Eberbacher Eiscafés: Mit frischen Zutaten und viel Liebe
Wie gutes Eis gemacht wird und was im Trend liegt, erzählen Eismacher aus der Region.

Sebastiano dell’Aqua, Herr des Eises am Neuen Markt in Eberbach. Fotos: Elisabeth Murr-Brück
Von Elisabeth Murr-Brück
Eberbach. Schon mal Avocado mit Meersalz und Schinken mit Rucola probiert? In der Eistüte, nicht auf dem Teller, Gemüseeis ist Trend, Rote Bete, als Gemüse nicht unbedingt ein Top-Seller, angeblich ein Renner. "Eine Mode", sagt Renato Faldo, "Mode kommt und geht, fragen sie ihn". Er hebt das Kinn in Richtung Theke zu Sebastiano dell’Aqua, Herr des Eises am Neuen Markt. Renato Faldo, 39, hat Eis in den Genen. Seine Mutter, eine Venezianerin, kam mit 14 nach Hannover in ein alt eingesessenes italienisches Eiscafé, heiratete später den Inhaber.
Die Familie führte Eisdielen in mehreren Städten, auch die beiden italienischen Eiscafés in Eberbach gehörten einmal dazu, seit vielen Jahren werden sie von Sebastiano dell’Aqua und seinem Bruder Fausto geführt, mit jeweils eigenen Eisküchen, aber gleichem Konzept: 20 Sorten, wechselndes Angebot, immer auch was Neues. "Eis muss frisch sein", sagt Sebastiano dell’Aqua, "jeden Tag", 20 Liter pro Sorte und Tag also.
Seit 30 Jahren verkauft er Eis. Dieser Sommer ist kein Sommer für ihn. Eis ist Saisonware, mit Glück geht die Saison vom März bis Ende Oktober. Regen ist natürlich nicht gut, aber zu warm darf es auch nicht sein, da wollen die Leute lieber was trinken: "20 bis 27 Grad sind ideal".
Je wärmer es ist, desto mehr Fruchteis wird verlangt, weiß auch Susanne Strohhauer, vor allem die Hausspezialität, das Victoria-Eis aus Orange und Weißwein und die "coolen Hits": Vanilleeis mit Orangensaft, Zitronensorbet mit Sekt.
Daneben punktet das Traditionscafé mit stadtbezogenen Spezialitäten: Rosenturm-Becher, Pulverturmbecher, Haspelturmbecher, 30 davon gehen an einem schönen Tag locker auf die Tische in Café und Garten.
Und wie wird gutes Eis gemacht? Glaubt man den Eis-Köchen, natürlich nur mit besten und frischen Zutaten und ganz viel Liebe; Politiker könnten hier lernen, wie man mit vielen schönen Worten etwas beschreibt und doch eigentlich nichts sagt. "Am Schluss wird das Eis gewalzt, das macht es cremig", sagt Konditorin Susanne Strohauer und "die Italiener machen es anders".
Gutes Eis ist cremig
Anders vor allem als die Industrie, sagt Renato Faldo, dort würde für teures Geld Luft verkauft: "Lassen Sie eine Literpackung Eis schmelzen und schauen Sie, was übrig bleibt." Gutes Eis, sagt er, ist cremig, schmeckt vielleicht nicht so intensiv, aber echt und es ist gesünder.
Seine Lieblingssorte: Pistazie, Sebastiano liebt Haselnuss; alle befragten Eis-Macher zeigen diese Vorliebe für Nusseis.
"Eisherstellung ist ein Rechenexempel", verrät Corinna Lauer: "die Relation der Zutaten muss stimmen, das Verhältnis der festen und flüssigen Anteile." Ihre "Eisperle" im Hirschhorner Ortsteil Langenthal ist ein winziger Kiosk mit großem Einzugsbereich, Kundschaft kommt auch aus den umliegenden Orten, selbst von Heiligkreuzsteinach.
In ihrem Sortiment hat sie die bewährten Klassiker, dazu eine "garantiert lactosefreie" Frucht-Linie wie "grüner Apfel", Acerola, Wassermelone, Limocello. Besonders begehrt sind originelle Trendsorten. Hier finden sich immer wieder Neuerungen: Quark-Sesam-Honig, Gries-Erdbeere, Milchreis, Joghurt-Basilikum oder unser Schokoladen-Butterkekseis.
Vieles denkt die Konditormeisterin aus der Hirschhorner "Krone" sich selbst aus; Joghurt-Rhabarber war im Frühling ein Renner, jetzt ist es Fassbrause-Holunder, aber sie nimmt Kundenwünsche ins Sortiment: Kirsch-Banane, Schokolade mit Chili wird es demnächst geben. "Ich habe nur eine kleine Eismaschine, produziere nur kleine Mengen und bin damit total flexibel". Sie profitiert auch von der Lage:
Viele Ausflügler, viel Durchgangsverkehr, "da halten immer auch wieder die Trucker". Kein Wunder, ein Hinweisschild warnt sie: "Letztes Eis vor der Grenze". Ein paar hundert Meter weiter ist man bereits im baden-württembergische Ausland.