Bedrohen E-Books die gedruckten Bücher? (plus Umfrage)
Die RNZ hat beim Mosbacher Buchhandel und in der städtischen Mediathek nachgefragt.

Von Suleyken Maissenhälter
Mosbach. In der Musikindustrie sieht man die Folgen der Digitalisierung deutlich: CDs werden kaum noch gekauft, Schallplatten nur von Liebhabern. Und Kassetten findet man überhaupt nicht mehr. Auch Bücher gibt es seit 1971, zuerst als nicht kommerzielles Projekt, in digitaler Version. 1988 wurde das erste kommerzielle Werk veröffentlicht. Heutzutage gibt es unzählige verschiedene E-Book-Formate wie zum Beispiel Kindle, ePub oder Mobipocket. Bedrohen E-Books die Printbücher und damit auch die Buchhandlungen und Mediatheken? Die RNZ hat zu diesem Thema die Buchhandlung Kindlers in Mosbach sowie die städtische Mediathek befragt.
"Wahrscheinlich bleibt es ohne großen Druck, wie es ist. Leute, die E-Books wollen, haben bereits gewechselt", vermutet Raimar Wiegand, Leiter der Mosbacher Mediathek. Die Zahlen der verliehenen Printmedien seien zwar jeden Monat andere, blieben aber ungefähr gleich: Im Mai 2023 beispielsweise wurden in der Mediathek 14.740 Medien ausgeliehen, davon waren 10.085 Bücher. Über die sogenannte "Onleihe" kann man mit der Mediathekskarte kostenlos E-Medien wie zum Beispiel E-Books ausleihen. Im Mai dieses Jahres fanden 2421 E-Books über diesen Weg ihre Leser.
Raimar Wiegand ergänzt: "In der Corona-Pandemie wurden mehr E-Books ausgeliehen, jetzt sind es aber eindeutig wieder mehr Printmedienausleihen". Die am häufigsten in der Mediathek ausgeliehene Bücher sind Kinderbücher. "Kinder haben Bücher einfach am liebsten", stellt Wiegand fest. Weiter erzählt er, dass auch viele Senioren die Onleihe nutzten, da die Mediathek extra eine Geräteberatung anbiete, in der älteren oder unerfahrenen Kunden erklärt wird, wie die Onleihe richtig funktioniert.
Dass jedoch die Verlage entscheiden dürften, welche Bücher wann auch in der Onleihe zur Verfügung stehen, bemängelt Wiegand: "Die Mediathek wünscht sich eine andere Gesetzgebung, dass Bücher jederzeit in der Onleihe angeboten werden dürfen", macht er deutlich. Printmedien seien da einfach viel aktueller.
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Auch in der Buchhandlung Kindlers in Mosbach ist man sich einig, dass wenn überhaupt ein Rückgang an verkauften Bücher bestehe, dieser "eher schleichend" sei. Und das liege primär auch nicht an den E-Books, sondern vor allem an den steigenden Preisen. Die beiden Geschäftsführerinnen Christine Krück-Mellert und Lisa Mellert berichten von Verkaufszahlen, die abhängig "von der Jahreszeit, der allgemeinen Kauflust der Kunden und der wirtschaftlichen Lage" variierten.
Eher bei den Hörbüchern merken sie einen großen Rückgang der Verkaufszahlen, da die meisten Kunden sich diese inzwischen nur noch herunterladen würden. "Wir bieten nur noch Hörbücher an, von denen wir auch wissen, dass sie verkauft werden", macht Lisa Mellert deutlich. Abschließend ergänzt sie noch: "E-Books sind natürlich praktischer zum Reisen. Kunden kaufen aber generell beides, Print- und E-Books".