DHBW-Tunnelbohrer

"Wir halten dem Team den Rücken frei!"

Im Interview berichten Adrian Fleck, Gerhard Lauth und Michael Schrodt, wie unterschiedlich sie der Tunnelbohr-Wettbewerb fordert.

26.07.2021 UPDATE: 27.07.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 21 Sekunden
Der "Dirt-Torpedo". Foto: DHBW Mosbach

Mosbach. (pm/cao) Es geht auf die Zielgerade: Im September will ein Studententeam der DHBW Mosbach in der kalifornischen Mojave-Wüste mit dem "Dirt-Torpedo" die schnellste Tunnelbohrmaschine der Welt präsentieren und den Wettbewerb "Not-a-Boring Competition" von Tech-Multimilliardär Elon Musk gewinnen. Im Interview erzählen nun Teamchef Adrian Fleck, Stiftungsgeschäftsführer Gerhard Lauth sowie Technik-Prodekan Professor Michael Schrodt, wie unterschiedlich ein solches Großprojekt die vielen Beteiligten bewegt.

Das Medieninteresse an dem Projekt ist groß. Beim Sponsoren-Tag in Fulda musste Teamleiter Adrian Fleck zahlreiche Interviews geben. Foto: DHBW Mosbach

Herr Fleck, vor einem Jahr wussten Sie sicher kaum etwas über Tunnelbau. Bald präsentieren Sie den Dirt-Torpedo in Kalifornien. Wie sehr hat sich Ihr Maschinenbau-Studium durch dieses zeitintensive Vorhaben verändert?

Adrian Fleck: Ich bin im Bereich Maschinenbau auf Virtual Engineering spezialisiert, wo es unter anderem um effiziente Simulationswerkzeuge geht. Da hatte ich eher mit Informatik – zuletzt bei meinem Unternehmen FFT Produktionssysteme mit künstlicher Intelligenz – zu tun. Jetzt ist es mehr klassischer Maschinenbau, und ich bin als Teamleiter viel administrativ tätig. Vor einem Jahr wusste ich wenig über Tunnelbohrmaschinen – und jetzt genau genommen noch viel weniger, weil ich erst einmal den ganzen Kosmos an Fragen, Details und Herausforderungen kennengelernt habe, der damit verbunden ist.

Profitieren Sie bei der Arbeit am Dirt-Torpedo von Ihrem DHBW-Studium?

Fleck: Absolut. Das Projekt wäre ohne mein Studium nicht möglich gewesen. Der Rahmen einer dualen Hochschule ist durch die hohe Praxisbezogenheit ideal. Unsere Professoren haben alle schon mal in der Industrie gearbeitet und wissen, welcher Wind dort weht. Wir haben an der DHBW die nötigen Freiräume bekommen, hatten gleich die richtigen Programme an der Hand und wissen, welche Professoren wir für welche Probleme ansprechen können. Das sind ideale Voraussetzungen.

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In wenigen Wochen gilt es, dann gräbt sich der Dirt-Torpedo in den USA unter die Erde. Wo hakt es noch, und wo ist Ihre Tunnelbohrmaschine schon richtig gut?

Fleck: Die Elektrik ist eine echte Herausforderung. Das liegt auch an Corona: Material-Engpässe und lange Lieferzeiten beschäftigen unser kleines Team genauso wie die Großen der Branche. Gerade kommen wieder Pakete an. Ich hoffe, da sind dringend benötigte Komponenten dabei. Aber was die Maschine schon sehr gut kann, ist schön aussehen (lacht). Im Ernst: Die Erfahrungen aus dem Virtual Engineering-Studium kommen mir hier zugute. In den Simulationen läuft der Dirt-Torpedo perfekt.

Gerhard Lauth. Foto: DHBW Mosbach

Professor Schrodt, die DHBW ist keine klassische Forschungsinstitution wie eine Universität. Beim Dirt-Torpedo geht es aber explizit um Forschung und Entwicklung. Gelingt das trotzdem, und welche Chancen rechnen Sie sich für das Team aus?

