Eberbach

Ab jetzt gilt für Läden wieder "Terminvereinbarung"

Nach nur acht Tagen Öffnung wird wieder zugemacht. "Das ist unsäglich und kein tragbarer Zustand", sagt der EWG-Vorsitzende Dietrich Müller.

16.03.2021 UPDATE: 17.03.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden
Der EWG-Vorsitzende Dietrich Müller bereitet in seinem Modehaus gemeinsam mit einer Mitarbeiterin den „Check-In-Schalter“ vor, an dem ab heute die Kunden nach einer Terminvereinbarung registriert werden. Foto: Martina Birkelbach

Von Martina Birkelbach

Eberbach. Überrascht hat die Nachricht Dietrich Müller nicht. "Wir waren auf die Situation vorbereitet, haben befürchtet, dass der Zeitpunkt kommt. Die Schulen wurden wieder aufgemacht, gleichzeitig wurde mehr getestet. Da muss man kein Prophet sein, um zu sehen, dass die Inzidenz steigt", sagt der Vorsitzende der Eberbacher Werbegemeinschaft (EWG).

Acht Tage waren die Läden geöffnet. Ab Mittwoch gilt "Click & Meet". Oder besser: Einkaufen nur mit Terminvergabe.

Das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises teilte am Montagabend mit, dass im Landkreis laut Landesgesundheitsamt (LGA) die Sieben-Tage-Inzidenz drei Tage in Folge den Wert von 50 überschritten hat (13. März: 56,7; 14. März: 57,8; 15. März: 64,0). Das Überschreiten der kritischen Marke von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner an drei aufeinanderfolgenden Tagen hat zur Folge, dass einige Lockerungsschritte wieder zurückgenommen werden.

Unter anderem bedeutet das konkret: Ladengeschäfte dürfen ab heute nur betreten werden, wenn zuvor Einzeltermine dafür vereinbart wurden.

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Das Modehaus Müller hat "nach wie vor weiterhin offen". Termine können telefonisch oder online vereinbart werden. "Man kann aber auch vorbeikommen und einen Soforttermin bekommen", sagt Müller. Und dass wird seiner Meinung nach auch meistens möglich sein, da ab heute 20 Kunden gleichzeitig das 800-Quadratmeter-Modehaus betreten dürfen.

Am Dienstag haben Müller und seine Mitarbeiter einen "Check-In-Schalter" aufgebaut. Ab heute muss eine Mitarbeiterin dort für die Nachverfolgung die Kontaktdaten der Kunden erfassen; Name und Telefonnummer sowie die Uhrzeiten des Ein- und Ausgangs.

"Die Freude vergangenen Montag war riesig, hat aber eben nur kurz gehalten", so Müller. Er habe viele ausgesprochen positive Rückmeldungen bekommen und angenehme Gespräche geführt. Die Mitarbeiter hätten sich sehr gefreut, endlich wieder beraten zu dürfen.

Die Woche hat gut getan", sagt Müller. Aber er hofft darauf, dass irgendwann mal ein Ende absehbar ist. "Die Regelungen sind alles andere als transparent und nicht verlässlich; insbesondere in unserer Lage in dem Drei-Länder-Dreieck. Ich hatte auch Kunden aus dem hessischen Raum, die völlig verunsichert waren, was nun wo gilt." Und dann macht Müller seinem Ärger Luft: "Das ist unsäglich und kein tragbarer Zustand".

Beim ständigen "Anknüpfen" an die Inzidenzahlen blickt keiner mehr durch. Und wenn er die Zahlen in Eberbach anschaut, "ist das hier zurzeit nicht dramatisch". Von den Riesen-Anstürmen auf Läden, die es in der vergangenen Woche andernorts oft gab, "war Eberbach weit entfernt".

Laut Müller gab es in Eberbach in den vergangenen Tagen keine solche Zustände, bei denen sich lange Schlangen vor den Geschäften bildeten. "Wir hatten einmal unser eigenes Limit von 30 Personen überschritten, da mussten zwei oder drei Kunden ein paar Minuten warten.". Und er betont, dass die Eberbacher Kunden "alle sehr diszipliniert sind". Auch in seinem Modehaus stapele sich noch Winterware. "Uns fehlen drei Monate." Gleichzeitig kommt aber auch sehr viel Frühjahrsware. "Die ist nicht zu stoppen. Aber wir sind auch froh, wenn sich die Kunden an den Frühlingsfarben erfreuen können."

Die Kurzarbeit der Mitarbeiter ist seit Montag vergangener Woche erst einmal "vom Tisch". Insgesamt rechnet der EWG-Vorsitzende aber durch die Terminvergaben damit, dass weniger los sein wird. "Es fehlen die Bummler aus den Zeiten von Vor-Corona, aber die waren auch letzte Woche nicht unterwegs." Das hängt laut Müller auch damit zusammen, dass "sonst alles fehlt: Essen gehen, sich irgendwo hinsetzen und einen Kaffee trinken...". Gut geht es nach seiner Einschätzung keinem der Läden in Eberbach; "jeder muss schauen, wie er über die Runden kommt". Auch kommen die "Hilfen" nur teilweise an, "die Antragsmodalitäten sind viel zu kompliziert".

Müller müsste etwa bereits jetzt seine Kosten bis Ende Juni schätzen. "Wie soll das gehen, wenn wir vielleicht wieder ganz schließen müssen und es keine vernünftigen Perspektiven gibt?" Für ihn ist das Ganze jetzt ein "gut gebauter Automatismus, bei dem sich die Verantwortlichen zurücklehnen können". "Wir sind flexibel", sagt Müller, "wir können auch relativ schnell wieder umschwenken, aber die Kunden verstehen bald nichts mehr". Was er keinesfalls anbieten will, ist "Online-Shopping", denn dann "wäre ich ein Logistiker und kein Modehandel".

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