"Corona dominiert unsere Abläufe komplett"
Wie gehen die Hausärzte mit dieser Ausnahmesituation um? Fehlende Schutzkleidung ist ein dringendes Problem.

Buchen. (mami) "Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation", sagt Dr. Matthias Krautheim. Das Telefon seiner Buchener Praxis klingele rund um die Uhr und meistens gehe es dabei um das Coronavirus. "Wir versuchen dabei dann schon im Vorfeld zu sondieren. Wir fragen die Patienten, ob sie in direktem Kontakt zu einer infizierten Person standen oder ob sie sich in Risikogebieten aufgehalten haben." Wenn diese Punkte zutreffen, dann mache er entweder Hausbesuche oder er stelle eine Überweisung zur Abstrichstelle in Osterburken aus.
Auch für die Hausarztpraxen sei die aktuelle Situation eine schwierige. "Wir haben unseren Arbeitsalltag komplett geändert, da wir ja auch unsere Mitarbeiter schützen müssen", erklärt er. Maximal zwei Patienten dürfen noch gleichzeitig in seine Praxis. Die müssen klingeln und werden dann an der Tür mit Mundschutz abgeholt. Standard- und Routineuntersuchungen müssen hinten angestellt werden. "Corona dominiert momentan unsere kompletten Abläufe."
Aber auch die Schutzkleidung macht den Hausärzten zu schaffen. "Wir kommen bei uns in der Praxis momentan zwar mit unserem Material aus, da meine Frau in weiser Voraussicht diesbezüglich vorgesorgt hatte, aber ich kenne auch Kollegen, die nicht ausreichend Material zur Verfügung haben." Eben diese Schutzkleidung sei ein großes Problem, so Krautheim: "In der Politik heißt es zwar, dass alle medizinischen Stellen ausreichend versorgt sind, aber dem ist leider nicht so." Er habe vollstes Verständnis, dass primär die Krankenhäuser abgedeckt werden müssen. Aber auch die Hausärzte und deren Personal müssten geschützt werden.
Er selbst habe zum Beispiel die Nachricht bekommen, dass er sich insgesamt vier Schutzmasken, sogenannte FSB 2-Masken, abholen könne. "Diese Masken sollten aber mindestens zweimal am Tag gewechselt werden. Außerdem habe ich noch fünf Angestellte, da kommen wir mit vier Masken nicht weit. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als die Masken selbst zu kaufen, denn wir haben auch eine Fürsorgepflicht für unsere Mitarbeiter. Wenn ich die nicht mehr gewährleisten kann, dann mache ich zu."

Auch in die Praxis von Dr. Helmut König darf nur noch eine begrenzte Anzahl an Patienten. Er musste aus Vorsorge seine Praxis sogar für knapp vier Tage schließen, weil zwei seiner Patienten aus dem Skiurlaub kamen und dies erst später angegeben hatten. "Dann wurden alle unsere Mitarbeiter getestet. Da alle negativ waren, konnten wir dann wieder aufmachen." Patienten mit Symptomen werden seitdem draußen vor der Tür versorgt.
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Ebenso wie Krautheim sieht auch König die Versorgung der Arztpraxen mit Schutzkleidung alles andere als gewährleistet: "Egal ob Mundschutz oder Handschuhe, wir bekommen kaum etwas. Wir haben uns unseren Mundschutz selbst hier in Buchen gekauft. Die Aussagen, dass alle medizinischen Einrichtungen ausreichend versorgt sind, die treffen nicht zu – zumindest nicht hier bei uns."

"Auf absehbare Zeit reicht unsere Schutzkleidung, aber über einen längeren Zeitraum könnte es auch bei uns eng werden", bestätigt Dr. Kurt Häfner seine beiden Kollegen. Er hat in seiner Praxis in Buchen einen separaten Infektionsbereich eingerichtet, der nur durch den Hintereingang zu erreichen und räumlich komplett von der übrigen Praxis getrennt ist. Außerdem habe man eine Plexiglasscheibe an der Rezeption angebracht.
"Wir machen wie die meisten Kollegen auch selbst Abstriche. Allerdings nur vor Ort. Wenn also ein Patient mit Symptomen anruft, dann überweisen wir ihn nach Osterburken." Diese Abstriche werden im Infektionsbereich gemacht, der "nur in Vollmontur betreten wird, was auch zur Sicherheit unserer Mitarbeiter beitragen soll." Allgemein sei das Patientenaufkommen auch bei ihm zurzeit eher geringer, das Telefonaufkommen dafür aber um einiges höher geworden. In seinen beiden Praxen in Altheim und Gerichtstetten musste er allerdings eine andere Lösung finden: "In Altheim handhaben wir es so, dass wir die Patienten mit Corona-Symptomen erst am Ende der Sprechstunde behandeln, um die übrigen Patienten zu schützen. In Gerichtstetten mussten wir teilweise schließen, weil es einfach nicht möglich war, die zwei Bereiche räumlich oder zeitlich voneinander zu trennen."



