Der Plan ist aufgegangen
Die Bürgerstiftung für die Region feiert in diesem Jahr 20-jähriges Bestehen.

Beliebter „Mitarbeiter“ der Bürgerstiftung für die Region Mosbach: Der Lesebär bringt Kindern das Lesen näher und die Lesetüte vorbei. Das Engagement der seit 20 Jahren bestehenden Stiftung ist vielfältig. Foto: Weindl/privat
Von Heiko Schattauer
Mosbach. Gleich mehrfach Grund zum Feiern hat man dieses Jahr bei der Bürgerstiftung für die Region Mosbach. Seit nunmehr 20 Jahren besteht die besondere Gemeinschaft, seit einem Jahrzehnt fördert man zudem Kinder mit dem Projekt Lesetüte. Auch den Ehrenamtspreis vergibt man jedes Jahr aufs Neue, engagiert sich überdies sozial und gesellschaftlich. Grund genug, mal bei den Verantwortlichen nachzufragen, Ansätze, Vorhaben, Herausforderungen, Ziele zu eruieren. Im RNZ-Gespräch äußern sich die Vorstände der Bürgerstiftung, Patricia Spitzer, Michael Keilbach und Dr. Frank Zundel, sowie der Kuratoriumsvorsitzende Marco Garcia.
Lassen Sie uns doch mal ganz von vorne anfangen: Warum hat man vor 20 Jahren die Bürgerstiftung für die Region Mosbach gegründet? Was war die Intention? Welche Ziele hatte man sich auf die Fahnen geschrieben?

Der Ehrenamtspreis ist fester Bestandteil des Angebots der Bürgerstiftung. Foto: Weindl/privat
Die Initiative zur Gründung der Bürgerstiftung sowie die Ausstattung der Stiftung mit einem Stiftungsvermögen von mehr als einer Million Euro erfolgte durch die Volksbank Mosbach. Als regional verwurzelte Genossenschaftsbank wollte man Gutes für die hiesige Bevölkerung tun. So war das erste große Förderprojekt der Tafelladen des Roten Kreuzes in Mosbach, der maßgeblich von der Bürgerstiftung initiiert wurde. Die Bürgerstiftung wurde als "Mitmach-Stiftung" unter dem Motto "Bürger helfen Bürgern" gegründet. Es wurden zahlreiche Menschen gewonnen, die sich selbstlos in vielfältigen Projekten engagierten. Dies gelang vor allem auch dank der finanziellen und personellen Unterstützung der Volksbank Mosbach recht schnell.
Und mit der Erfahrung aus nunmehr zwei Jahrzehnten im Rücken: Ist der Plan aufgegangen? Hat man das verwirklichen können, was man sich vorgenommen hatte?
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Wir denken schon. Die Bürgerstiftung hat seit ihrem Bestehen sehr viele Aktionen arrangiert und auch sehr viele Projekte in unserer Region fördern können. Und dies gelang beziehungsweise gelingt mit engagierten Menschen, die sich allesamt nach dem Motto "Bürger helfen Bürgern" ehrenamtlich einbringen. Besonders deutlich sieht man das bei unserer Weihnachtsmarktbude. Dort kann sich jeder einbringen, um mitzuhelfen, Geld für unsere Projekte zu erwirtschaften. "Essen und Trinken für einen guten Zweck" ist etwas, mit dem sich viele identifizieren können.
Sicher gab es auch Vorhaben, die nicht ganz so gelaufen sind, wie man sich das vorgestellt hat, oder?
Das ist völlig normal, wenn man so viele Projekte und Aktionen wie die Bürgerstiftung angeht. Beispielsweise bei unserer Vorleseaktion in den Schulen hätte unser zuständiges Organisationsteam gerne zweisprachiges Vorlesen angeboten. Hierfür geeignete Ehrenamtliche zu finden, war jedoch schwierig. Mitunter sind wir bei unseren Projekten auch auf die Mithilfe Dritter angewiesen, so zum Beispiel bei unserem Event "Tafeln für die Tafel". Das hätten wir aktuell gerne fortgeführt, was leider die letzten zwei, drei Jahre nicht möglich war.

