Beim Circus Rolina bleiben die Sorgen draußen
Ausflug in ein kleines Wunderland. Der Circus verzaubert am Eröffnungsabend gut 100 Kinder in der Au mit einem farbenprächtigen Programm.

Von Moritz Bayer
Eberbach. "Kommen Sie hereinspaziert und lassen Sie die Sorgen draußen", ruft Circusdirektor Freddy Ortmann gut gelaunt in die Menge, viele weitere Worte macht er nicht. Das ist auch nicht nötig, die Zuschauer sind gespannt und die Augen der Kinder groß. Sie werden in den nächsten zwei Stunden noch etwas größer.
Denn da gibt es einen abwechslungsreichen und bunten Ablauf im Programm beim Circus Rolina, der in dieser Vielfalt überrascht. Während manche der Zuschauer nach dem Start mit Artistik am Ring noch über die flinken Bewegungsabläufe staunen, sitzt Artistin Juliana Ortmann kurze Zeit später schon wieder an der Technik, um ihren Mann Andy bei dessen Tiershow ins rechte Licht zu rücken. Die Wechsel sitzen wie angegossen, Teamwork ist Trumpf.
Neben Zebras spurten auch Kamele durch die Manege, und zwar so gekonnt nah am Rande, dass manch Elternteil den zu weit nach vorne geneigten Kopf des Sprosses doch lieber wieder ein Stück nach hinten zieht. Man fragt sich unweigerlich, wie viel Mühe und Aufwand hinter diesen Abläufen sitzt, denn mehrere Richtungswechsel scheinen schon, als würden selbst Menschen dabei aufpassen müssen, um etwaige Karambolagen zu vermeiden. Sämtliche Tiere lösen das aber absolut souverän und holen sich Belohnungen in Form von kleinen Snacks bei Andy ab.
Und wer sich schon einmal die Frage gestellt hat, wie viele Hula-Hoop-Reifen man gleichzeitig am Körper tragen und rotieren kann, den belehren Cindy und Liana: Es sind mehr, als man im abgedunkelten Licht, das ihre neonfarbenen engen Anzüge hervorhebt, zählen kann.
Auch interessant
Die erfolglose Suche nach dem Zauberer wirkt authentisch, als dann Clown Alwin erscheint, ist von den Kleinen niemand enttäuscht — die Lacher hat er mit seinen ungewollten "Assistenten" schnell auf seiner Seite.
Trotz Regens geht die Pause für manch Einen beinahe zu schnell rum, denn hinter dem Hauptzelt gehts während der 15 Minuten wahlweise zu den Tieren. In der Manege selbst ist Pony- und Pferdereiten angesagt. Lediglich die Beschaffenheit des Bodens macht ein bisschen zu schaffen, die an dieser Stelle wohl leicht abfällige Au sorgt dafür, dass man vor dem zweiten Teil bei seinem Sitzplatz kurz den Boden checkt, um nicht zufällig die Schuhe in kleine Pfützen zu strecken.
Auch das tritt aber schnell wieder in den Hintergrund, als Nico Ortmann mit der Reptilienschau die Blicke auf sich zieht. Leguan, Bartagamen, Schlangen: Besonders der große Albino-Tigerpython ist beeindruckend und blickt die Zuschauer direkt in die Augen, als er eine Runde durch die Manege getragen wird.
Artistik ist das große Steckenpferd von Liana. Die 14-Jährige dreht und biegt sich, als seien ihre Knochen und Wirbelsäule aus Gummi, der Beifall ist tosend. Direktor Freddy erzählt übers Mikrofon, dass sie für eine mögliche Teilnahme an der Berliner Artistenschule sammelt. Während ihrer Runde durch die Manege wandern sogar einige Scheine als Trinkgeld in den Hut, den sie rückwärts mit dem Mund vom Boden gefischt hat. Das zeigt ihre Kunstfertigkeit, man kann ihr nur die Daumen drücken.
Bis zum großen Finale ist für jeden etwas dabei gewesen und dass die Zeit wie im Fluge vergeht, zeugt von der Unterhaltungskunst der Familie Ortmann. Der Ausflug in ein kleines, aber feines Wunderland ist eben manchmal nicht weiter weg als das Gelände in der Au — wenn dort der Circus Rolina gastiert.