Dualen Hochschule Mosbach

Von Null auf Studium in wenigen Wochen

An der Dualen Hochschule in Mosbach werden im "Semester Null" elementare Grundlagen für ein erfolgreiches Studium gelegt

01.10.2019 UPDATE: 03.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden
Fotos: Brinkmann/zg

Mosbach. (RNZ) Null ist nicht Nichts. Und bei Null fängt in Mosbach auch keiner an. Beziehungsweise doch … Die Null ist eine ganz besondere Zahl, die zwischen dem Positiven und Negativen, die Zahl, durch die man nicht teilen kann und auf der - zusammen mit der Eins - das ganze digitale System basiert. Texte, Bilder, Musik - alles gerinnt letztlich zu Nullen und Einsen. Wenn also an der DHBW Mosbach vom "Semester Null" und den Studienvorbereitungskursen die Rede ist, dann plagen sich da nicht etwa "Nullen" mit Mathematik ab, sondern da bereiten sich Studienanfänger(innen) gezielt auf ihr Studium vor.

Die Vorkurse sind für einen Gutteil der neuen Studierenden der DHBW Mosbach der Startschuss ins Studium, entweder in den Präsenzkursen oder in einem der anderen Angebote. Wie der Name schon verrät, beginnen die Vorkurse bereits vor dem ersten Semester und bereiten auf die Studieninhalte vor - insbesondere in den technischen Fächern, aber zum Beispiel auch in BWL-Studiengängen.

"Mathe ist wichtig." Erika Günther-Deimling lässt nicht gelten, was über Mathematik vorschnell gedacht und gesagt wird: Angstfach, Schreckgespenst, oje.

Hintergrund

Gerhard Götz ist als Professor für mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlagen an der DHBW Mosbach maßgeblich am "Education Support" beteiligt. Er erläutert die Hintergründe und Ideen von Semester Null und Co.: "Leider weisen die Studierenden in den letzten Jahren

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Gerhard Götz ist als Professor für mathematisch-naturwissenschaftliche Grundlagen an der DHBW Mosbach maßgeblich am "Education Support" beteiligt. Er erläutert die Hintergründe und Ideen von Semester Null und Co.: "Leider weisen die Studierenden in den letzten Jahren zunehmend Schwächen in den mathematischen Grundlagen auf. Insbesondere Lücken aus den unteren Jahrgangsstufen wie der Umgang mit Brüchen und Prozenten machen sich deutlich und erschweren den Einstieg ins Studium", sagt Götz.

Nicht immer lasse sich an der Mathe-Abi-Note ablesen, ob der Kenntnisstand ausreichend ist. Gleichwohl gebe es inzwischen Ansätze, wie man - auch mit Unterstützung der Schulen - vorhandene Schwächen ausgleichen kann: Götz nennt hier die "cosh-Initiative", mit deren Hilfe man einen Mindestanforderungskatalog (u.a. auch für den Schullehrplan) erarbeitet hat. Auch am wissenschaftlichen Verbundprojekt "optes" ist man beteiligt, dessen Ergebnis eine Online-Plattform zum Selbststudium ist. "Diese Plattform ist auch sehr gut für Schüler zum Üben geeignet und wir freuen uns über jedes Interesse daran aus dem Schulbereich."

In den an der DHBW angebotenen Semester-Null-Kursen achte man vor allem auch darauf, so Professor Götz weiter, dass die Inhalte "didaktisch stimmig" an die zukünftigen Studierenden vermittelt werden.

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Im Reich des Pythagoras und der Primzahlen, im Imperium der Binomischen Formeln und des Bruchrechnens aber tauchen nicht selten Probleme auf. Günther-Deimling ist Teamleiterin des ESC-Teams der DHBW. ESC steht nicht etwa für Eurovision Song Contest, sondern für Education Support Center. Die Aufgabe des ESC ist es, Lehr- und Lernprozesse zu unterstützen. Hierunter fällt beispielsweise die Organisation von Vorkursangeboten.

Mathematikvorkurse sind ein Angebot der DHBW Mosbach, das die Neuen auf den Kenntnisstand bringt, den sie fürs Studium brauchen, ob das in der Technik- oder Wirtschaftsfakultät ist. "Mathematik ist eine Basiskompetenz, die junge Leute immer wieder brauchen", bekräftigt Rektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann. "Viele Studierende sind zu Studienbeginn überrascht, welche Wissenslücken sie im Bereich der Mathematik haben", stellt Moritz Brüstle fest. Er ist zuständig für den ESC-Bereich "Mathematikvorkurse" und "Semester Null". In einem Online-Testverfahren können sie ermitteln, welchen Wissensstand sie haben. "Das ist für uns die Einstiegsdiagnostik", erklärt Brüstle.

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Hintergrund

Maschinenbaustudent Elias Noe hat die "Null" schon hinter sich

Elias Noe hat 2018 in Amorbach Abi-tur gemacht. Im Herbst begann für den jungen Mann aus Mudau das duale Studium an der DHBW Mosbach (Fachrichtung Maschinenbau/Kunststofftechnik) sowie im

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Maschinenbaustudent Elias Noe hat die "Null" schon hinter sich

Elias Noe hat 2018 in Amorbach Abi-tur gemacht. Im Herbst begann für den jungen Mann aus Mudau das duale Studium an der DHBW Mosbach (Fachrichtung Maschinenbau/Kunststofftechnik) sowie im Ausbildungsbetrieb Mosca in Strümpfelbrunn. Noch vor Semesterbeginn nahm Elias an einem Test und Kurs in Mathe teil. Beides online. Die RNZ hat den 19-Jährigen zu seinen Erfahrungen befragt.

