Dr.-Schmeißer-Stift in Eberbach: Dreizimmer-Wohnungen erhitzen die Gemüter

Das im April vom Stiftungsverein beauftragte Planungsbüro GSP berichtet, wie es mit dem Dr.-Schmeißer-Stift weitergehen könnte.

26.11.2014 UPDATE: 26.11.2014 05:00 Uhr 2 Minuten, 52 Sekunden

Das Dr.-Schmeißer-Stift. Foto: Weyrauch

Von Martina Weyrauch

Eberbach. "Wir haben gespürt, dass es für die Stuttgarter Gesellschaft für soziales Planen (GSP) eine große Herausforderung war", sagte der Vorsitzende des Vereins Stiftung Altersheim, Bürgermeister Peter Reichert. Zur Vorstellung der Zwischenergebnisse der Projektstudie durch Henning Volpp von GSP war die Stadthalle am Montagabend mit Zuhörern gut besetzt. Schließlich ging es um erste Erkenntnisse, wie es mit dem seit inzwischen vier Jahren leer stehenden ehemaligen Altersheim Dr.-Schmeißer-Stift weiter gehen könnte. 17.000 Euro wurden in der Mitgliederversammlung des Stiftungsvereins im April für die Studie freigegeben. Es sollte laut Reichert ein "Neustart" sein.


Doch nicht alles, was Volpp vortrug, stieß auf positive Resonanz bei den Bürgern, die anschließend Fragen stellen konnten. Dabei wurde von GSP bislang nur in etwa vorgestellt, was aus dem Gebäude werden könnte. Am 20. Januar soll in einer Mitgliederversammlung über die weiteren Schritte entschieden werden. Sollten sich die Mitglieder entschließen, den Weg mit GSP weiter zu gehen, werden laut Volpp etwa drei Monate später erste Kostenvoranschläge bereitstehen.

Wie Volpp anhand von Schaubildern erläuterte, wurden mit dem Vorstand des Stiftungsvereins zwei Workshops abgehalten. Zuerst wurde ein Nutzungskonzept erarbeitet, wobei die bisher entwickelten Konzepte mitbeachtet wurden. In einem zweiten Schritt wurde eine Lösungsvariante gefunden, bevor es bereits um bautechnische Gutachten ging.

"Wohnen im Alter" stand im Mittelpunkt der Konzeptüberlegungen. Zum ersten Workshop wurden Experten eingeladen: Dr. Beate Radzey (Demenz Support Stuttgart) stellte zeitgemäße Wohnformen im Alter vor. Aufgrund eines "relativ hohen Altersquotienten" in Eberbach ist ihrer Meinung nach ein Handlungsbedarf bei der Entwicklung von Angeboten für Senioren "klar erkennbar". Petra Gaugisch vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) informierte über Versorgungsstrukturen.

Laut der Studie könnten in Bauteil 1, dem Hochhaus, 23 Wohneinheiten entstehen, aufgeteilt in 14 Dreizimmer- und neun Zweizimmerwohnungen. Im unteren Geschoss wäre Platz für Beratungsräume. Sollte das Penthouse mitgenutzt werden, kämen zwei Wohnungen hinzu. Im Bauteil 2 zur Friedrich-Ebert-Straße hin könnte neben der Küche und einer Tagespflege Raum für eine ambulante WG und Beratung sein. Insgesamt solle die Anzahl der Wohneinheiten für Betreutes Wohnen 35 nicht überschreiten.

Bauteil 3, der Pflegeanbau, wird von GSP in Frage gestellt: Der bestehende Grundriss könne den Wohnqualitäten nach größeren und komfortablen Wohnungen nicht gerecht werden. Die Räume nach Norden seien nicht für Betreutes Wohnen geeignet. Andererseits köne für den gesamten Komplex der Bedarf von 0,5 bis 0,7 Stellplätzen pro Wohnung nicht erfüllt werden. Deshalb sieht GSP das Bauteil 3 als "idealen Standort" für Parkplätze. Durch einen Abriss ließen sich zwei Eingänge für das Betreute Wohnen (zwischen Bauteil 1 und 3) herstellen. Der Keller ist laut dem Planungsbüro nur als Lager nutzbar; der Lichthof in Bauteil 2 sollte aus Brandschutzgründen zum Außenraum werden. Einige Punkte sind noch offen und sollen noch geklärt werden. Dabei geht es um die organisatorische Umsetzung der ambulanten WG, um den Brandschutz und um ein haustechnisches Konzept. Geprüft werden sollen auch Hochwasser- und Schallschutz. Wenn alles geklärt ist, werden die Gesamtkosten geschätzt - vorausgesetzt die Mitglieder stimmen dem im Januar zu.

"Ich vermisse eine Zeitvorgabe und ein Angebot zum Marktbedarf", meldete sich Gunter Blankenhorn zu Wort. Zur Zeitvorgabe erklärte ihm Volpp, dass es nach der Januar-Sitzung etwa drei Monate dauern würde, bis Kosten vorlägen. Zum Marktbedarf sagte Reichert: "Wir rechnen damit, die 35 Wohnungen beleben zu können. Es gibt für Betreutes Wohnen lange Wartelisten" - auch wenn diese etwas losere Form nicht vergleichbar mit dem Angebot der Familie Hepp sei. Bei 50 Wohnungen "habe ich etwas Bauchweh", so das Stadtoberhaupt.

"Ich bin enttäuscht über die Sitzung", sagte ein Bürger. Er habe etwas Konkreteres erwartet, etwa was eine Wohnung kosten solle. Und wenn es so weitergehe, frage er sich, wann die Wohnungen überhaupt bewohnbar sein sollen. "Wir haben im April beschlossen bei Null anzufangen", betonte Reichert; der Prozess werde dauern, er werde keine Prognose abgeben, wann die Einweihung sei. Mehrere Bürger bemängelten die vorgeschlagene hohe Zahl an großen Dreizimmerwohnungen, die wahrscheinlich wegen zu hoher Kosten keine Mieter finden würden. "Eine Zweizimmerwohnung kann man alleine oder auch mit Partner beziehen", bemerkte eine Bürgerin. Meist sterbe ein Ehepartner und man sei sowieso alleine. Laut Volpp lasse sich für die Wohnungsgrößen immer noch eine Nachfrage starten. Wolfgang Court vermisst "eine professionelle Analyse des Kreis- und Landespflegebedarfs". Eberbach als "Versuchskaninchen" für eine ambulante WG zu nutzen sei nicht in Ordnung: "Im Alter werden die Menschen eher störrischer als anpassungsfähiger. Da habe ich Bedenken, mit einem störrischen Alten zusammen, ob wir eine WG hier in Eberbach anfangen müssen", sagte eine ältere Dame.

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