Heizungsbauer sind ausgebucht
Der Bedarf ist schier endlos vorhanden. Alternative Heizmethoden werden gesucht, sind aber angesichts explodierender Preise nicht immer möglich.

Von Moritz Bayer
Eberbach. Termine gibt es teils nicht vor Mitte, Ende Herbst und die Kosten steigen ohne die Aussicht auf Besserung: Die regionalen Heizungsbauer haben derzeit kaum Zeiten, in denen das Telefon nicht klingelt oder eine Kundenanfrage per E-Mail hereinkommt. Pauschale Aussagen, was an Maßnahmen Sinn macht, kann man nicht treffen.
Bis Ende Oktober sind bereits alle Termine vergeben bei Rebscher’s Ofenladen in Oberzent. Chefin Gabi Rebscher erinnert sich, dass die Nachfrage "fast direkt mit Kriegsbeginn "merklich gestiegen ist". Zu einer bestimmten Art Ofen kann sie Kunden nicht seriös raten, zu unvorhersehbar seien derzeit die politischen Entscheidungen angesichts der Lage: "Kachelöfen beispielsweise standen gefühlt schon vor dem Aus, jetzt könnten sie wieder ein richtiger Renner werden." Das macht die preisliche Kalkulation natürlich schwer. Zumindest sind die absehbaren Lieferschwierigkeiten bei Rebscher’s noch nicht angekommen, die Firma zehrt von vorrätigen Modellen. In Zukunft kann sich das natürlich ändern, weshalb Rebscher hofft, "dass sich die Lage wieder etwas normalisiert."
Kaum anders verhält es sich bei BiNe Haustechnik. Kai Bissdorf spricht von einem "massiven Anstieg" der Nachfrage, das Telefon steht kaum mehr still. "Die Menschen suchen nach Alternativen, seien das komplett neue Heizungssysteme, oder, falls das nicht möglich ist, zumindest eine Ergänzung des bestehenden Heizapparates." Wärmepumpen sind aktuell auf Platz eins der Nachfrage, aber die Lieferbarkeit steht auf einem anderen Blatt: "Ich kenne keinen Hersteller, wo man aktuell direkt eine Wärmepumpe ohne Verzögerungen bestellen könnte", gibt Bissdorf zu bedenken.
Teuer sind aber nicht nur Öl und Gas geworden, auch Holz und Pellets haben ordentlich zugelegt. Einfach drauf losbauen, ist ohnehin nicht möglich, hinter jeder Modernisierung steckt ein wesentlicher Arbeitsaufwand an Planung. Wo nichts geändert werden kann, wollen die Kunden zumindest das Vorhandene auf top gepflegtem Niveau haben. Bissdorfs Servicetechniker ist imstande, alle Bestandskunden zu bedienen, aber viel Platz für Neukunden ist bald auch nicht mehr.
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Mehr als genug zu tun hat auch Schornsteinfeger Juri Keberlein. Neben all den gewünschten Ortsterminen muss er zusehen, wie er mit seinem normalen Tagwerk zurande kommt, denn: "Die Leute haben Angst, bald im Kalten zu sitzen." Ofenbauer, die er kennt, sind teils bis Ende des Jahres ausgebucht. Viele Leute fragen nicht nur Ofenbauer, sondern auch ihn direkt an, er spricht sich mit den Firmen dann intern ab, um vor Ort zu prüfen, ob bauliche Veränderungen wie ein neuer Schornstein überhaupt möglich wären. Daraus resultiert der Gestaltungsspielraum für die nahe Zukunft.
Hochproblematisch sieht Keberlein die Preisentwicklung: "Es geht nicht nur um das Gas. Nehmen wir beispielsweise Pellets, was ich selbst benutze. Vergangenes Jahr habe ich eine Palette (entspricht knapp einer Tonne) für 287 Euro bestellt. Im Juni waren wir schon bei über 600 Euro. Aktuell hat der gleiche Händler rund 900 Euro ausgerufen und in manchen Fachkreisen wird über Preise bis Ende des Jahres von bis zu 1500 Euro gemunkelt."
Eine wahrlich erschreckende Aussicht, denn wer soll das am Ende noch bezahlen können? "Der Markt ruft eben die Preise auf, die machbar sind", hofft Bissdorf auf eine Besserung. Wie wohl zahlreiche Bürger mit ihm.