Hattest du Befürchtungen, dass dein Mathekönnen nicht reichen würden?

Eigentlich nicht. Das Abi war ja noch frisch und in Mathe war ich gut. Aber bei Mosca hat man mir nahegelegt, den Online-Test der DHBW zu machen, den diagnostischen Einstiegstest. Ich hab’ relativ gut abgeschnitten und bin der Empfehlung gefolgt, Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Zeit vor Studienbeginn aktiv aufzuarbeiten.

Wie lief das ab?

Man bekommt online Arbeitsaufträge mit Übungsaufgaben über einen Zeitraum von zirka vier Wochen. Auch die Korrekturen durch einen Mathematikdozenten laufen über eine Online-Plattform. Da konnte ich mich auch mit anderen Kursteilnehmern austauschen.

Fast wie Schule?

Gewissermaßen schon, aber ich konnte mir das selbst einteilen. Was natürlich auch bedeutet, dass ich mich selbst motivieren und selbst disziplinieren muss. Ein gute Übung fürs Studium …

Hat’s was gebracht?

Auf jeden Fall! Ich konnte mir den Stoff, der zwar Themen der Oberstufenmathematik aufgreift, noch einmal anders aneignen. Noch besser wäre, wenn an den Vorkurs gleich die Campusphase anschließen würde. Doch für mich begann das Studium mit der zweimonatigen Praxisphase im Betrieb. Optimal wäre, wenn Vorbereitung und Studienbeginn zeitlich noch näher beieinander lägen.

Wäre es ohne den Vorkurs auch gegangen?

Ich würde sagen "weniger gut". Nicht nur für mich. Weniger gut vorbereitet und fit zu sein, würde bedeuten, dass ich in den Vorlesungen zu lange über Gesagtes nachdenken müsste, doch da geht’s mit dem Stoff eben Schlag auf Schlag weiter.

Dein Ratschlag für die Neuen?

Wer es ernst nimmt in den Vorkursen, hat’s später leichter.

Und deine Erfahrungen nach einen Jahr als DHBW-Student?

Es macht mir ziemlich viel Spaß. Ein guter Arbeitgeber, ein cooler Kurs. Dual studieren - das ist was für mich.

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"Der Test dient dazu, die individuellen Stärken und Schwächen herauszufinden und eine Empfehlung zu bekommen", beschreibt Günther-Deimling das mehrstufige und variable Verfahren mit unterschiedlichen Modulen. Was die Teilnehmer mit der Empfehlung machen, ist ihre Sache. Nicht immer führt das Ergebnis dazu, dass sich sie daran machen, mögliche Schwächen zu beheben. "Speziell die Studierenden, die Defizite im Bereich Mathematik aufweisen, möchten wir erreichen, so dass Prüfungen im Studium auch bestanden werden."

Bei den Studienanfängern, die direkt vom Abitur kommen, sind die Mathekenntnisse noch frisch. Anders sieht es jedoch bei den Teilnehmern aus, deren Reifeprüfung schon ein oder zwei Jahre zurückliegt oder die ihre Hochschulreife auf anderem Weg erworben haben. Die Neuen des Studiengangs BWL wiederholen vor allem den Mathelernstoff der Mittelstufe.

"Wir fangen gaaanz langsam an", geht Steffen Siegert das Wurzelziehen aus negativen Zahlen an. Der Lehrbeauftragte der DHBW ist Lehrer in Buchen und erarbeitet mit seinen "Schüler-Studenten" den Stoff entlang eines Leitfadens, den Prof. Dr. Gerhard Götz und Christian Düsi speziell für die Mosbacher Hochschule entwickelt haben (siehe Interview). Für die Teilnehmer der Fakultät Technik kommt in einer zweiten Woche die Wiederholung des mathe- matischen Oberstufenwissens hinzu.

"Das war dringend nötig", urteilt in einem anderen Raum einer der jungen Leute in der zweiten Woche. Doris Humpfer, die schon seit 30 Jahren Lehrbeauftragte an der DHBW Mosbach ist, leitet ebenfalls einen der Mathematikvorkurse der Fakultät Technik. Ihre eigene Begeisterung für Mathematik hat offenbar Früchte getragen. Nachdem ihre Matheschüler in der ersten Woche erst haben wieder "reinkommen" müssen, herrscht in der zweiten der Eindruck vor: Die Lücken wurden gut aufgefüllt. "Das ist ein Vorgeschmack aufs Studium", fühlt sich ein Teilnehmer jetzt gewappnet.

Tobias Bechtold ist gerade mit dem Referendariat fertig und wird nach den Sommerferien am Albert-Schweitzer-Gymnasium in Neckarsulm Mathe und Physik unterrichten. Als Vorkurs-Lehrender ist er zum dritten Mal auf dem Campus. Wie Siegert auch hat er ein Faible für Mathe. "Es macht mir Spaß, ich kann mich hier richtig austoben", ist er mit den Kenntnissen seiner Schüler sehr zufrieden. Was umgekehrt auch gilt. Teilnehmer Maik ist - wie den anderen in diesem Kurs - klar, dass Mathe einen Hauptteil des Studiums ausmachen wird. "Hier kriege ich noch ein paar gute Tipps und nette Kleinigkeiten geboten." Wer so ins Studium geht, hat gute Karten und wird sicher nicht so enden, wie es ein Mathe-Witz weismachen will: "40 Prozent von euch werden den Mathekurs nicht bestehen." "Gnihihi …" "Was gibt es denn da zu lachen?" "Hihihi … So viele sind wir ja gar nicht!"

Info: Weitere Infos finden Interessierte unter www.mosbach.dhbw.de/vorbereitungskurse.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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