Eberbach

Kritik der Klimainitiative an Stadtwerken "nicht berechtigt"

Die Erstellung eines tragfähigen Konzepts sei komplex, sagt Stadtwerke-Aufsichtsratschef Peter Stumpf. Die Werke müssten Zusatzaufgaben mit gleichem Personal stemmen.

17.11.2022 UPDATE: 17.11.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 1 Sekunde
Peter Stumpf kann die Vorwürfe der Klimainitiative gegen die Stadtwerke nicht so stehenlassen. Foto: Peter Bayer

Von Peter Bayer

Eberbach. "Die Schuldzuweisung der Klimainitiative ist unrichtig und nicht belegbar", sagt Peter Stumpf. Diese hatte im Artikel am 8. November die Stadtwerke als Schuldigen am zögerlichen bzw. nicht vorhandenen Fortschritt in Sachen PV-Anlagen auf den Dächern städtischer Gebäude ausgemacht. Mit solchen Aussagen, wie "diese würden als verlässlicher Partner für das Ziel der Klimaneutralität an Glaubwürdigkeit verlieren", sollte die Initiative vorsichtig sein, so Stumpf.

Der AGL-Politiker sitzt nicht nur im Stadtrat, sondern ist derzeit auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Stadtwerke Eberbach GmbH, dem Kontrollorgan der Stadt gegenüber den Stadtwerken. In dieser Funktion hat er Einblick in die Arbeit und die inneren Abläufe. Der Hauptvorwurf der Klimainitiative ist, dass der Gemeinderat im Mai 2020 beschlossen habe, dass die Dachflächen der städtischen Gebäude zur Errichtung von PV-Anlagen den Stadtwerken (SWE) zur Verfügung gestellt werden. Seither sei nichts geschehen, außer dem Hinweis der Stadtwerke, dass man an Konzepten arbeiten würde.

"Hier liegt der Grundfehler", sagt Stumpf. Es sei zu diesem Zeitpunkt nur eine Absichtserklärung gewesen. Die Beauftragung der SWE, ein Konzept zur Umsetzung – eine Potenzialanalyse – zu erarbeiten, sei erst ein Jahr später erfolgt, nämlich am 20. April 2021. "Erst da konnten die Stadtwerke handeln", sagt Stumpf. Innerhalb von vier Wochen hätten diese ein Grobkonzept erstellt, auf dessen Basis die Ausarbeitung der Potenzialanalyse bis zum ersten Quartal 2022 erfolgen sollte. Dieses Konzept liege seit Frühjahr 2022 auch vor und sei bereits in der ersten Sitzung des Bauausschusses nach den Sommerferien am 15. September – allerdings nicht öffentlich – als Vorbereitung beraten worden. Dort sei auch beschlossen worden, wegen der gestiegenen Strompreise auch zuvor als unrentabel erscheinende Dächer zu untersuchen und in das Konzept mit einzubeziehen. Zehn bis zwölf weitere Dächer zu untersuchen, das bedeute ein Mehr an Aufwand und dauere noch einmal zwei bis drei Monate länger.

"Daran arbeiten die Stadtwerke derzeit und werden dieses erweiterte Konzept in der Dezember-Sitzung des Gemeinderats vorstellen", sagt Stumpf. "Natürlich wünsche auch ich mir, dass man in Sachen Klimaschutz schneller vorankommt, aber die Erstellung eines tragfähigen Konzepts ist komplex." Für dieses müsse einiges untersucht werden: Dachgeometrie, Dachneigungswinkel, Sonneneinstrahlung und Erstellung eines Erzeugungsprofils, Stromverbrauch im Gebäude, Dimensionierung der Anlage und schließlich die Aufstellung einer Rangliste der zu bestückenden Gebäude. Darüber hinaus müsse geprüft werden, ob die Kapazität der elektrischen Leitung ausreicht. "Das Ganze wurde für 20 Gebäude erarbeitet, nun kommen weitere zehn bis zwölf hinzu. Auch wurden noch zwei städtische Flächen für Freiflächenanlagen untersucht. Und wichtig: Die Stromleitungen müssen stimmen."

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Man hätte in dem ganzen Verfahren mehr an die Öffentlichkeit gehen können, räumt Stumpf ein. Der Gemeinderat habe sich immer wieder nicht-öffentlich mit dem Thema befasst. "Strukturen schaffen kann man aber nicht öffentlich machen, das wäre ein Verrat des Geschäftsmodells", schränkt Stumpf ein. Den Aufschub wegen der Untersuchung der zusätzlichen Gebäude versteht er nicht, denn "die Stadtwerke werden ohnehin erst die rentablen Dächer machen", ist er überzeugt.

Neben der Erstellung eines Konzepts würden die Stadtwerke intensiv daran arbeiten, die rechtlichen und ökonomischen Strukturen zur Erzeugung von regenerativem Strom zu schaffen. Für Stumpf eine wichtige Voraussetzung, um ein starker und kompetenter Partner bei der Umsetzung der Klimaneutralität Eberbachs zu sein. Neben der Bewältigung der Energiekrise – welche die SWE zum Wohle der Kunden sehr gut gemanagt hätten – und dem Konzessionsverfahren, sei dies eine der drei großen Aufgaben, welche die Stadtwerke derzeit neben dem Normalbetrieb bewältigen müssen. Dieser Umbau vom Energieein- und -verkäufer zum Erzeuger regenerativen Stroms sei eine riesengroße Herausforderung, welcher sich die SWE stellen.

Und das ohne zusätzliches Personal. Die SWE seien zum Teil zwar schon seit Jahren auf der Suche, doch seien Fachkräfte ganz schwer zu bekommen. "Die Stadtwerke haben zu wenig, aber top Personal, das intensiv und gut arbeitet", bricht Stumpf eine Lanze für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Natürlich schließt die Erarbeitung von Konzepten Sofortmaßnahmen nicht aus, wie sie die Vertreterinnen und Vertreter der Klimainitiative fordern. Die gewünschte Belegung dreier kommunaler Dächer mit PV-Anlagen hätten Stadt und Stadtwerke in den vergangenen Jahren bereits sogar auf sechs Dächern umgesetzt. "Zwei weitere Dächer werden in den nächsten Wochen folgen", kündigt Stumpf an. "Es tut sich also was in Sachen Photovoltaik."

Die Klimainitiative berufe sich in ihrer Kritik auf Aussagen im Gemeinderat im Rahmen der Bürgerfragestunde. Die sei allerdings nicht für die Klärung komplexer Sachverhalte geeignet. "Es wäre sicher besser und redlicher gewesen, sauber zu recherchieren und die Verantwortlichen zu fragen, anstatt falsche Behauptungen zum Schaden der Stadtwerke und ihrer Beschäftigten in die Welt zu setzen." Der zu Unrecht bei den Stadtwerken festgestellte Glaubwürdigkeitsverlust könnte sonst sehr schnell die Klimainitiative treffen. "Was ich, selbst Mitglied der Klimainitiative, sehr bedauern würde", sagt Peter Stumpf.

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