-Röderer (rechts unten) und sein technischer Betreuer Egzon Feizaj (links oben) haben Bäderfachmann Günther Eichelmann und die SPD-Bundestagsabgeordnete Ute Vogt, seit 16 Jahren im Bundesvorstand der DLRG, zur Diskussion über die Schwimmbäder im Land zusammengeschaltet. Screenshot: RNZ

Von Christofer Menges

Eberbach. Der Landtagswahlkampf: In Corona-Zeiten ist ganz anders als sonst. Keine Reden vor mehr oder weniger vollem Saal, keine Kundgebungen, kein Händeschütteln, keine Diskussionen in Menschentrauben am Stand auf dem Markt. Stattdessen Videokonferenzen online vor dem Bildschirm. Für den Eberbacher SPD-Kandidaten Jan-Peter Röderer keine ganz so große Umstellung. Für ihn als Neuling, der zum ersten Mal für den baden-württembergischen Landtag kandidiert, ist ohnehin viele neu. Um die 15 Diskussionen, online übertragen per Livestream, hat er aus seinem "roten Wohnzimmer" in den Wochen vor der Wahl geführt. Zuschauen konnte dabei jeder. Diskutiert wurde mit teils prominenten Parteikollegen, Fachleuten, Praktikern. Die Themen reichten von Bildung und Gesundheit über Wohnen und Klimaschutz bis zum Leben auf dem Land. Vorige Woche ging die Reihe zu Ende: Mit dem Bäderexperten Günther Eichelmann und der früheren SPD-Landesvorsitzenden Ute Vogt, heute im Bundestag und seit vielen Jahren im DLRG-Bundesvorstand, ging es um das Bädersterben im Land.

Geht das Land mit seinen Bädern baden oder sind die Bäder noch zu retten? Ja, wenn man gezielt und mit einem Plan an die Sache herangeht, sagt zumindest Bäderfachmann Eichelmann. Dass es Schwimmbäder braucht – zum Schwimmenlernen, für die Gesundheit, für den Sport – steht im allgemeinen Konsens weitgehend außer Frage. Die Frage ist nur zu welchem Preis und unter welchen Bedingungen.

Günther Eichelmann ist Geschäftsführer der Firma Dorena – "seit 30 Jahren der Spezialist für kommunale Wellness- und Freizeitanlagen", wie das Unternehmen für sich wirbt. "Wir sind im Moment fleißig dran, deutsche Bäder zu unterstützen mit Konzepten", sagt der Experte. Dabei gelte das Bädersterben nicht für alle: Betroffen seien vor allem Kommunen, die ihre Bäder in den Siebziger- und Achtziger-Jahren gebaut haben, so wie Eberbach.

Zehn schwierige Punkte gebe es für Bäder in der heutigen Zeit: vom Kostendruck und gestiegenen Auflagen über Personalmangel bis zu fehlenden Alleinstellungsmerkmalen und geändertem Freizeitverhalten. Sein Ansatz ist, dass ein Bad nicht nur Bad ist, sondern mit attraktiven Nebenangeboten die Wirtschaftlichkeit verbessert werden müsse. "Mit Sauna und Gastro kann man sehr, sehr viel Geld verdienen", sagt Eichelmann. Das klang in der bisherigen Diskussion um Eberbachs Hallenbad auch schon anders. Da wurde von Dietmar Altenburg, ebenfalls Bäderexperte, in einer Studie aus Wirtschaftlichkeitsgründen auf die Schließung der Sauna gedrängt.

Auch interessant
Landtagswahl 2021: Das sind die Kandidaten im Wahlkreis Sinsheim
SPD Rhein-Neckar: Die Genossen tagten im Fußballstadion
Landtagswahl 2021: SPD setzt im Wahlkreis 41 voll auf Eberbach und Schönbrunn
Meckesheim: SPD schickt Jan Peter Röderer zur Landtagswahl (Update)

Eichelmann setzt auf ein zielgruppengerecht zugeschnittenes Bad, den "zweiten Gesundheitsmarkt" in Kooperation mit Arbeitgebern, Tourismus, eine "Story", die als Anziehungspunkt mit dem Bad verbunden wird, und vor allem auf interkommunale Zusammenarbeit. "Mein Vorschlag wäre, dass sich drei, vier Kommunen für ein Regionalbad zusammentun." Das bedürfe erst einmal der Bestandserhebung der Bäder in der Region.

Bedarf gibt es auf der anderen Seite, auch bei den Lebensrettern der DLRG. Oft sei gar nicht genug Platz, alle auszubilden, es gebe lange Wartelisten, sagt Ute Vogt. Manche Ortsverbände sammelten die Kinder mit dem Kleinbus ein, um sie ins 30 Kilometer entfernte nächste Bad zu fahren. "Das ist verheerend, weil das die Zahlen der Nichtschwimmer dramatisch steigen lässt", so die Bundestagsabgeordnete. Auch sie setzt auf verstärktes Marketing, um die Bäder zu erhalten: etwa durch eine touristische Kombination von Radwegen am Neckar entlang mit nahen Bädern. "Tourismus kann helfen, Bäder zu erhalten", sagt sie.

Rund 30 Zuschauer hat die einstündige Online-Diskussion im Schnitt, mal mehr, mal weniger. Bei anderen Themen waren es auch schon über 100. Für den Eberbacher Landtagskandidaten Röderer ist es einerseits Wahlkampf, andererseits auch Crashkurs quer durch die Landespolitik. Sei es, wenn es um Pflege, Bildung, Wohnen oder Bäder geht. In seinem "roten Wohnzimmer", aus dem gesendet wird, hängt neben Stehlampe und SPD-Fahne ein Foto von Willy Brandt an der Wand, lässig mit Gitarre und Zigarette im Mundwinkel. Bei Landespolitik geht es oft auch um Zuständigkeiten. Manche reden von Zuständigkeitsgerangel oder Kompetenzwirrwarr. 53 Millionen zahlt der Bund bei der aktuellen Förderung laut Ute Vogt, von der auch Eberbach mit drei Millionen profitieren soll, acht Million das Land. "Das ist schon ein bisschen mager", so die frühere SPD-Landesvorsitzende: "Schwimmen ist eine Kulturtechnik wie lesen und schreiben." Und damit wäre es wegen der Kultushoheit der Länder eher Ländersache. "Das zeigt schon, dass da die Grundeinstellung fehlt, was auf die Beine zu stellen. Das ist nicht Bundesaufgabe, da sind die Länder gefordert", sagt Vogt.

Für den Kandidaten aus Eberbach geht nach Monaten ein ungewöhnlicher Wahlkampf zu Ende. "Wir mussten vieles ausprobieren", sagt Röderer. Auch wenn er nicht so viel unterwegs gewesen sei, wie sonst in Wahlkämpfen üblich, sei es für ihn auch wegen der Doppelbelastung mit Beruf anstrengend gewesen. der Wahlkampf fing früh an: "Weil wir wussten, dass Briefwahl entscheidend ist." Dazu kam viel Neues, viel Technik, vieles, das kurzfristig improvisiert werden musste. Am Sonntag gilt es.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.