Michael Schrodt: Mit diesem Projekt können wir allen Hochschulpartnern sehr anschaulich zeigen, dass die DHBW auch forschen kann. Für uns ist es ein Glücksfall, mit unseren Studierenden um Adrian Fleck ein Team zu haben, das das Vorhaben so zielstrebig und so weit getrieben hat. Ich bin zuversichtlich, dass der Dirt-Torpedo sich gegen die anderen Tunnelbohrer durchsetzt. Schließlich profitiert die Entwicklung von dem engen Austausch mit den Unternehmen, den wir bei der DHBW pflegen.

Wie bindet denn die DHBW Punkte wie Forschung, Innovation und Transfer in das klassische duale Studium ein?

Schrodt: Indem wir nachdrücklich darauf achten, dass das vermittelte Wissen immer wieder in konkreten Industrievorhaben angewendet wird – etwa in größeren einjährigen Studienarbeiten. Es gibt immer wieder lebensnahe Projekte, da könnte ich zahlreiche aufzählen. Weil wir unsere dualen Partner haben, sind die Praxis und die damit verbundenen Herausforderungen – auch in Forschung und Entwicklung – ganz nah am Studium dran.

Wie können kooperierende Unternehmen in ihrer Forschung und Entwicklung vom Engagement und den Ideen der Studierenden profitieren?

Schrodt: Ein Beispiel: Wir hatten jetzt Studierende, die sich in Themenfelder eingearbeitet haben, in denen ihr Partnerunternehmen selbst Bedarfe sah, aber noch kein eigenes Know-how hatte. Durch die gezielte Ausbildung in diesen Feldern konnten wir die Lücke auf beiden Seiten schließen. Das ging so weit, dass die Firmen bei sich Innovationen eingeführt haben, die zusammen mit uns in der Lehre entwickelt wurden – eine klassische Win-Win-Situation. Und so ähnlich ist es auch beim Dirt-Torpedo.

Michael Schrodt. Foto: DHBW Mosbach

Herr Lauth, als Geschäftsführer der Stiftung "Pro DHBW Mosbach" haben Sie für dieses Projekt mehr als 40 Unterstützer und Sponsoren gewonnen und mehr als 250.000 Euro an Geld- und Sachspenden organisiert. Das macht man nicht mal eben an drei Nachmittagen ...

Gerhard Lauth: Richtig, das ist derzeit ein veritabler Halbtagsjob. Aber der Stiftung liegt natürlich sehr daran, dass die DHBW überregional zeigen kann, wie exzellent das Studium hier ist. Und da ist der Dirt-Torpedo das Vorzeigeprojekt schlechthin. Außerdem ist es interessant und macht richtig Spaß, mit dem Team zu arbeiten.

Hat sich der Aufwand gelohnt? Sind Sie zufrieden mit dem, was am Ende herauskommen wird?

Lauth: Mehr als das! Wir haben ja mit einer einfachen Mailingaktion angefangen, und da war die Resonanz schon sensationell. Von kleinen Betrieben bis zu den "Big Playern" waren viele elektrisiert. Die Unterstützung ist phänomenal. Die DHBW hat durch dieses Projekt noch mehr an Reputation gewonnen, das strahlt überregional aus.

Besorgt man in Ihrer Rolle als Vertreter der Stiftung eigentlich nur das Geld, oder begleitet man auch den Entwicklungsprozess solch einer Innovation?

Lauth: Wir haben zwar mit dem Fundraising begonnen, aber ich bin jetzt täglich mit dabei. Es geht um viel mehr als nur Geld: Ich kläre auch rechtliche Fragen und versuche gerade, den Versand des Dirt-Torpedos in die Vereinigten Staaten und die Reise des Projektteams dorthin zu organisieren. Das ist aufgrund der immer noch bestehenden Einschränkungen bei der Einreise eine knifflige Aufgabe. Aber die lösen wir auch. Wir halten dem Team den Rücken frei.

Der "Dirt-Torpedo". Foto: DHBW Mosbach
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