Eberbacher Wasser wird deutlich teurer

Die Preissteigerungen schwanken zwischen elf und 22 Prozent - Und das ist nur der Anfang: Die nächste Preiserhöhung steht schon bevor

22.05.2015 UPDATE: 23.05.2015 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden

In die Trinkwasseraufbereitung der Eberbacher Stadtwerke wird nach den Keimen im Wasser im Vorjahr kräftig investiert. Zum 1. Juli kommt die erste Preiserhöhung. Archivfoto: Weyrauch

Von Christofer Menges

Eberbach. Das Eberbacher Wasser wird vom 1. Juli an deutlich teurer. Der Gemeinderat beschloss am Donnerstag ohne Gegenstimme eine Erhöhung der Zählergebühren. Das ist erst der Anfang: Die beschlossene Änderung der Gebührensatzung ist nur bis Ende dieses Jahres gültig. Schon nächstes Jahr steht die nächste Preiserhöhung ins Haus. Dann werden wohl auch die Verbrauchsgebühren erhöht, die jetzt unangetastet blieben.

Belastet werden mit der Gebührenerhöhung alle, vor allem aber Normalverbraucher. Das sind fast 93 Prozent der Stadtwerkskunden. Ein Drei-Personen-Haushalt mit einem Wasserverbrauch von 120 Kubikmetern im Jahr muss künftig 380 Euro statt bisher 343 Euro zahlen. Das entspricht einer Erhöhung um elf Prozent. Noch stärker wirkt sich die Teuerung auf Alleinwohnende mit einem Jahresverbrauch von 55 Kubikmetern aus: Sie zahlen fürs Wasser vom 1. Juli an 22 Prozent mehr als bisher.

Auch bei Großkunden, die Wasseruhren mit hohen Durchflussmengen haben, wird hingelangt. Der größte Wasserverbraucher Eberbachs ist die Gelita AG. Das Werk im Gammelsbachtal verbraucht in fünf Monaten mehr Wasser, als die Stadtwerke im ganzen Jahr produzieren - 4,5 Millionen Liter am Tag. Nur bereitet das Unternehmen sein Wasser dort selbst auf. Stadtwerkswasser fließt nur in der Hauptverwaltung am Neckar. Die Kosten für den Großzähler vom Typ DN 100 liegen künftig bei 1400 statt 220 Euro im Jahr. Das bringt den Gelatine-Weltmarktführer mit einem Jahresumsatz von 650 Millionen Euro zwar nicht an den Rand des Ruins. Aber auf den Jahresverbrauch von 15 000 Kubikmetern umgelegt, beträgt die Preiserhöhung auch hier noch mehr als drei Prozent.

Die Stadtwerke begründen die erste Wasserpreiserhöhung seit 2003 mit höheren Anschaffungskosten für die Zähler und mit den Auflagen, die das Gesundheitsamt gemacht hat, nachdem im September vorigen Jahres im Eberbacher Wasser Keime entdeckt worden waren. Die Kosten für die Nachbesserungen werden jetzt nach und nach auf die Wasserkunden umgelegt. Gleichzeitig sollen die Stadtwerke aber auch einen Gewinn für die leere Stadtkasse abwerfen. Von der Preiserhöhung in diesem Jahr verspricht sich der kommunale Grundversorger ein Umsatzplus von 95 000 Euro.

Das ist aber nur der erste Schritt: Die von der Allevo Kommunalberatung im Auftrag der Stadtwerke erstellte und vom Gemeinderat jetzt beschlossene Änderung der Gebührensatzung gilt nur von 1. Juli bis 31. Dezember dieses Jahres. Die Befristung hat einen Grund: 2016 entstehen durch weitere Investitionen ins Wassernetz neue Kosten, die wieder auf die Kunden umgelegt werden. Das kündigte Stadtwerksleiter Günter Haag bereits an. Dass damit auch die nächste Gebührenerhöhung kommt, gilt als sicher. Dass dann auch der Verbrauchspreis von derzeit 2,65 Euro pro Kubikmeter erhöht wird, gilt als ausgemachte Sache.

Stadt und Stadtwerke selbst nehmen sich dabei zumindest teilweise aus: Sie erhalten - trotz heftiger Kritik von Lothar Jost (AGL), aber mit großer Mehrheit vom Gemeinderat so beschlossen - erstmals einen zehnprozentigen Preisnachlass aufs von ihnen selbst verbrauchte Wasser, immerhin 34 000 Kubikmeter im Jahr und damit fünf Prozent der gesamten Wasserproduktion der Stadtwerke. Dafür zahlen alle anderen Stadtwerkskunden pro Kubikmeter 2 Cent mehr.

In Geld ausgedrückt beträgt der genehmigte Extraschluck aus der Wasserpulle zwar nur 8500 Euro im Jahr; Jost befürchtet aber, dass sich damit für weitere Sonderrabatte, etwa für Sozialkunden, alle Schleusen öffnen. Zudem kritisiert er die Abkehr von der gebührenrechtlichen Gleichbehandlung: "Wasser ist Allgemeingut. Es gibt keinen Grund für eine Privilegierung von Stadt und Stadtwerken, nur weil es ihre Aufgabe ist, das Wasser zu verteilen. Durch die Hintertür einen Preisnachlass von lächerlichen 8485 Euro beschließen zu wollen, halte ich für die Vorgehensweise eines Taschendiebs!", sagte der frühere Stadtjustiziar.

Josts Antrag auf Streichung des Rabatts wurde aber gegen die Stimmen der AGL von Bürgermeister und restlichem Rat abgelehnt. "Die Stadt sind wir alle", argumentierte Karl Braun (CDU). Und wenn die Stadt die zehn Prozent beim Wasser nicht bekäme, würde sie sie den Bürgern eben an anderer Stelle wieder aufladen.

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