Auch beliebt ist der Stand beim Weihnachtsmarkt. Foto: Weindl/privat
Die Pandemie hat eben auch vor der Bürgerstiftung nicht Halt gemacht, die Aktivitäten eingeschränkt. Ist man inzwischen wieder in Richtung Normalität unterwegs und aktiv?
Natürlich ist die Pandemie auch an der Bürgerstiftung nicht spurlos vorbeigegangen. Es war schon eine schwierige Zeit, während Kontaktbeschränkungen aktiv mit Ehrenamtlichen Gelder zu erwirtschaften, geschweige denn Veranstaltungen auszurichten. Umso mehr freuen wir uns, dass weitgehend wieder Normalität eingekehrt ist. So konnten wir nicht nur wieder unsere Weihnachtsmarktbude betreiben, sondern im Sommer auch unser erfolgreiches Benefiz-Golfturnier in Mudau absolvieren und im Herbst zusammen mit der RNZ unsere Ehrenamtspreise verleihen.
Wenn Sie drei besondere Momente aus 20 Jahren benennen müssten: Welche wären das?
Da könnte man zahlreiche Momente benennen – daher möchten wir auch keinen besonders herausheben. Es ist jedoch immer ein schönes Gefühl, wenn Menschen sich selbstlos zum Wohle der Region engagieren, und es kommt dann im Teamwork sozusagen ein großes Event heraus, das noch erfolgreich Gelder für die Förderprojekte erwirtschaftet.
Für die Leser der RNZ besonders ist aber auf jeden Fall der Ehrenamtspreis, zumal sie zuletzt selbst über dessen Vergabe mitentscheiden durften ...
Ja, der Ehrenamtspreis zählt natürlich zu den herausragenden Aktionen der Bürgerstiftung in den letzten zwei Jahrzehnten. Es ist schon toll, die Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, auszeichnen zu können. Denn oftmals wollen sie gar nicht im Mittelpunkt stehen. Dabei geht es uns allerdings nicht nur darum, einzelne Personen oder Gruppen für ihr Engagement auszuzeichnen. Vielmehr wollen wir das Ehrenamt insgesamt aufs Treppchen heben – und das gelingt uns, glaube ich, in Zusammenarbeit mit der RNZ hier ganz gut.
Seit etlichen Jahren nimmt man dafür auch viel Geld in die Hand. Bleibt der Ehrenamtspreis auch weiter fester Bestandteil der Bürgerstiftungsaktivitäten?
Der Ehrenamtspreis ist mittlerweile ein absolut fester Bestandteil der Bürgerstiftung und ist auch nicht mehr aus unserer Arbeit wegzudenken. Die Kriterien der Vergabe und die Art der Verleihung wurden in den letzten Jahren modifiziert, und auch zukünftig wird es sicherlich immer wieder Veränderungen geben. Aber die Auszeichnung ehrenamtlichen Engagements und die Verleihung entsprechender Ehrenamtspreise wird es in der Bürgerstiftung sicherlich auch in der Zukunft geben.
Neben 20 Jahre Bürgerstiftung sind auch zehn Jahre Lesetüte zu feiern. Eine Investition in die Bildung, die man sich gerne etwas kosten lässt?
Ein absolutes Ja! Es ist enorm wichtig, in unsere Kinder und deren Bildung zu investieren. Dies sichert den Wohlstand und die Zukunft unserer freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft. Daher machen wir regelmäßig und sehr gerne unsere Lesetütenaktionen. Unser Team um den Lesebären konnte im letzten Jahr pandemiebedingt nur Klassenkisten mit Buchgutscheinen in die Schulen bringen. Dieses Jahr starten wir wieder voll durch, und im März wird der Lesebär von einer Kinderbuchautorin begleitet, die in die Grundschulen gehen wird. Weitere spannende Aktionen für die Grundschüler sind geplant.
Wie finanziert sich die Stiftung eigentlich? Oder anders gefragt: Wie generiert man die Basis für Preisgelder, Aktionen, Spenden?
Ursprünglich war eigentlich geplant, dass sich die Bürgerstiftung zumindest zum Teil durch die Erträge aus ihrem Kapitalstock selbst finanziert. Das war natürlich in den letzten Jahren bei den gegebenen Zinsniedrigständen schwierig. Umso bedeutsamer war es, dass die Bürgerstiftung als "Mitmach-Stiftung" ausgestaltet wurde. Sie finanziert sich daher vor allem durch die Menschen in unserer Region, die sich ehrenamtlich bei den Aktionen der Bürgerstiftung beteiligen. Hinzu kommen Spenden, Zustiftungen, mitunter werden wir auch testamentarisch bedacht. So haben wir beispielsweise Ende letzten Jahres eine sagenhafte Zustiftung eines Bürgers unserer Region in Höhe von 200.000 Euro erhalten. Das macht uns natürlich unglaublich stolz.
Grundsätzlich kann jeder die Stiftung unterstützen, oder?
Ja. An dieser Stelle rufen wir auch gerne zur Unterstützung auf. Zuwendungen sind steuerlich voll absetzbar, und die Erträge kommen zu 100 Prozent in Projekten für Menschen in unserer Region an. Dabei dürfen wir betonen, dass alle Mitarbeiter in der Bürgerstiftung ehrenamtlich tätig sind. Wir haben demnach keinerlei Lohnkosten, und auch die Verwaltung des Stiftungsvermögens durch die Volksbank erfolgt unentgeltlich. Das ist schon einmalig.
Wie geht es weiter mit der Bürgerstiftung? Im Vorstand stehen Wechsel an? Was kommt nach den ersten (erfolgreichen) 20 Jahren?
Noch hoffentlich viele weitere erfolgreiche Jahrzehnte Aktivitäten zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger unserer Region. Primär ist nicht so wichtig, wer da im Vorstand oder im Kuratorium tätig ist; wichtig ist uns vielmehr, dass es weiterhin gelingt, viele Ehrenamtliche zu gewinnen, die sich engagiert für die Ziele der Stiftung einsetzen.